Goldschakal von Sylt: Tierschützer stoppen Jagd-Pläne | ABC-Z

Sylt. Ein Goldschakal hatte knapp 80 Schafe auf Sylt gerissen. Tierschützer kritisieren Abschusspläne als „erschreckend einfallslos“.
Der Goldschakal, der auf der Nordseeinsel Sylt knapp 80 Schafe gerissen hat, bleibt vorerst verschont. Die veranlasste Jagd auf das Tier wurde ausgesetzt. Grund sei ein anhängiges Eilverfahren beim schleswig-holsteinischen Verwaltungsgericht, teilte das Landesumweltministerium in Kiel mit.
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Ein am Dienstag eingegangener Widerspruch gegen die Ausnahmegenehmigung zum Abschuss des Tiers habe laut einem Beschluss des Gerichts in Schleswig aufschiebende Wirkung bis zur Entscheidung über den Eilantrag, hieß es. Ein Naturschutzverband hatte sich gegen die Ausnahmegenehmigung an das Gericht gewandt.
Goldschakal ist eigentlich streng geschützt
Das schleswig-holsteinische Landesamt für Umwelt hatte die Ausnahmegenehmigung zur sogenannten Entnahme des üblicherweise streng geschützten Raubtiers erteilt. Diese trat am Donnerstag vergangener Woche in Kraft. Jagdberechtigte auf der Nordseeinsel hätten den Schakal bei Sichtung seither erschießen dürfen.
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Das Tier riss nach Angaben des Ministeriums im Mai auf Sylt innerhalb weniger Tage 76 Lämmer. Zum Schutz der unter anderem für den Küstenschutz wichtigen Deichschäferei auf der Insel folgte daher die Ausnahmegenehmigung für einen Abschuss. Die dauerhafte Anwesenheit des Schakals sei nicht tragbar, hieß es.
Tötung des Goldschakals nur in Ausnahmefällen möglich
Goldschakale sind streng geschützt und dürfen normalerweise nicht gejagt werden. Ausnahmen sind dem Ministerium zufolge nur in Sonderfällen unter strengen Voraussetzungen möglich – etwa, wenn gravierende Schäden für die Landwirtschaft auf andere mildere Weise nicht abgewendet werden können.
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Goldschakale sind größer als Füchse, aber deutlich kleiner als Wölfe. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Südostasien bis nach Südosteuropa, seit einigen Jahrzehnten breiteten sich allerdings auch in Mitteleuropa aus. In Deutschland wurde erstmals 2017 ein Tier nachgewiesen.
Goldschakale leben in kleinen Familien, sind Allesfresser
Die nachtaktiven Goldschakale leben ähnlich wie Füchse meist in kleinen Familienverbänden. Sie sind anpassungsfähige Allesfresser, die sich etwa von kleineren bis mittelgroßen Säugetieren, Vögeln, Insekten, Aas und Beeren ernähren. Genproben bestätigten, dass ein Goldschakal die Lämmer auf Sylt gerissen hatte.
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Die Tierrechtsorganisation Peta kritisiert die Erteilung einer offiziellen Ausnahmegenehmigung für den Abschuss des Goldschakals auf Sylt. „Die Tötungsabsicht der schleswig-holsteinischen Behörden und des Umweltministers Tobias Goldschmidt ist erschreckend einfallslos. Behördliche Maßnahmen müssen immer das mildeste Mittel zuerst ins Kalkül ziehen, und das ist in diesem Fall eine Umsiedlung des Tieres“, teilte eine Peta-Sprecherin mit.
Mit Lebendfallen oder Betäubungsgewehren könne der Goldschakal demnach schonend eingefangen und in einem Gebiet auf dem Festland ausgesetzt werden. „In Afrika werden ganze Löwenrudel eingefangen und in sicheren Gebieten wieder ausgesetzt – da sollte es den Behörden gelingen, einen Goldschakal auf Sylt unversehrt einzufangen“, teilte die Organisation mit. Es sei „beschämend“, dass die Abschuss-Lösung auf Sylt präferiert wurde.
dpa/AFP/jle