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Von London nach New York: Händler fliegen Goldbarren über den Atlantik | ABC-Z


Von London nach New York

Händler fliegen Goldbarren über den Atlantik

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An den beiden Handelsplätzen in New York und London ist der Wert von Gold in eine Schieflage geraten. In der britischen Hauptstadt holen Banken ihre Barren deswegen aus den unterirdischen Beständen – und schicken sie auf einem ungewöhnlichen Weg nach Manhattan.

Der Run der Anleger auf Gold treibt die Preise immer weiter nach oben. Das als Krisenwährung genutzte Edelmetall ist in Zeiten von Inflation, Zolldrohungen des US-Präsidenten Donald Trump und wachsenden Ängsten vor einem möglichen globalen Handelskrieg gefragt. An den beiden Handelsplätzen in New York und London ist der Wert des goldenen Metalls allerdings in eine Schieflage geraten.

Gold USD 2.800,59

Momentan ist Gold in Manhattan wesentlich mehr wert als in der britischen Hauptstadt. Das hat laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ dazu geführt, dass Händler in London die Goldbarren aus den Tresoren holen und auf einem ungewöhnlichen Weg nach New York transportieren: nämlich per Passagierflugzeug.

Anleger, Banken, Bergleute und Juweliere handeln die Kontrakte an der New Yorker Comex-Börse. Dort wird zu einem festgelegten Preis an einem bestimmten zukünftigen Datum gekauft oder verkauft. Großbritannien hingegen ist seit Jahrhunderten die erste Adresse für den Kauf physischer Goldbarren. Die beiden Märkte bewegen sich meist im Gleichschritt. Wenn das nicht der Fall ist, wissen die Händler: Sie können das Gold dorthin fliegen, wo die Preise höher sind.

Seit Jahresbeginn ist der Kurs der in New York gehandelten Gold-Futures um mehr als zehn Prozent gestiegen. Am Montag kostete die Feinunze (31,1 Gramm) mit mehr als 2900 Dollar so viel wie noch nie und erreichte damit bereits den achten Rekordstand im Jahr 2025. Inzwischen ist der Goldpreis wieder etwas gefallen und liegt bei 2700 Dollar.

Anders sieht das in London aus: Dort sind die Preise pro Feinunze seit Anfang Dezember um etwa 20 Dollar gesunken. Der ungewöhnlich hohe Abschlag könnte laut Händlern auf mögliche Zölle an der US-Grenze zurückzuführen sein. Dahinter steckt die Sorge, dass Trump weitere Zölle auf Rohstoffe einführen könnte – und damit auch auf Gold. Bevor das geschehen könnte, wollen Banken ihre Barren lieber in Sicherheit wissen.

Von der Entwicklung könnten laut Analysten vor allem eine Handvoll Banken wie JPMorgen und HSBC profitieren. Mit dem Verleih ihrer Goldbarren erzielen sie Renditen und durch den Verkauf von Futures in New York sichern sie das Risiko eines Preisverfalls ab. Solange die Preise auf beiden Seiten des Atlantiks nahe beieinander liegen, ist der Handel nahezu risikolos. Als die Preise an der Comex Ende letzten Jahres allerdings über die Londoner Preise stiegen, standen die in New York abgeschlossenen Verträge plötzlich unter Druck.

Inzwischen soll laut dem „WSJ“ so viel Gold nach New York transportiert werden, dass es Wochen dauert, bis die Banken ihre Goldbarren aus den unterirdischen Beständen der Bank of England abziehen können. Angestellte, die mit der Überwachung des Londoner Goldmarktes beauftragt sind, sollen besorgte Anrufe von Bankern erhalten, die das Prozedere abkürzen wollten. Die Antwort der Bank of England: Sie müssen warten, bis sie an der Reihe sind.

Selbst für Unternehmen wie JPMorgan ist es nicht einfach, Gold nach New York zu schicken. Sicherheitsfirmen bringen die Goldbarren in verstärkten Transportern zum Flughafen in London. Die Comex-Kontrakte erfordern außerdem eine andere Barrengröße. Händler müssen ihr Gold deswegen zuerst an Schweizer Raffinerien schicken, um es umzugießen, bevor sie in die USA weiterfliegen.

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