Entlassungen und Versetzungen: Wie Trump „Voice of America“ auf Kurs bringen will | ABC-Z

Entlassungen und Versetzungen
Wie Trump „Voice of America“ auf Kurs bringen will
09.03.2025, 08:49 Uhr
Trumps Umbau der US-amerikanischen Gesellschaft macht auch beim Auslandssender Voice of America nicht halt. Nichtkonforme Mitarbeitende werden entlassen, versetzt, freigestellt, Trump-Anhängerin Lake als neue Leiterin in Stellung gebracht. Dabei war der Sender ursprünglich als Medium gedacht, um unabhängige Nachrichten und Informationen zu veröffentlichen.
Wie bei vielen anderen Behörden und Institutionen setzt das Team von Donald Trump offenbar auch beim Hörfunksender Voice of America auf eine radikale Neuausrichtung. Der altgediente Journalist Steve Herman wurde wegen eines regierungskritischen Social-Media-Postings de facto freigestellt. Die Korrespondentin im Weißen Haus, Patsy Widakuswara, die bereits in der ersten Amtszeit des Republikaners von Aufgaben entbunden worden war, wurde erneut versetzt. Die Leitung des US-Auslandssenders soll die Trump-Anhängerin Kari Lake übernehmen.
Dass Trump dem traditionsreichen Sender seinen Stempel aufdrücken will, kommt nicht überraschend. Doch es steht in starkem Widerspruch zu dessen eigentlicher Aufgabe. Gegründet wurde Voice of America einst, um dem vom Nationalsozialismus geprägten Deutschland die Demokratie näher zu bringen. In den folgenden Jahrzehnten berichtete der vom Staat finanzierte Sender weltweit in zahlreichen Sprachen über die USA – und tut es bis heute.
In einer Charta ist festgelegt, dass die Journalistinnen und Journalisten des Senders unabhängige Nachrichten und Informationen veröffentlichen und nicht als Sprachrohr der Regierung agieren sollen. Konservative Politiker hatten dies in vergangenen Jahren immer wieder kritisiert. So hatte etwa 2021 der damalige Außenminister Mike Pompeo die Mitarbeiter aufgefordert, sich nicht davor zu scheuen, die Großartigkeit des eigenen Landes zu preisen.
Musk: „Niemand hört ihnen mehr zu“
Trump selbst schrieb in sozialen Medien, seine Ernennung von Lake werde dazu beitragen, „die amerikanischen Werte“ weltweit fair und korrekt darzustellen – anders als bei den Lügen, die von den „Fake-News-Medien“ verbreitet würden. Der Tech-Milliardär Elon Musk, den Trump mit radikalen Kürzungen in der öffentlichen Verwaltung beauftragt hat, schrieb am 9. Februar auf seinem Kurznachrichtendienst X, Voice of America solle abgeschaltet werden. „Niemand hört ihnen mehr zu“, behauptete er. Dort würden bloß „radikale, linke Verrückte mit sich selbst reden“ und dabei Steuergelder verbrennen.
Bereits im Januar hatte Trump L. Brent Bozell, den Gründer der konservativen Organisation Media Research Center, als Leiter der Behörde US Agency for Global Media nominiert, der neben Voice of America auch Sender wie Radio Free Europe/Radio Liberty und Radio Free Asia zugeordnet sind. Die Personalie muss noch vom Senat bestätigt werden. Lake muss derweil noch vom International Broadcasting Advisory Board bestätigt werden. Allerdings hat Trump gerade alle Mitglieder dieses Gremiums entlassen. Aktuell agiert Lake deswegen formal als Sonderberaterin.
Der Journalist Herman hatte Anfang Februar das getan, was Journalisten unter anderem eben so tun: Er hatte einen Link zu einer kritischen Äußerung eines Aktivisten bezüglich der von der Regierung geplanten Zerschlagung der für internationale Entwicklungshilfe zuständigen Behörde USAID gepostet. Der Trump-Vertraute Richard Grenell, früherer US-Botschafter in Deutschland, nannte dies verräterisch und forderte, Herman zu entlassen.
Am vergangenen Freitag erhielt Herman einen Brief, mit dem er faktisch unter Beibehaltung seines Gehalts freigestellt wurde. Es müsse geprüft werden, ob er mit seinen Social-Media-Aktivitäten der Glaubwürdigkeit des Senders und dessen Bemühen um Objektivität geschadet habe, heißt es in dem Schreiben, das der Nachrichtenagentur AP vorliegt. Seine fortgesetzte Anwesenheit am Arbeitsplatz könnte „den legitimen Interessen der US-Regierung schaden“.
Versetzung ohne Gründe zu nennen
Am Montag informierten Manager des Senders über die Versetzung von Widakuswara. Sie nannten keine Gründe dafür und erläuterten auch nicht, welche Aufgaben sie künftig übernehmen würde. Im Januar 2021 war die Journalistin degradiert worden, weil sie während eines Redaktionsbesuchs von Pompeo Fragen in den Raum gerufen hatte – unter anderem mit Bezug zum wenige Tage zuvor erfolgten Sturm von Trump-Anhängern auf das Kapitol. Trumps zwischenzeitlicher Nachfolger Joe Biden machte den Schritt kurz darauf rückgängig. Dutzende Kollegen von Widakuswara hatten aber noch in den letzten Tagen der ersten Amtszeit Trumps offen gegen die Degradierung protestiert. Und wie aus Kreisen der Redaktion verlautet, fürchten viele von ihnen jetzt ebenfalls Strafmaßnahmen.
Derweil soll es inzwischen auch Fälle gegeben haben, in denen Beiträge von Voice of America redigiert oder abgeschwächt wurden, um Kritik an Trump auf ein Minimum zu reduzieren. Das berichten mehrere Mitarbeiter des Senders gegen Zusicherung von Anonymität der AP. Laut Einschätzung eines früheren Managers könnte dies ein Versuch sein, künftige Führungsköpfe aus dem Trump-Lager gegenüber Voice of America milde zu stimmen.
Lake will den Sender auf ihre Art reformieren
In einer Mitteilung bezüglich der Ernennung von Lake zur Beraterin erklärte vergangene Woche Roman Napoli, Finanzvorstand des Senders, die Erfahrung der ehemaligen Fernseh-Moderatorin werde sehr wertvoll sein, wenn „wir unsere Mission fortsetzen, die Politik der Trump-Regierung weltweit klar und effektiv darzustellen“. In einer eigenen Stellungnahme schrieb Lake, sie sei entschlossen, den Sender zügig so zu reformieren und modernisieren, dass er etwas sei, das „die amerikanische Bevölkerung zu unterstützen bereit ist“.
Intern sorgen solche Äußerungen für Besorgnis. Wenn Voice of America zu einer Organisation werde, die ganz auf einer Linie mit Trump sei, dann „werden wir unsere Glaubwürdigkeit und unsere Ressourcen verlieren“, sagt ein ehemaliger Manager des Senders.
Jeffrey Trimble, ein ehemaliger stellvertretender Leiter eines Vorläufers der United States Agency for Global Media, sagt, die Regierung habe das Recht, die Zustimmung des Kongresses einzuholen, um die Mission von Voice of America zu ändern. Er betont allerdings, dass dies aus seiner Sicht nicht klug wäre. Denn der Sender repräsentiere „einen zentralen Wert unserer Demokratie, nämlich solide Debatten über die Themen“, sagt Trimble. „Sie können das ändern, wenn sie wollen. Aber im Moment unterliegen sie dem Gesetz.“