Wohnen

London Gallery Weekend 2025 | ABC-Z

Fragen im Museum

Zu den am besten besuchten Galerien des am vorigen Wochenende begangenen „London Gallery Weekend“, an dem dieses Mal 126 Galerien teilgenommen haben, gehörte Sprüth Magers. Schon seit 2007 unterhält die Kölner Gründung eine Dependance in einem eleganten Stadthaus in Mayfair. Besucher können bis zum 28. Juni die detailreichen, großformatigen Zeichnungen der kolumbianisch-koreanischen Künstlerin Gala Porras-Kim aus Los Angeles studieren, die Vitrinen in anthropologischen Museen abbilden (40.000 bis 120.000 Dollar). Die Zeichnungen sollen dazu anregen, die Darbietung kultureller Artefakte – von kunstvoll verzierten sorbischen Ostereiern bis hin zu chinesischem Porzellan – in Museen zu überdenken.

Neues zu Trumps Deportationen

Bei Larkin Durey: Massoud Hayouns Acrylbildn „Alexandria, Momentarily“Massoud Hayoun / Larkin Durey

Statt sich beim Gallery Weekend vor dem klotzigen Bau der White Cube Gallery im Mason’s Yard in eine lange Schlange einzureihen, um frühe Skulpturen von Antony Gormley zu sehen, konnte man ohne Wartezeit gleich nebenan die intimen Räume der voriges Jahr eröffneten Galerie Larkin Durey besuchen. Sie stellt bis zum 27. Juni Arbeiten des in Los Angeles lebenden Künstlers Massoud Hayoun aus, die sich unter der Überschrift „Stateless“ mit Trumps Abschiebungspolitik auseinandersetzen. Hayouns ägyptischer Großvater und seine tunesische Großmutter sind zentrale Figuren in vielen der surrealistisch anmutenden Gemälde, die von Verlust, Liebe und Widerstand handeln (5000 bis 6000 Dollar).

Wachstum in Trümmern

Da sprießt etwas: Installation „Potatoes and Chamomile“ von Augustas Serapinas bei der Galerie Emalin
Da sprießt etwas: Installation „Potatoes and Chamomile“ von Augustas Serapinas bei der Galerie EmalinEmalin / Augustas Serapinas

Dill, Frühlingszwiebeln, Kartoffeln, Minze und Kamille sprießen aus den verkohlten Balken eines litauischen Landhauses, die zu einer Installation verarbeitet wurden. Der in Vilnius geborene Künstler Augustas Serapinas, Jahrgang 1990, hat seine Arbeit „Potatoes and Chamomile“ (Kartoffeln und Kamille) speziell für die Galerie Emalin in London konzipiert. Deren große Fensterfronten geben den Blick auf die belebte Shoreditch High Street frei und sorgen dafür, dass sich die Räume wie ein Gewächshaus aufheizen. Serapinas kauft verlassene Holzhäuser in seiner postsozialistischen Heimat. Ihre Überreste überführt er in einen neuen Kreislauf des Wachstums: Wenn die Ausstellung am 26. Juli endet, wird er mit den Kräutern eine Suppe nach einem alten Familienrezept kochen. Der potentielle Käufer der Installation kann die modulare Arbeit in seinem Garten aufbauen und bepflanzen lassen (45.000 Euro).

Mythische Kautschukwesen

In der Galerie Kate MacGarry: Plastiken von Francis Upritchard
In der Galerie Kate MacGarry: Plastiken von Francis UpritchardFrancis Upritchard / Kate MacGarry / Foto Angus Mill

In eine spukhafte Stimmung versetzt wird man bei Kate MacGarry, die seit fünfzehn Jahren ihre Galerie in der Old Nichol Street in Shoreditch führt. Grob bearbeitete Figuren aus Kautschuk der in London lebenden Künstlerin Francis Upritchard sind dort bis 12. Juli in dämmrigem Licht ausgestellt. Viele scheinen langsam dahinzuschmelzen. Andere, wie „The Shopper“ (85.000 Pfund), erinnern an die dünnen, schreitenden Figuren von Alberto Giacometti. Upritchard, die Neuseeland schon zweimal bei der Biennale in Venedig vertreten hat, beschäftigen mythologische Gestalten wie zum Beispiel Meerjungfrauen. Wer eine ihrer schwer konservierbaren Plastiken kauft, erhält sie in Bronze gegossen.

Aus einem anderen Stoff

Bei Sadie Coles: Rosemary Mayers „Scarecrow (model) for a field“
Bei Sadie Coles: Rosemary Mayers „Scarecrow (model) for a field“The Estate of Rosemary Mayer and Gordon Robichaux / Foto Greg Carideo

Die interessantesten Ausstellungen finden sich oft hinter unscheinbaren Türen und am Ende enger Treppenhäuser: so auch die Schau mit Werken der 2014 verstorbenen New Yorker Künstlerin Rosemary Mayer, die bis 28. Juni in den fensterlosen Räumen der Galerie Hollybush Gardens zu entdecken ist. Mit dabei ist die Stoffskulptur „Scarecrow (model) for a field“ (1978/79), die, mit Armen und Beinen aus Stöcken und mit bunten Stoffen behängt, an eine Vogelscheuche als ­Medium saisonaler Riten erinnert (250.000 Dollar). Vor drei Jahren richtete das Lenbachhaus in München Mayer eine ihrer ersten institutionellen Schauen aus.

Wächter an der Wand

Mahnende Lumpenmaske: „Earth remembers!“, 2025, von Tau Lewis bei Sadie Coles
Mahnende Lumpenmaske: „Earth remembers!“, 2025, von Tau Lewis bei Sadie ColesTau Lewis / Sadie Coles / Foto Katie Morrison

Mit Textilien oder Keramik arbeiten viele, die gerade in Londoner Galerien ausstellen, so auch die 1993 geborene kanadische Künstlerin Tau Lewis. Bis 19. Juli hängen ihre riesigen Köpfe aus recycelten Stofffetzen – darunter weiße Spitze und goldener Brokat – wie Masken an den Wänden der Galerie Sadie Coles im Nobelviertel St James’s. Die Masken sollen Wächter darstellen, die – inspiriert von der Laufbahn des Planeten Venus und sumerischer Mythologie – mit den Kräften der Unterwelt kommunizieren (65.000 bis 95.000 Dollar).

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