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Kurssturz: Bafin leitet Prüfung von Gerresheimer-Bilanz ein | ABC-Z

Die Finanzaufsicht Bafin nimmt den Spezialverpackungshersteller Gerresheimer wegen eines möglichen Verstoßes gegen Rechnungslegungsvorschriften unter die Lupe und hat damit die Aktien auf Talfahrt geschickt. Die Prüfung sei eingeleitet worden, weil das Unternehmen möglicherweise Umsatzerlöse für einige Verträge mit Kunden erfasst habe, obwohl die Umsätze noch nicht realisiert worden waren, begründete die Behörde am Mittwoch ihren Schritt. Daher habe die Bafin eine Prüfung des Konzernabschlusses der Gerresheimer zum Stichtag 30. November 2024 und des zugehörigen Lageberichts eingeleitet. Die Aktie brach daraufhin um zeitweise mehr als 37 Prozent ein und notierte später bei 35 Euro und damit rund 20 Prozent niedriger.

Gerresheimer erklärte in einer Stellungnahme, dass es um Bestellungen gehe, für die im letzten Drittel des Geschäftsjahres 2024 mit den jeweiligen Kunden sogenannte „Bill and Hold“-Vereinbarungen abgeschlossen worden seien. Die Prüfung solle nun klären, ob diese Erlöse im Konzernabschluss 2024 erfasst werden durften oder erst im laufenden Geschäftsjahr 2025. Eine Bill-and-Hold-Vereinbarung ist eine spezielle Art von Verkaufsgeschäft. Dabei stellt ein Unternehmen einem Kunden eine Rechnung für verkaufte Waren aus, liefert diese aber nicht sofort aus. Stattdessen lagert der Verkäufer die Ware für den Kunden ein, bis dieser sie zu einem späteren Zeitpunkt abruft.

„Wir nehmen die Prüfung durch die Aufsichtsbehörde sehr ernst“, betonte der neue Finanzchef Wolf Lehmann. „Wir werden vollumfänglich mit der Bafin kooperieren, um eine vollständige und transparente Klärung zu ermöglichen.“ Der Düsseldorfer Produzent von Verpackungen für die Pharma- und Kosmetikindustrie hatte für das Jahr 2024 ein Umsatzplus von 2,9 Prozent auf gut zwei Milliarden Euro ausgewiesen. „Die im Rahmen von Bill-and-Hold-Vereinbarungen in diesem Geschäftsjahr erfassten Umsätze entsprechen insgesamt einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag“, teilte das Unternehmen weiter mit.

Der ins Visier von Investoren geratene Düsseldorfer Konzern hatte zuletzt für Furore gesorgt mit dem überraschenden Austausch seines Finanzvorstandes. Bernd Metzner verließ den Angaben zufolge auf eigenen Wunsch das Unternehmen. Lehmann wurde von September an sein Nachfolger. Metzner stand nach dem geplatzten Verkauf von Gerresheimer an Finanzinvestoren und dem Verfall des Aktienkurses verstärkt im Fokus.

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