(Zusammenfassung – 0230) Russische Drohnen machen Polen und Rumänien nervös | ABC-Z

Nach dem Abschuss mutmaßlich russischer Drohnen in Polen ist es dort und in Rumänien am Samstag zu weiteren Vorfällen gekommen. Drohnen, die im Ukraine-Krieg von Moskau in den Grenzregionen eingesetzt werden und dabei auf NATO-Gebiet eindringen oder ihm nahe kommen, stehen nun im Verdacht, gezielt von Russland dorthin gelenkt worden zu sein.
In der ostrumänischen Region Tulcea am Donaudelta nahe der ukrainischen Grenze sichtete Rumäniens Armee ebenfalls am Samstag eine Drohne. Zwei F-16-Kampfjets von der Luftwaffenbasis Fetesti stiegen zu einer Beobachtungsmission auf. Die NATO alarmierte nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in Rumänien zudem zwei deutsche Eurofighter, die dort den Luftraum schützen sollen.
Drohne über Rumänien verschwindet vom Radar
Die Drohne habe keine bewohnten Gebiete überflogen und keine Gefahr dargestellt, so das Verteidigungsministerium in Bukarest. Die Region ist dünn besiedelt. Dennoch hatte der Katastrophenschutz die Bevölkerung vor der Gefahr möglicherweise herabfallender Gegenstände aus der Luft gewarnt. Die rumänischen Kampfjets hätten die Drohne etwa 20 Kilometer weit bis zum rumänischen Donau-Ort Chilia Veche verfolgt, danach sei das Objekt vom Radar verschwunden.
Seit Kriegsbeginn waren im Donaudelta mehrmals Trümmer russischer Drohnen auf rumänisches Territorium gefallen, meistens nach russischen Angriffen auf die dort in Sichtweite befindlichen Häfen am ukrainischen Donau-Ufer. Jedes Mal hatten Rumäniens Behörden sowie die NATO erklärt, dass es sich um von Russland unbeabsichtigte Vorfälle gehandelt habe.
„Präventive Operation“ über Polen
In Polen stiegen stiegen wegen der Gefahr eines russischen Drohnenangriffs auf benachbarte Regionen der Ukraine am Samstagnachmittag Kampfjets in die Luft. Wie das Führungskommando der Armee in Warschau mitteilte, wurden die bodengestützten Luftabwehrsysteme in höchste Bereitschaft versetzt.
Regierungschef Donald Tusk teilte bei X mit: „Aufgrund der Bedrohung durch russische Drohnen, die über der Ukraine nahe der polnischen Grenze operieren, hat eine präventive Operation der Luftstreitkräfte begonnen, sowohl der polnischen als auch verbündeter.“ Der Flughafen in Lublin im Südosten des Landes wurde nach Angaben der Agentur PAP vorübergehend für den zivilen Luftverkehr geschlossen. Nach rund zwei Stunden gab die polnische Armee bekannt, dass die Operation der Luftstreitkräfte und die erhöhte Alarmbereitschaft beendet seien.
Zwar gab es solche Alarme in Polen und Rumänien seit Beginn des Kriegs häufiger. Doch bei einem russischen Luftangriff auf die Ukraine in der Nacht auf Mittwoch war eine große Zahl an Drohnen in den Luftraum Polens und damit der NATO geflogen, und die polnische Luftwaffe und andere NATO-Verbündete schossen erstmals einige der Flugkörper ab.
Selenskyj: Kein Versehen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hielt Russland nach den Luftalarmen in den Nachbarländern die Ausweitung des Kriegs vor. Die russischen Militärs wüssten genau, wohin ihre Drohnen fliegen, und das sei auch keine Eigenmächtigkeit irgendwelcher untergeordneter Kommandeure, schrieb Selenskyj auf Telegram. „Das ist eine offensichtliche Ausweitung des Kriegs durch Russland.“ Dieses Vorgehen mache präventive Handlungen des Westens erforderlich. „Wartet nicht erst auf Dutzende Shahed(-Drohnen) und ballistische Raketen, um endlich Entscheidungen zu treffen“, schrieb Selenskyj an die Europäer gewandt.
Ukraine greift tief in Russland Öl-Infrastruktur an
In der russischen Teilrepublik Baschkortostan an der Wolga hat nach Behördenangaben unterdessen eine Raffinerie des Ölkonzerns Baschneft nach einem ukrainischen Drohnenangriff gebrannt. Nach Angaben von Republikchef Radi Chabirow wurde die Anlage von mindestens zwei Drohnen attackiert, eine sei dabei auf das Betriebsgelände gestürzt.
Drohnenattacken auf russische Ölanlagen sind inzwischen fester Bestandteil der ukrainischen Abwehrstrategie. Damit soll einerseits die Kraftstoffversorgung des Militärs selbst unterbrochen, andererseits Russland eine wichtige Einnahmequelle zur Kriegsfinanzierung genommen werden. Neu ist, dass die Angriffe inzwischen auch bei Tag erfolgen – und das tief im russischen Hinterland. Baschkortostan liegt rund 1.400 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. Später wurde eine weitere Drohnenattacke im Gebiet Perm nahe dem Uralgebirge bekannt. Hier beträgt die Entfernung sogar mehr als 1.500 Kilometer.