Anti-Hamas-Aktivist droht Abschiebung – Restaurant in Prenzlauer Berg will ihn retten | ABC-Z

Berlin. Hamza Howidy floh aus Gaza nach Deutschland. Nun soll er nach Griechenland abgeschoben werden. Doch dort wurde er mit dem Tod bedroht.
Den Geruch wird er nicht mehr vergessen, sagt Hamza Howidy. Der Geruch eines Eimers voller Fäkalien in einer winzigen Zelle in Gaza. Im Juni 2023 sei er festgenommen worden, weil er gegen die Hamas protestiert hatte. Die Terrororganisation herrscht seit 2006 im Gazastreifen. Sie duldet keine Opposition, nicht einmal den kleinsten Widerspruch. Wer sich widersetzt, muss auf das Schlimmste gefasst sein. Howidy wurde mit Elektrokabeln gefesselt, gefoltert und verhört, weil er sich für ein Gaza ohne die Hamas einsetzt. Als er nach der Zahlung von Schmiergeld freikam, flüchtete Howidy im August 2023 über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten, geriet an Schleuser, die ihn nach Griechenland brachten.
Für einen kurzen Moment sah es so aus, als könne sich Howidy in Sicherheit wähnen. Bis er feststellte, dass in Griechenland viele Geflüchtete aus Gaza leben, die mit der Hamas sympathisieren. Wieder war Howidy in Gefahr, weil er sich auch nach seiner Flucht in den sozialen Medien gegen die Hamas stellte. Er wurde angefeindet und mit dem Tod bedroht, weshalb er schließlich weiter nach Deutschland floh.
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Hamza Howidy gibt den Menschen in Gaza eine Stimme
Dort wurde der junge Mann bald zu einer wichtigen Stimme der Menschen in Gaza, die bisher kaum jemand hörte, der Hamas-Gegner, die nicht länger unter der Knute der Terrororganisation leben wollen. Nach dem Terrorangriff der Hamas gegen Israel am 7. Oktober 2023 sprach sich Howidy gegen Antisemitismus und Islamismus aus, forderte die Freilassung der israelischen Geiseln. Howidy wurde von deutschen Medien interviewt, schrieb in der „taz“ und sprach an Schulen und Universitäten über die Situation im Gazastreifen.
Hamas-Mitglieder bei der Übergabe einer israelischen Geisel im Februar 2025
© SAHER ALGHORRA/The NewYorkTimes/Redux/laif | SAHER ALGHORRA/The NewYorkTimes/
Nach anderthalb Jahren in Deutschland soll Hamza Howidy nun abgeschoben werden – zurück nach Griechenland. Gemäß der Dublin-Verordnung ist das rechtens. Griechenland ist der EU-Staat, in den Howidy zuerst eingereist ist und Asyl erhalten hat. Sein erneuter Asylantrag in Deutschland wurde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) abgewiesen, wie die „taz“ scheibt.
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Für Howidy wäre eine Rückkehr dramatisch. Die griechischen Behörden gehen schlecht mit Geflüchteten um, das ist bekannt. Auch der Zugang zu Sozialleistungen ist nicht gewährleistet, wie selbst das BAMF einräumen muss. Howidy hat Angst – vor anderen Geflüchteten aus Gaza, aber auch vor der griechischen Polizei. „Ich fühle mich komplett verloren“, sagte Howidy im Gespräch mit der „taz“.

Oz Ben David vom Restaurant „Kanaan“ in Prenzlauer Berg
© Thomas Schubert / BM | Thomas Schubert
Kai Wegner für Solidaritätsadresse angefragt
Das israelisch-palästinensische Restaurant Kanaan in Prenzlauer Berg (Schliemannstraße 15) will Howidy helfen und hat für Sonntag, 22. Juni (ab 17 Uhr), einen Abend der Solidarität für ihn organisiert. Howidy werde im Kanaan seine Geschichte erzählen und Fragen beantworten, sagte Kanaan-Sprecherin Dana Lapid der Berliner Morgenpost. Dazu werde es ein paar Snacks geben. Auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sei angefragt worden, sich für Howidy einzusetzen. Bisher stehe eine Antwort aus.
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Wegner hatte dem Kanaan im vergangenen Juli einen Solidaritätsbesuch abgestattet, nachdem in das Lokal eingebrochen worden war. Die Eindringlinge hatten Teile der Einrichtung beschädigt. Mitinhaber Oz Ben David sprach von einem „verabscheuungswürdigen Akt von Vandalismus“. Die Ermittlungen der Polizei führten bisher zu keinem Ergebnis. Der Hintergrund der Tat bleibt unbekannt.