Wiesbadens Palasthotel: Millionen-Sanierung weiter vertagt | ABC-Z

Seit mehr als neun Jahren wird in Wiesbaden über die Zukunft des maroden Palasthotels debattiert und jetzt ist die Entscheidung über das imposante Gebäude im Herzen der Stadt aus parteitaktischen Gründen in das kommende Jahr verschoben worden. Die sogenannte Markterkundung wird wahrscheinlich keine Ergebnisse vor der Kommunalwahl am 15. März 2026 liefern und damit das Linksbündnis vor einem Zerwürfnis bewahren. Das mag für SPD, Grüne, Volt und Linke gut sein, für die Stadt ist es schlecht.
Die Sanierungskosten werden derzeit auf mehr als 40 Millionen Euro geschätzt und es ist davon auszugehen, dass diese analog zum Baukostenindex weiter steigen. Der Stillstand kostet Geld. Hinzu kommt, dass Wiesbaden vor gigantischen finanziellen Problemen steht, denn das Haushaltsdefizit soll laut aktueller Prognosen doppelt so hoch wie geplant ausfallen. Ein genehmigungsfähiger Haushalt für das nächste Jahr scheint unrealistisch und die Rücklagen wurden in den vergangenen Jahren aufgebraucht. Vor diesem Hintergrund mindestens 20 Millionen Euro in die Sanierung des Palasthotels stecken zu wollen, wirft die Frage auf, wie das finanziert werden soll.
In der laufenden Diskussion ist immer wieder vom nicht gewollten Verkauf des städtischen Tafelsilbers zu hören und der SPD-Unterbezirksparteitag hat seiner Fraktion ohnehin die Daumenschrauben angelegt, als er den Beschluss fasste, dass das Hotel in städtischer Hand bleiben soll. Offenbar war die Stadt aber nicht in der Lage, das Gebäude zu unterhalten, denn jetzt ist es heruntergekommen und baufällig. In der Summe ist das Agieren des Linksbündnisses zudem ungeschickt. Erst die Entmietung des Gebäudes zu forcieren, um dann dort Flüchtlingsfamilien als Zwischennutzer einzuquartieren, hat sich als kommunikatives Desaster herausgestellt.
In der städtischen Politik rumort es und das liegt wohl auch daran, dass die Stadt mit einer Stiftung einen Investor an der Hand hatte, der die Sanierung des ehemaligen Luxushotels auf einem Niveau hätte durchführen können, das die GeWeGe Wohnungsgesellschaft vermutlich nicht erreichen kann. Vor diesem Hintergrund ist die Warnung vor Investoren-Heuschrecken, die die Linke so gerne erzählt, obsolet. Jetzt ist guter Rat teuer: Die Stadt ist pleite, das Palasthotel verfällt und eine tragfähige Lösung wurde auf die lange Bank geschoben.