Dachau: Neue Geflüchtetenunterkunft bietet Platz für 420 Menschen – Dachau | ABC-Z

Noch ist die Containeranlage in der Alten Römer Straße leer und grau – das wird sich am Mittwoch ändern, wenn die ersten Geflüchteten einziehen. Zwei Tage davor, am vergangenen Montag ist die neue Unterkunft in Dachau mit einer ökumenischen Segnung eingeweiht worden. Zwischen Kaufland und Trachtenwelt Moser stehen die Containerblöcke auf einem 8000 Quadratmeter großen Grundstück, sie sind unterteilt in eine Erstaufnahmeeinrichtung und eine Notunterkunft. Landrat Stefan Löwl (CSU) sagt, der Standort sei durch die Verkehrs- und Busanbindung und die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort gut geeignet. Insgesamt finden hier 420 Menschen Platz.
Die neue Unterkunft geht mit etwas Verzögerung in Betrieb. Der Druck habe nachgelassen, es seien nicht so viele neue Geflüchtete nach Dachau gekommen, wie ursprünglich angenommen, sagt Landrat Löwl bei der Einweihung. Aktuell kommen nur vereinzelt Neuzugänge nach Dachau, am Mittwoch trifft der erste Bus in diesem Jahr ein, mit rund 50 Geflüchteten aus der Ukraine. Die neue Unterkunft sei aber trotzdem wichtig, betont Löwl. Denn die bisherige Containeranlage an der Ecke Lilien-/ Rosenstraße ist nach zehn Jahren Nutzung inzwischen baufällig. Die Geflüchteten, die dort untergebracht sind, benötigen eine neue Bleibe.
Einweihung mit ökumenischer Segnung
Geflüchtete, die neu im Landkreis ankommen, werden zuerst in den Zimmern der Erstaufnahmestelle untergebracht. Von dieser sogenannten „dezentralen Drehscheibe“ aus werden sie – je nach Bedarf und Verfügbarkeit – dann auf die verschiedenen Kommunen im Landkreis verteilt. 220 Zimmer umfasst allein die Erstaufnahme. Laut Landratsamt, das als Bauherr fungiert, sind die einzelnen Zimmer knapp 14 Quadratmeter groß, eine Standardgröße für Container-Unterkünfte. Die Geflüchteten wohnen zu viert in einem Zimmer und schlafen in Stockbetten. Dazu gibt es einen Aufenthaltsraum, der außer einigen Bierbänken und -tischen unmöbliert ist. Eine Küche haben die Menschen in der Erstaufnahme nicht, es gibt aber ein Catering. In der Regel bleiben die Menschen hier für einen Zeitraum von einigen Tagen bis zu mehreren Wochen.




Seitlich zu den Containerblocks erstreckt sich eine weitere Containerreihe mit Toiletten, die alle gleich ausgestattet sind: Sowohl die Herren- als auch die Damentoiletten verfügen standardmäßig über Pissoirs. Nicht nur das wirkt etwas merkwürdig: Die Container in der Reihe darüber in rund drei Metern Höhe haben zwar Türen, davor aber stehen keine Treppen. Landrat Löwl löst das Rätsel beim Rundgang auf: Die Container im ersten Obergeschoss werden nicht bewohnt, sie dienen allein dem Lärmschutz.
Verlässt man die Containerblocks der Erstaufnahmestelle, blickt man über einen Hof voll brauner Erde, der noch bepflanzt werden soll, und auf einen Zaun. Dieser teilt die Erstaufnahmestelle von der Notunterkunft ab und wird von einem Sicherheitsdienst bewacht. Auf der anderen Seite des Zaunes befinden sich die Container der Notunterkunft, in denen bis zu 200 Menschen eine mittelfristige Bleibe finden sollen. Hier werden die ebenfalls knapp 14 Quadratmeter großen Zimmer von je zwei Menschen bewohnt, außerdem haben die Bewohnerinnen und Bewohner eine Küche, in der sie sich selbst verpflegen können. Die Küchen sollen jeweils mit drei Öfen und mehreren Spülbecken ausgestattet werden, fertig sind sie bisher jedoch nicht.
Gegenwind für die Unterkunft gab es kaum
Trotz des aktuell überaus hitzigen Diskurses über Migration habe es bei der neuen Containeranlage kaum Gegenwind aus der Bevölkerung gegeben, berichtet Löwl. Wie wichtig die Mithilfe der Dachauer Bevölkerung ist, zeigt das Engagement des Arbeitskreises Asyl Dachau. Dessen Mitglieder unterstützen Geflüchtete ehrenamtlich mit Sachspenden, Hilfe bei der Suche nach einem Kindergartenplatz oder mit Dolmetscherdiensten etwa beim Arztbesuch.
Auch Christine Stegmayer vom Caritas-Fachdienst Asyl und Migration ist bei der Einweihung dabei. Sie erzählt, der Fachdienst sei für die Geflüchteten Ansprechpartner für jegliche Belange. In der vorherigen Erstaufnahmestelle in Hebertshausen seien sie dafür einmal pro Woche vor Ort gewesen, das Gelände an der Alten Römerstraße in Dachau jetzt sei auch für die Caritas leichter zu erreichen. Der Fachdienst hilft Geflüchteten beim Zugang zu medizinischer Versorgung, beim Beantragen von Sozialleistungen und bei Anträgen rund um ihren Aufenthaltstitel. Diese Hilfe werden die Helferinnen und Helfer der Caritas auch den ukrainischen Geflüchteten, die am Mittwoch ankommen, von Anfang an zur Verfügung stellen.
Eigentlich, erzählt Christine Stegmayer, fänden sich auch immer genug Menschen, die ehrenamtlich helfen wollen, trotzdem stehe man immer wieder vor Herausforderungen. Wichtige Aufgaben, wie das Dolmetschen für Geflüchtete, werden ehrenamtlich erledigt. Trotz Aufwandsentschädigung für die betreffenden Dolmetscherinnen und Dolmetscher sei das „eine Lücke im System“, so Stegmayer.