Thomas Kleine und Stephan Fürstner bei der SpVgg Greuther Kleeblattstadt: Die Trümmermänner – Sport | ABC-Z

Wenn man nur einen flüchtigen Blick auf die Abschlusstabelle der zweiten Bundesliga wirft, könnte man meinen, die Fußballwelt wäre in Ordnung. Dass Mannschaften wie der SSV Ulm oder Jahn Regensburg eher nicht in die erste Liga durchmarschieren würden, der 1. FC Köln vielleicht aber schon Meister werden könnte, ließ sich ja bereits vor der Saison erahnen. Gut, das eine oder andere würde einen schon überraschen – etwa, dass es der Hamburger SV offenbar tatsächlich fertiggebracht hat, in die Bundesliga aufzusteigen und dabei sogar die SV Elversberg hinter sich zu lassen. Im Wesentlichen ist aber vieles so eingetreten, wie es zu erwarten war.
Die SpVgg Greuther Fürth auf Rang 13, neun Punkte entfernt von den direkten Abstiegsplätzen – auch das ist doch ein respektables Ergebnis. Oder etwa nicht?
Nun ja, man muss schon zwischen den Zahlen lesen, um die ganze Wahrheit zu erfassen. Was die Abschlusstabelle nicht verrät, ist ja, dass ein ziemlich chaotisches Jahr hinter den Fürthern liegt; dass Rachid Azzouzi als Geschäftsführer Geschichte ist; und dass es nicht weniger als vier Trainer gebraucht hat, um am Ende dann doch 39 Punkte auf dem Konto zu haben und irgendwie als Dreizehnter ins Ziel zu kommen. Wer all das aber weiß, dem ist klar, dass Fürth eine Menge aufzuarbeiten hat.
Dabei haben sie beim Kleeblatt jetzt erste Entscheidungen getroffen. Anfang Mai kam Thomas Kleine zunächst als Übergangstrainer nach Fürth, um den Untergang zu verhindern – jetzt ist er auch derjenige, der dem Verein mit Milorad Pekovic an seiner Seite eine bessere Zukunft bescheren soll. „Beide haben es geschafft, in einer sehr schwierigen Situation unsere Mannschaft erfolgreich über die Ziellinie zu führen, und es war trotz der Kürze der Zeit schon zu sehen, worauf sie Wert legen“, erklärt Sportdirektor Stephan Fürstner.
Kleine, 47, betreute die Mannschaft zwar nur zwei Wochen lang, in den beiden Spielen, bei denen er an der Seitenlinie stand, holte Fürth aber vier Punkte gegen Hannover 96 (1:1) und den Hamburger SV (3:2). Es ist also eine eher schmale Basis, auf der Fürth und Kleine nun in eine gemeinsame Zukunft aufbrechen, doch Fürstner ist sich „sicher, dass wir es gemeinsam schaffen, etwas aufzubauen“. Zunächst einmal geht es für die Verantwortlichen aber darum – um im Bild zu bleiben –, die Trümmer einer chaotischen Saison mit vier Trainern und einem Einschnitt auf der Führungsebene beiseite zu räumen.
An Fürstner ist es nun, einen, wie er selbst sagt, „großen Umbruch“ zu meistern
Seit Azzouzi nicht mehr die Geschäfte führt, hat Fürstner das Sagen. An ihm als Sportdirektor ist es nun, einen, wie er selbst sagt, „großen Umbruch“ zu meistern und den Kader auf links zu drehen, weil etliche Verträge auslaufen. Simon Asta zieht es zum 1. FC Kaiserslautern. Die Leihspieler Lennart Grill, Joshua Quarshie, Noah Loosli, Nemanja Motika und Jannik Mause kehren zu ihren Vereinen zurück. Und die Verträge von Moritz Schulze, Gideon Jung, Niko Gießelmann, Marco Meyerhöfer und Kerim Calhanoglu werden nicht verlängert.
Der Kader wird also ein vollkommen anderes Gesicht haben, wenn Fürth am 25. Juni die Vorbereitung auf die neue Saison aufnimmt. Fürstner sieht darin „die Chance, Veränderungen in der Mannschaft vorzunehmen“ – das ist auch als vornehme Übersetzung zu verstehen von: So wie in der gerade abgelaufenen Saison kann es nicht einmal beim allerbesten Willen weitergehen.
Wie nötig Einschnitte sind, hat die vergangene Spielzeit zur Genüge dokumentiert – schließlich gab es gleich eine ganze Reihe an Auftritten, mit denen Fürth Rätsel aufgab. Die Mannschaft fiel ein ums andere Mal in sich zusammen, war beiden Frankenderbys nicht gewachsen und schaffte es auch in mehreren anderen Spielen nicht, deutlich zu machen, für welchen Fußball Fürth eigentlich stehen will.
All das soll unter Kleine nun der Vergangenheit angehören. Die Eindrücke, die er in den letzten beiden Saisonwochen hinterlassen hat, waren durchaus vielversprechend – nun gilt es aber, diese zu untermauern und das wieder nach Fürth zu bringen, was in der Vorsaison auf der Strecke geblieben ist: Beständigkeit, Ruhe und Fußball, der nicht nur irgendwie zu Platz 13 führt, sondern wieder nach der SpVgg Greuther Fürth aussieht.