Robuste Aktienmärkte: Anleger nehmen Shutdown gelassen | ABC-Z

Die Aktienmärkte haben am Mittwoch gelassen auf das Scheitern der Haushaltsgespräche in den USA reagiert. In Frankfurt stieg der Dax bis zum frühen Nachmittag um 0,5 Prozent, in Tokio schloss der Nikkei 0,9 Prozent tiefer, und der Hang Seng in Hongkong schloss sogar 0,9 Prozent höher als am Vortag. Analysten der Bank of America wiesen darauf hin, dass auch die Aktienindizes der Wall Street in der Woche vor und in der Woche nach den bisherigen sechs „Shutdowns“ gestiegen seien.
Tatsächlich legten die US-Aktienindizes Dow Jones und Nasdaq am Dienstagabend um 0,2 und 0,3 Prozent zu, obwohl sich bereits abzeichnete, dass sich Republikaner und Demokraten nicht auf eine Überbrückungsfinanzierung würden einigen können. Damit ging ein für die Börse ungewohnt guter Monat September zu Ende. Der Dow legte mehr als zwei Prozent zu, der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann sogar gut sechs Prozent hinzu.
Die deutschen Aktienindizes hinkten hinterher und verzeichneten auf Monatssicht Verluste. Diese hielten sich aber im Rahmen, wenn man bedenkt, dass der September nach nahezu allen Statistiken im Durchschnitt der schlechteste Monat im Jahr an den Aktienbörsen ist.
Bemerkenswert ist vor allem die Robustheit des amerikanischen Aktienmarktes. Die Schweizer Großbank UBS schätzt, dass das Wirtschaftswachstum der USA im dritten Quartal um 0,2 bis 0,3 Prozent gedämpft wird, weil nun Hundertausende Staatsangestellte in Zwangsurlaub geschickt werden und Bundesbehörden nicht mehr wie gewohnt arbeiten. Die US-Bank Goldman Sachs wies allerdings darauf hin, dass die durch Shutdowns nachlassende Wirtschaftsleistung in der Vergangenheit nach der Beilegung von Haushaltsstreitigkeiten im Kongress schnell wieder aufgeholt wurde.
Gold zeigt Unsicherheit
Allerdings befürchten Marktteilnehmer erhöhte Unsicherheit. So könnte der für Freitag erwartete Arbeitsmarktbericht, der Indizes für die zukünftige Leitzinssenkungen der Notenbank Fed liefern dürfte, wegen des Shutdowns möglicherweise ausfallen. Gold, das von Anlegern gern in Krisenzeiten gekauft wird, erreichte am Mittwoch einen weiteren Rekordpreis. Anleger zahlten erstmals fast 3900 Dollar für eine Feinunze (31 Gramm). Erst zu Beginn der Woche hatte das Edelmetall die Hürde von 3800 Dollar erstmals genommen.
Dämpfer von Nike
Gerade die Stimmung für Technologieaktien ist prächtig. Nvidia etwa kletterte auf den 187 Dollar, Citigroup steckte ein neues Kursziel von 210 Dollar. Die US-Bank Jefferies berichtete zudem über ein reges Beratungsgeschäft bei Unternehmenskäufen und Übernahmen (M&A) sowie bei Börsengängen (IPO). Aber es gibt auch Dämpfer. So berichtete der Sportartikelhersteller Nike von höheren Belastungen durch Zölle. Statt mit einer Milliarde Dollar, wie vor drei Monaten geschätzt, rechnet Nike durch Importe aus Asien nun mit einer Zollbelastung von 1,5 Milliarden Dollar. Analysten fanden aber auch positives in den Geschäftszahlen von Nike, die Aktie wurde zur Eröffnung an der Wall Street am Mittwoch mit Kurszuwächsen erwartet.
Im M-Dax legten im September die Aktien von Rüstungsunternehmen wie Renk und Hensoldt stark zu, nachdem der Krieg in der Ukraine trotz des Trump-Putin-Gipfels in Alaska weiterging. Die Aktie des Lastwagenhersteller Traton litt unter den von US-Präsident Trump angekündigten Zöllen von 25 Prozent auf Nutzfahrzeuge, die nicht in den USA produziert werden.
Dagegen zeichnete sich am Mittwoch eine Entlastung für Pharmawerte ab. Die amerikanische Regierung hat sich mit Pfizer auf günstigere Medikamente im Rahmen des staatlichen Gesundheitsprogramms Medicaid geeinigt. Nach Darstellung von Donald Trump sollen weitere Vereinbarungen mit anderen Pharmagesellschaften folgen. Daraufhin kletterte die Aktie der Merck KGaA im Dax um fünf Prozent an die Spitze der Tagesgewinner.
Die Aktie der Lufthansa erholte sich am Mittwoch etwas, nachdem sie am Dienstag um fast sechs Prozent nachgegeben hatte. Grund dafür war eine Abstimmung unter Piloten, die eine deutliche Mehrheit für einen Streik brachte. Ein konkreter Streikzeitpunkt wurde zunächst nicht genannt. Über das weitere Vorgehen soll die Tarifkommission der Gewerkschaft Cockpit entscheiden. Zuletzt hatten die Lufthansa-Piloten im 2022 für einen Tag gestreikt. Im laufenden Tarifkonflikt geht es um die Betriebsrenten.




















