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Neues Banksy-Werk in London: Widerstand ist wasserfest | ABC-Z

Banksy hat mal wieder einen Coup im Kampf um den öffentlichen Raum gelandet. In London trotzt das Gemälde der Justiz- und den Putzmitteln.

D ie Kunst des erfolgreichsten Street Artist der Welt ist ohne sein Zutun etwas besser geworden – Banksy hat unerwartete künstlerische Kollaborateure erhalten. 
An einem Gerichtsgebäude in London war am Montag ein neues Motiv erschienen.

Ein Richter in Robe und lockiger Rosshaarperücke erhebt sich bedrohlich über eine am Boden liegende Gestalt, er holt mit dem Gerichtshammer zum Schlag aus. Die Figur am Boden öffnet eine Hand zu einer Geste der Aufgabe, mit der anderen Hand hebt sie ein Protestschild abwehrend über sich. Blutrote Farbspritzer darauf bilden den einzige Farbakzent, die Gewalt hat also bereits begonnen, doch ein Schlag reicht der Justiz nicht.


Dieses Abbild einer permanent bevorstehenden weiteren Gewalttat innerhalb einer von Kräfteungleichheit bestimmten Situation ist typisch für Banksy. Als Wohngemeinschafts-Mitbewohner habe er seinen Mietanteil in ein verschlossenes Glas mit der Aufschrift „World Peace“ gefüllt, das zwingend zerschlagen werden musste, um ans Geld zu kommen – mit solchen Banksy-Persiflagen traf der britische Autor und Comedian Demi Adejuyigbe schon vor 10 Jahren ins Schwarze.

Denn Banksys Anmerkungen zu Politik und Gesellschaft leben von einer klaren Aufteilung der Welt in Gut und Böse. Auch stilistisch und bildsprachlich sind seine Arbeiten, wie das aktuelle Motiv zeigt, unterkomplex und emotional, aber dadurch auch zugänglich und einprägsam.

Spur des Unliebsamen

So kommt es, dass die überraschende künstlerische Kollaboration mit Reinigungskräften, die versuchten, das Werk am Gerichtsgebäude zu entfernen, etwas mehr Gravitas ins Werk einschreiben konnte:

Als Spur des Unliebsamen, dessen Abwesenheit lauter spricht, als es der abgenudelte Stencil-Look im Jahr 2025 noch könnte, ist nun nur noch die dunkle Silhouette von Richter und Gehenktem zu sehen. Der gescheiterte Versuch der Macht, mit Putzmitteln die Deutungshoheit über den öffentlichen Raum zurückzugewinnen, ist vorerst gescheitert.

Die Betrachtenden sehen das Scheitern, trotz der Kräfteungleichheit. Die Reinigungsarbeiten dauern an.

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