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Eis-Luxus in München: Diese Kugel kostet drei Euro – und ist heiß begehrt | ABC-Z

Manche Menschen sind anscheinend so fleißig, dass sie nicht einmal merken, wenn ein ziemlich rundes Jubiläum ansteht. „Ach stimmt, 15 Jahre ist das schon her, dass ich hier angefangen habe“, sagt Giovanni (56). Das ist sein Eisverkäufer-Künstlername. 2010 eröffnete er das „La Fantastica“ an der Boschetsrieder Straße 118 – im selben Jahr übrigens wie der stadtbekannte „Gelatobi“ am Thalkirchner Platz.

„Ich kenne den Chef dort gut“, sagt Giovanni. Und wer seinen echten Namen wissen will, kommt ganz bestimmt bei einem Cappuccino in Obersendling ins Gespräch mit ihm – außer er ist gerade wieder im Keller am Eisanrühren oder Kuchenbacken. „Nein, nicht Keller, Eislabor!“, betont er.

Das Eislabor: Giovanni experimentiert mit neuen Geschmackstrends

Labor klingt experimentell, ganz so wild ist das dann nicht. Dennoch tüftelt der Eisfachmann da unten an den neuen Trends, stellt sie zusammen, schmeckt sie ab und verkauft sie dann in der Vitrine. Einen großen Aufwand betreibt Giovanni, um am Ende den aktuellen Jahrestrend in die Auslage zu heben.

„Dieses Jahr ist es eindeutig das Dubai-Chocolate-Eis“, sagt er. Der Schlaf hält sich bei ihm in Grenzen in der Hochsaison, erzählt er. Wenn das Wetter gut sei, gehe er nicht vor 24 Uhr nach Hause, um am nächsten Morgen wieder um 7 Uhr in der Großmarkthalle zu stehen und frisches Obst für die Eissorten, Kuchen und Torten zu kaufen.

Dubai-Chocolate und Pistazien: Edle Zutaten für eine Eis-Kreation

Was denn alles drin ist im Dubai-Eis? Die orientalische Süßspeise Kadayif (auch Engelshaar genannt), dazu Pistaziencreme und Pistaziensplitter natürlich, bei denen das Kilogramm bis zu 400 Euro kosten kann, je nach Herkunft und Herstellung, plus die üblichen Zutaten wie Milch, Zucker und Dextrose.

Normalerweise rechnet er quer und hält den Preis je Kugel immer bei zwei Euro, sagt er. Aber: „Dubai Chocolate ist eine von zwei Sorten, bei der ich einen Aufschlag verlangen muss“. Da kostet die Kugel dann also drei Euro statt zwei. In einer Eiswanne liegen demnach Pistazien im Wert von 40 Euro.

Der große Hype hat auch das Eis erreicht: Die Dubai-Chocolate-Kugel kostet im La Fantastica drei Euro statt zwei. Schmeckt aber auch.
Der große Hype hat auch das Eis erreicht: Die Dubai-Chocolate-Kugel kostet im La Fantastica drei Euro statt zwei. Schmeckt aber auch.
© Hüseyin Ince
Der große Hype hat auch das Eis erreicht: Die Dubai-Chocolate-Kugel kostet im La Fantastica drei Euro statt zwei. Schmeckt aber auch.

von Hüseyin Ince

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Auch die Herstellung der Dubai-Kugel sei aufwendig, Schicht für Schicht. Und die zweite Sorte, die etwas teurer sein muss? „Das normale Pistazieneis“, sagt er, 2,50 Euro pro Kugel. Das mit den Preisen für die Zutaten sei ohnehin manchmal unberechenbar. Der Eisexperte bringt ein Beispiel: „Vor zehn Jahren ist mal die Ernte bei Vanille ausgefallen. Da kostete das Kilogramm im Einkauf plötzlich tausend Euro“, erinnert er sich noch sehr gut. In der Regel seien das nicht mehr als etwa 300 Euro je Kilogramm gewesen. Das Gleiche sei mit Kakao erst kürzlich, im Jahr 2024 passiert: Ernteausfall und plötzliche Preisexplosion.

Sizilianisches Cheesecake-Eis und regionale Eis-Vorlieben

Ein Dauertrend sei bei Giovanni das sizilianische Cheesecake-Eis mit Quark, Orangen, ebenfalls Pistaziencreme. Aber es gebe auch ein rätselhaftes Phänomen im Eis-Business. „In manchen Städten oder Stadtvierteln sind Sorten nachgefragt, die sich in anderen Städten oder Vierteln überhaupt nicht verkaufen“, weiß Giovanni von seinen Kollegen.

Ein Beispiel: „In Schwabing verkauft sich Avocado extrem gut. Bei mir nicht.“ Warum? „Ja gut, ich gebe zu, das liegt an mir. Weil ich Avocado hasse“, sagt er und lacht heftig. Und ein städtisches Beispiel? „In Erfurt kenne ich Kollegen, die verkaufen bei gutem Wetter an einem Vormittag eine ganze Wanne Waldmeister“, sagt er. Das habe er auch schon ausprobiert. Aber es komme nicht an. „In München funktioniert das einfach nicht“, sagt er.

Eis für Schüler und bei Regen

Spricht man Giovanni auf den gefühlt recht verregneten Sommer an, wird er nicht nervös. Natürlich verkaufe sich bei Regen weniger Eis. Aber: „Abgerechnet wird immer zum Schluss, am Jahresende“, sagt er, „manchmal ist der Mai gut, dafür der Juni und der Juli schlecht. Manchmal ist der Mai schlecht, dafür Juni und Juli Spitze“, das wisse man nie. An einem Donnerstag, dem letzten Schultag des Jahres, als die AZ ihn besucht, verkauft er wellenartig. Schüler seien natürlich ein großer Faktor.

Bei Schulende herrscht bei Giovanni oft großes Kinder-Gewusel.
Bei Schulende herrscht bei Giovanni oft großes Kinder-Gewusel.
© Hüseyin Ince
Bei Schulende herrscht bei Giovanni oft großes Kinder-Gewusel.

von Hüseyin Ince

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„Inzwischen kennt man mich weit übers Viertel hinaus. Teilweise kommen die Schüler aus Fürstenried bis zu mir. Am Donnerstag sind es Dutzende Schülerinnen und Schüler von der Aidenbachstraße, die es nach der Zeugnisübergabe mit ihren Eltern kaum erwarten können, eine Kugel Eis zu kaufen. Sie wuseln durcheinander.

Mehr als ein Eisladen

Das La Fantastica ist aber im Viertel weit mehr als ein Eisladen. Wer will, kann hier auch ein wenig Fast Food bekommen, veganen Kuchen oder auch – dann am Abend – Cocktails. Mit sehr vielen Leuten ist er schon lange per Du. Da dauert es gerne mal fünf bis sechs Minuten, bis man sich begrüßt und bestellt hat.

Mango-Creme-Kuchen. Vegan und glutenfrei.
Mango-Creme-Kuchen. Vegan und glutenfrei.
© Hüseyin Ince
Mango-Creme-Kuchen. Vegan und glutenfrei.

von Hüseyin Ince

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Giovanni hat immer ein Lächeln im Gesicht und scheint gut zu wissen, was er tut. Einst wurde er zum Konditor ausgebildet, dann studierte er Bauingenieurwesen, um nach einem Spartencrash einige Jahre als Obst- und Gemüsehändler zu arbeiten. Daher könne er auch sehr gut die Qualität der Ware einschätzen, die er fast jeden Morgen kauft.

Für die nächsten fünf Jahre hat Giovanni noch mal investiert: mehr als 100.000 Euro, für den „Ferrari unter Kaffeemaschinen“, wie sie Giovanni nennt, inklusive Touchpad und für die Kühlvitrine. „Am liebsten würde ich 2030 in Frührente gehen. Ich bin dann 61. Mal sehen, ob es klappt“, sagt er.

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