Wohnen

DFB-Elf und Julian Nagelsmann nach EM-Drama zurück in Stuttgart | ABC-Z

Es ist mehr als elf Monate her, dass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zum letzten Mal ein Länderspiel im Stuttgarter Stadion bestritten hat. Seither spielte sie in Düsseldorf, Amsterdam, Zenica, München, Freiburg, Budapest, Mailand und Dortmund. Die Erinnerungen an all diese Orte und Partien verblassen mit der Zeit, der Auftritt von Stuttgart indes bleibt sehr präsent bei den Protagonisten. Bundestrainer Julian Nagelsmann nennt diesen 5. Juli 2024 einen „traurigen Tag in meiner Fußballkarriere“, an dem er die „für mich bitterste Niederlage“ erlebt hat.

Das 1:2 gegen Portugal am vergangenen Mittwoch in München hat dafür gesorgt, dass das 1:2 gegen Spanien in Stuttgart an jenem Freitag im vergangenen Jahr noch einmal sehr präsent wird. Es wäre ein Déjà-vu gewesen, wäre es im Spiel um Platz drei an diesem Sonntag (15.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Nations League, bei RTL und DAZN) gar zum Wiedersehen mit den Spaniern in Stuttgart gekommen. Weil diese im anderen Halbfinale aber mit 5:4 siegten, sind sie am gleichen Tag in München im Finale. Auf die Deutschen wartet bei der Rückkehr ein Rendezvous mit Frankreich.

Nagelsmann erinnerte am Samstagabend bei der Pressekonferenz in Stuttgart an die „krasse Dramaturgie“ des deutschen EM-Ausscheidens im Viertelfinale. Seinerzeit hatte Florian Wirtz mit einem Tor kurz vor Ende der regulären Spielzeit zum 1:1 getroffen; es ging in die Verlängerung, in der Deutschland keinen Handelfmeter bekam, Spanien dafür kurz vor Ende des 1:2 erzielte – und gut eine Woche später den Europameister-Titel bejubelte. „Wenn wir das Spiel gewonnen hätten“, sagte Nagelsmann, „wären wir dem großen Wurf sehr nahe gewesen.“

So dramatisch wie bei der EM wird es am Sonntag nicht zugehen, schon, weil das Spiel um Platz drei der Nations League nach den Regeln ohne Verlängerung auskommt. Steht es nach regulärer Spielzeit unentschieden, folgt ein Elfmeterschießen. Auch hat der Wettbewerb, selbst wenn er im Laufe der Jahre seit der Einführung 2018 auch in Deutschland an Stellenwert gewonnen hat, nicht die Bedeutung einer Europameisterschaft. Dennoch hat das Spiel für den Bundestrainer „ganz viele Facetten“, wobei für Nagelsmann „Platz drei die geringste Motivation ist“.

Für ihn ist der Saisonabschluss mit der Nationalmannschaft schon die Vorbereitung auf die WM-Qualifikation, für die Spieler vom FC Bayern und von Borussia Dortmund auch auf die Klub-WM, die in einer Woche startet, zudem geht es um Punkte für die Weltrangliste, in der Italien, das am Freitag überraschend Norwegen mit 0:3 unterlag, noch überholt werden soll, um bei der WM in den USA, Kanada und Mexiko womöglich doch als Gruppenkopf gesetzt zu sein. Genug Gründe für Nagelsmann also für eine bessere Leistung als am Mittwoch in München gegen Portugal.

Die Niederlage, die auf dem erhofften Weg in die Weltspitze ein Rückschlag war, sei aufgearbeitet worden, dabei sei auch „sehr viel von der Mannschaft“ an Analyse gekommen. Nun gehe es weniger um Platz drei oder vier, sondern darum, „ein gutes Spiel zu machen, für uns, aber auch für die Fans“, sagte Nagelsmann. Dafür wird er „schon ein bisschen was verändern“, die Aufstellung verraten, mochte der Bundestrainer nicht. Was er aber sagte, betraf den Kern des deutschen Spiels: „Wir werden einen Spieler mehr abstellen, der den Raum schließt.“

DSGVO Platzhalter

Es klang Respekt durch bei Nagelsmann beim Blick auf den Gegner, auch mit dem Wissen, wie die Portugiesen den Deutschen im Halbfinale zugesetzt hatten. „Wir müssen sie weghalten von den Räumen, in denen sie gefährliche Pässe spielen“, sagte er. Denn dann könnte es schnell ein deutsches Geschwindigkeitsdefizit geben. „Die Franzosen sind sehr schnell.“ Flinke Verteidiger hat Nagelsmann nicht allzu viele. „Die werden wir bis morgen auch nicht mehr kriegen.“ Die Marschroute sei also „freie Füße“, sprich ungestörte Passspieler, möglichst zu verhindern.

Was schwer wird, auch wenn die schnellen Stürmer Ousmane Dembélé (Oberschenkelblessur) und Bradley Barcola (Knieverletzung) genauso fehlen wie Verteidiger Clément Lenglet (Hüfte). „Die Breite des Kaders ist mehr als beeindruckend“, sagte Nagelsmann im Wissen, dass das bei seiner Auswahl nicht der Fall ist. „Es ist eine brutale Leistungsdichte. Wenn sie im Flow sind, sind die schwer zu bespielen.“ Das waren sie vor gut einem Jahr nicht, Deutschland gewann in Lyon mit 2:0, auch dank der Schnelligkeit von Florian Wirtz: Er traf schon nach acht Sekunden.

Seinerzeit begann die positive Entwicklung nach dem dunklen Winter, die sich trotz des EM-Aus im Viertelfinale bis zuletzt fortsetzte. Die Niederlage gegen Portugal indes hat das Potential für einen Einschnitt, wenn die Leistung auch gegen Frankreich ähnlich mau ausfällt. Nagelsmann fordert daher, das Duell auch als Bewerbungsplattform zu nutzen: „Ich gehe davon aus, dass jeder Spieler auch in der WM-Qualifikation dabei sein will.“ Dafür müssen die Seinen nur eines: besser Fußball spielen. „Es muss keiner einen Acker umgraben von Hand.“

Noch Tickets für Nations-League-Spiele verfügbar

Sowohl das deutsche Spiel gegen Frankreich um Platz drei als auch das Nations-League-Finale zwischen Fußball-Europameister Spanien und Portugal sind noch nicht ausverkauft. Für beide Spiele gibt es Restkontingente von Eintrittskarten für alle Kategorien, wie die Europäische Fußball-Union (UEFA) am Samstag mitteilte.

Deutschland und Frankreich spielen den dritten Platz am Sonntag (15.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Nations League, bei RTL und DAZN) in Stuttgart aus. Am Abend (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Nations League, bei RTL und DAZN) geht es in München um den Titel. Im Halbfinale hatten Bundestrainer Julian Nagelsmann und sein Team gegen Portugal (1:2) verloren, Spanien bezwang Frankreich spektakulär (5:4). (sid)

Back to top button