Meeder: Friedensbrücke gewinnt Bürgerpreis für Engagement – Bayern | ABC-Z

Im oberfränkischen Meeder steht eine Brücke – allerdings keine aus Beton, sondern eine symbolische. Sie verbindet Menschen über Generationen hinweg, die sich gemeinsam für den Frieden einsetzen. Für dieses Engagement wurde die Meederer Friedensbrücke nun mit dem Bürgerpreis ausgezeichnet. Unter dem Motto „Frieden fördern, Freiheit leben, Brücken bauen“ erhielt das Projekt den mit 25 000 Euro dotierten ersten Preis. Mit der Auszeichnung würdigt der bayerische Landtag Menschen, die sich auf unterschiedliche Weise für ein friedliches Miteinander starkmachen.
In diesem Jahr wurde der Preis bereits zum 25. Mal verliehen. Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) betonte in ihrem Grußwort die Bedeutung freiwilligen Engagements für den gesellschaftlichen Zusammenhalt – gerade in Zeiten eines fragilen Weltfriedens: „Sie sind diejenigen, die Brücken bauen, wo andere versuchen, Grenzen zu ziehen. Sie hören zu, wo andere vielleicht nur schreien und sie kümmern sich, wenn andere wegschauen.“ Mit ihrem Mut würden sie Bayern besonders stark machen. Aus 113 Bewerbungen wählte die Jury drei Preisträger aus.
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Die Meederer Friedensbrücke möchte vor allem Kinder und Jugendliche erreichen, erklärt Manfred Seemann, zweiter Vorsitzender und Organisator des Projekts. Derzeit bringen sich die Kirchengemeinde, der örtliche Kindergarten, die Gemeinde Meeder, die Anna-B.-Eckstein-Schule sowie das Friedensmuseum ein.
Dessen Wurzeln reichen mehr als 370 Jahre zurück: Seit 1650 feiern Meeder und das Coburger Land das Friedensdankfest – ein Erbe des Westfälischen Friedens. In den 1980er-Jahren entstand daraus in der Kirchengemeinde eine Friedensinitiative, aus der 2013 das Friedensmuseum mit dem Trägerverein „Lernwerkstatt Frieden“ hervorging. Die Friedensbrücke ist heute dort beheimatet – und immer offen für neue Ideen und Projekte. Ein sichtbares Symbol dieses Engagements ist der „Ravensburger Friedensteppich“ des Friedensmuseums. Unter dem Motto „Wandern und wachsen“ gibt es inzwischen mehr als 40 Teppichteile. Einzelne Teile reisen durch Deutschland, andere werden immer wieder neugestaltet.

Mit dem Preisgeld sollen künftig bis zu 50 Projekte gefördert werden, jeweils mit rund 500 Euro. Vorgesehen sind friedenspädagogische Aktionen, Ausstellungen und Workshops, die Menschen aller Generationen zusammenbringen. Geplant ist unter anderem ein Filmprojekt, das junge Menschen ermutigen soll, das Thema Frieden aus ihrer Perspektive zu beleuchten. Dass das Thema Frieden in Meeder greifbar bleibt, ist auch den Veranstaltungen im Friedensmuseum zu verdanken. Neben Vorträgen und Ausstellungen – etwa zu Migration oder dem Grundgesetz – gibt es friedenspädagogische Angebote in Kooperation mit der Schule.
„Es ist ganz schwer, Frieden auszustellen“, sagt Seemann. „Deshalb ist es so wichtig, dass es die Ausstellungen gibt – damit Diskussionen entstehen und Informationen weitergegeben werden.“ Die Auszeichnung des bayerischen Landtags sei eine große Bestätigung und zugleich ein Ansporn, weiterzumachen: „Was das Thema Frieden angeht, kann Meeder punkten ohne Ende. Aber die Friedensbrücke fasst alles zusammen – sie macht die Idee noch wirkungsvoller.“
Mit dem zweiten Platz ausgezeichnet wurde „Seniorpartner in School“ (SiS), ein Projekt, das sich für gelebte Konfliktkultur im Schulalltag einsetzt. Das ehrenamtliche Programm unterstützt Grundschüler dabei, Streitigkeiten selbständig und respektvoll zu lösen. Dafür werden Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen ab 55 Jahren zu Schulmediatoren ausgebildet. In Bayern gibt es das Projekt inzwischen an 78 Schulen.
„Wir sind keine Benimmregel-Lehrer, die die Kinder bevormunden, sondern wir begegnen ihnen auf Augenhöhe“, betont Matthias Kraemer, Landesvorsitzender von SiS in Bayern. Die Gespräche mit den Mediatoren finden im „Raum der guten Lösung“ statt. Dorthin kommen die Kinder freiwillig. Dann wird geredet – nicht über Schuld, sondern über Bedürfnisse. „Wir versuchen herauszufinden, welches verletzte Gefühl hinter dem Konflikt steckt“, erklärt Kraemer. Dass den Kindern das Gefühl gegeben wird, gesehen zu werden, sei der Kern ihrer Arbeit.
„Gerade die Generation der Babyboomer hat viel zu geben“
Entstanden ist SiS 2001 in Berlin. Heute ist das Netzwerk bundesweit aktiv, mit rund 1300 Mediatoren an 450 Schulen. In Bayern wächst der Landesverband stetig: Zu den Standorten in München, Augsburg, Nürnberg, Deggendorf und Landshut kommt nun Regensburg hinzu – mit dem Preisgeld von 15 000 Euro soll der Standort aufgebaut werden. Langfristig soll es SiS an jeder Schule geben. Denn Kraemer sieht darin weit mehr als bloße Konfliktlösung: „Das ist gelebte Demokratiearbeit. Die Kinder lernen zuzuhören, die Sichtweise anderer zu respektieren und friedlich miteinander umzugehen.“ Der Bedarf dazu sei größer denn je: Emotionale Kompetenzen würden nachlassen, auch das Miteinander bröckele. Kraemer appelliert, das Engagement älterer Menschen stärker zu fördern: „Gerade die Generation der Babyboomer hat viel zu geben. Wer mit Kindern arbeitet, lernt auch selbst dazu – und geht mit anderen Augen nach Hause.“
Mit dem dritten Platz ausgezeichnet wurde die Jüdische Kulturwoche „Le Chajim!“ in Rothenburg ob der Tauber. Unter dem hebräischen Motto „Le Chajim!“ – zu Deutsch „Auf das Leben!“ – laden Ehrenamtliche seit 15 Jahren zu einer Woche voller Konzerte, Lesungen, Theaterstücken, Exkursionen und Workshops ein. Ihr Ziel: jüdische Kultur sichtbar machen. Die Kulturwoche will die sogenannte Steinsituation aufbrechen – also die Situation, dass es in Rothenburg keine lebendige jüdische Gemeinde mehr gibt, erklärt Oliver Gußmann, Mitgründer sowie Gäste- und Touristenpfarrer in Rothenburg. „Wir wollen zeigen, dass jüdische Kultur nicht nur Leid bedeutet, sondern auch Fröhlichkeit, Musik und Begegnung“, sagt er. Angesiedelt ist das Projekt beim Evangelischen Bildungswerk zwischen Tauber und Eich, unterstützt wird es von der Begegnung Christen und Juden.
Entstanden ist die Kulturwoche 2010 aus einer Geschichtstagung über das jüdische Rothenburg. Seitdem findet sie jedes Jahr um den 22. Oktober statt – jenen Tag im Jahr 1938, an dem die jüdischen Mitbürger Rothenburgs vertrieben wurden. „Wir wollen dem etwas entgegensetzen“, sagt Gußmann. „Unser Programm ist sozusagen das Gegenstück zum Antisemitismus.“ In diesem Jahr standen zwölf Veranstaltungen auf dem Programm – von israelischen Kreistänzen und einem jüdischen Märchenabend bis hin zu einer Exkursion zu den jüdischen Stätten in Worms und Speyer. In die Gestaltung der kommenden Programme soll das Preisgeld von 10 000 Euro fließen. Doch die Auszeichnung sei über den finanziellen Aspekt hinaus „etwas ganz Besonderes“, betont Gußmann. Sie motiviere die Ehrenamtlichen und zeige, dass ihre Arbeit trotz Gaza-Krieg und zunehmendem Antisemitismus anerkannt wird. Von der Auszeichnung erhoffe man sich außerdem mehr Bekanntheit, auch, um andere Kirchengemeinden zu inspirieren, dem jüdischen Leben mehr Beachtung zu schenken.
Eine weitere, undotierte Würdigung ging an das Europäische Jugendprojekt Oberpfalz e.V. aus Freihung für dessen andauernden Einsatz im Bereich der Völkerverständigung und Erinnerungskultur.





















