Dachau: Hilfe für psychisch belastete Kinder und Jugendliche – Dachau | ABC-Z

Neun Sozialpädagogen betreuen mehr als hundert Familien im Landkreis Dachau, die vom Jugendamt vermittelt werden. Sie entwickeln individuelle Betreuungskonzepte, die sich an den jeweiligen Problemlagen orientieren. Die beiden Sozialpädagoginnen Karin Reichlmeier und Julia Doben vom Amper-Verein bemerken eine signifikante Zunahme der Zahl psychisch belasteter Kinder und Jugendlicher. Die Gründe hierfür sind vielfältig: politische Unsicherheiten, Kriege, Inflation, hohe Lebenshaltungskosten – und auch die starke Nutzung von Social Media. „Wir bemerken eine große Perspektivlosigkeit. Kinder und Jugendliche können in unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr funktionieren. Sie haben keine Orientierung mehr“, sagt Reichlmeier.
Gleichzeitig geraten auch Eltern zunehmend unter Druck. Der Doppelbelastung aus Arbeit und Kinderbetreuung Herr zu werden, wird immer schwieriger. „Ressourcen fehlen, Zeit fehlt und Fürsorge fehlt“, fasst Reichlmeier zusammen. Die Folge: Die Zahl stationärer Maßnahmen nimmt stark zu. Genau das versuchen die Sozialpädagogen mit ihrem ambulanten Hilfskonzept zu verhindern.
Genauso vielschichtig wie die Problemlage ist, so individuell ist auch die Maßnahme: Stabilisierung, intensive Betreuung und Begleitung in Erziehungsaufgaben, therapeutische Konzepte, Mediation von Paar- und Elternkonflikten, Familientherapie, begleiteter Umgang bei getrennt lebenden Eltern bis hin zu Hilfen in Krisensituationen. „Die Grenzen zwischen Beratung, pädagogischer und therapeutischer Arbeit sind fließend“, erklärt Doben. Im Vordergrund steht immer das Wohl des Kindes. Die Fachkräfte analysieren das gesamte Familiensystem und versuchen, es von innen heraus zu stärken. „Wenn sich auf der Elternebene etwas verbessert und stabilisiert, spüren die Kinder das sofort“, sagt Doben.
Doch nicht nur die Problembereiche sind komplexer geworden. Auch die Klientel hat sich verändert. Zwar träfen Krisen vor allem einkommensschwache Familien, die ohnehin kaum Ressourcen haben, um Rückschläge aufzufangen. Inzwischen komme aber ein großer Teil der Fälle aus finanziell gut abgesicherten Familien, auch Spitzenverdiener seien darunter. „Kinder- und Jugendhilfe ist in die gesellschaftliche Mitte gerückt“, sagt Doben.
Die Arbeitstage der Sozialpädagoginnen sind lang und die Fälle emotional fordernd. Wie grenzt man sich ab, wenn man täglich mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, die schweren Missständen ausgesetzt sind? „Unser lösungsorientierter Ansatz hilft uns“, antwortet Doben. Die Sozialpädagogen richten ihren Blick auf das Licht in den Familien. „Es gibt immer Zuversicht“, sagt Doben. Und genau deshalb machen die Sozialpädagogen unermüdlich weiter. Sie kennen auch viele Geschichten von jungen Frauen, Müttern, Kindern, Familien, die zurück ins Leben gefunden haben. In ihre Eigenständigkeit und in eine Zukunft, die wieder offensteht.
Ein wichtiger Baustein für ihren Erfolg sind die Projekte „Amper unterwegs“ sowie die erlebnispädagogischen Gruppen. Sie sollen dabei helfen, Kinder und Jugendliche zu stabilisieren und ihnen lichte Momente schenken, wo alles um sie herum trist ist. Die Gruppen von Buben und Mädchen treffen sich 14-tägig in der Natur, denn das naturtherapeutische Erlebnis steht im Vordergrund. Drei Sozialpädagogen begleiten jeweils etwa zehn Kinder und Jugendliche. „Die Kinder haben erhebliche Defizite im sozialen Bereich, das Projekt ist im Grunde ein großes Lernfeld“, erläutert Doben. Die Bubengruppe gibt es seit eineinhalb Jahren, sie verzeichnet eine hohe Nachfrage. Die Mädchengruppe hingegen befindet sich noch im Aufbau.
„Amper unterwegs“ ist ein soziokulturelles Ausflugsprogramm. Im Zweimonatsrhythmus unternehmen Sozialpädagogen unterschiedliche Aktivitäten mit den betroffenen Kindern. Ausflüge in den Zirkus, Besuche der Dachauer Theatertage, oder – wie jüngst – ein Brezenbackkurs. „Natürlich ist das große Highlight der Ausflug ins Legoland, der immer im Sommer stattfindet“, sagt Reichlmeier. Es gebe Kinder, die das ganze Jahr davon schwärmten – und viele hätten in der Schule bei der Frage nach ihren Sommerferien von nichts anderem zu berichten.
Entscheidend bei den beiden Projekten ist es, die Kinder und Jugendlichen aus ihrer Komfortzone zu locken. „Viele Kinder liegen zu Hause vorwiegend im Bett und bedienen ihr Smartphone. Es geht uns darum, dass sie rauskommen, etwas tun, das sie nicht kennen und ihren Horizont erweitern“, erklärt Doben.
SZ Gute Werke will finanziell den Ausbau der beiden Projekte unterstützen, eine Perspektive schaffen, sodass die Kinder für einen Augenblick aus ihrem tristen Alltag ausbrechen dürfen.
So können Sie helfen
Wer helfen will, wird um ein Geldgeschenk gebeten, Sachspenden können leider nicht entgegengenommen werden. Bareinzahlungen sind im SZ Servicepunkt, im Kaufhaus Ludwig Beck, Eingang Dienerstraße, 1. OG., Marienplatz 11, möglich. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr.
Banküberweisung an:
SZ Gute Werke e.V. HypoVereinsbank IBAN: DE04 7002 0270 0000 0822 28 BIC: HYVEDEMMXXX Sicher online spenden können Leserinnen und Leser im Internet unter www.sz-gute-werke.de.





















