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Multiple-Sklerose-Klinik in Kempfenhausen in Finanznot – Starnberg | ABC-Z

Die Marianne-Strauß-Klinik in Kempfenhausen ist in finanziellen Schwierigkeiten. Am Montag hat die gemeinnützige GmbH, unter deren Leitung das Krankenhaus am Starnberger See betrieben wird, beim Amtsgericht in Weilheim ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beantragt; das könnte man als Vorstufe eines Insolvenzverfahrens bezeichnen. Der Bezirk Oberbayern will das Haus in einer weitläufigen Anlage am Ostufer des Starnberger Sees nun komplett übernehmen.

„Das hat sich schon abgezeichnet, dass es enger wird“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende und CSU-Bezirksrat Harald Schwab aus Gilching am Mittwoch der SZ über die finanziellen Probleme. Nach seinen Worten haben auch Verzögerungen bei der Auszahlung von Fördermitteln zu dem Engpass beigetragen. Nach Angaben der Klinikleitung sind gestiegene Kosten für Energie und Ausrüstung sowie Ausgaben für Neubauten die Hauptgründe für die finanziellen Probleme. Deutlich spürbar seien aber auch die „allgemeinen gesundheitspolitischen Herausforderungen, die viele Kliniken bundesweit betreffen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Geschäftsführer Sándor Mohácsi und dem Ärztlichen Leiter Ingo Kleiter sowie einer Anwaltskanzlei.

Das Behandlungszentrum am Starnberger See besteht vor allem aus einem neurologischen Fachkrankenhaus, das auf die Diagnostik und Behandlung der Multiplen Sklerose und verwandter Erkrankungen spezialisiert ist sowie einer Pflegeeinrichtung. In ihrem Fachgebiet ist es nach eigenen Angaben die zweitgrößte Klinik bundesweit. Es gibt dort 120 vollstationäre und 15 teilstationäre Betten. Dazu kommen eine Ambulanz und 31 Pflegeplätze. Etwa 240 Mitarbeiter sind dort beschäftigt; sie wurden in einer Versammlung am Montag über die neuen Entwicklungen informiert.

Die 1982 gegründete gemeinnützige GmbH hat bisher vier Gesellschafter: Die Landeshauptstadt München hält 57 Prozent, der Bezirk Oberbayern 17 Prozent, das Kuratorium Wohnen im Alter (KWA) und die Deutsche MS-Gesellschaft jeweils 13 Prozent. In Bezirk und Stadt beginnen nun Verhandlungen über die Übernahme der Klinik. Ein entsprechender Beschluss ist in der vergangenen Woche im Bezirksausschuss gefasst worden.

Es sei wichtig, dass die Zukunft der Klinik gesichert ist, sagt Aufsichtsratschef Schwab. Das sei mit einer Übernahme durch den Bezirk möglich. Noch im Juli könnte im Bezirkstag darüber diskutiert werden, auch der Münchner Stadtrat müsse dazu für den Mehrheitseigner Beschlüsse fassen. Der Bezirk Oberbayern ist schon Träger zahlreicher Kliniken im Bereich der Psychiatrie und Neurologie an 50 Standorten und außerdem beteiligt an Kliniken in Ingolstadt und Altöttig. Die Übernahme der Klinik und des Pflegeheims in Kempfenhausen ist wohl schon länger Thema, denn die vier bisherigen Gesellschafter haben sich laut der Pressemitteilung bereits in den vergangenen Wochen und Monaten „intensiv“ mit der Zukunft der Einrichtungen auseinandergesetzt.

„Das hat sich abgezeichnet“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende und CSU-Bezirksrat Harald Schwab über die finanziellen Probleme der Klinik. Das Foto zeigt ihn bei einer Delegiertenversammlung seiner Partei. (Foto: Nila Thiel)

Bis zu einer Übernahme muss das Haus aber zunächst wirtschaftlich gerettet werden. Das beantragte Schutzschirmverfahren, das auf eine Dauer von drei Monaten angelegt ist und nur bei guten Zukunftsaussichten rechtlich möglich ist, ist in den Augen Schwabs der richtige Weg für Kempfenhausen. Die Insolvenzverwalter könnten damit selbst benannt, eine Sanierung in Eigenregie betrieben werden. Die Juristen Mark Boddenberg und Markus Kohlstedt aus der Kanzlei Eckert in Hannover haben nun die Aufgabe, das Behandlungszentrum als Generalhandlungsbevollmächtigte durch das bevorstehende Verfahren zu steuern. Ziel ist eine „wirtschaftlichen Neuausrichtung“, wie die Kanzlei mitteilt.

Die beiden Anwälte haben demnach schon etliche Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen saniert. In den kommenden Wochen und Monaten wollen sie gemeinsam mit der Geschäftsführung ein umfassendes Sanierungskonzept entwickeln. Die Gehälter bezahle vorerst die Bundesagentur für Arbeit, erklärt Kohlstedt. Das Weilheimer Amtsgericht hat zudem den Rechtsanwalt Michael Verken als Sachwalter bestellt, der auch die Interessen von Gläubigern im Blick behält.

Vereinbarte Termine können wahrgenommen werden

Auf Patienten habe das alles keine Auswirkungen, betonen Klinikleitung und Rechtsanwälte. Der Betrieb in Klinik und Pflegeheim laufe uneingeschränkt weiter. Wer einen Termin in der MS-Klinik vereinbart hat, kann den auch wahrnehmen, neue Termine werden weiterhin vergeben. Auch für die Bewohner des Pflegeheims „Haus der Freude“ ändere sich nichts, heißt es.

Bereits begonnene Bauprojekte sollen fortgeführt werden. Die Klinik befindet sich in exponierter Lage hoch über dem See bei einem ehemaligen Schloss. Ein im Zweiten Weltkrieg errichteter Neubau daneben diente als Lazarett und später als Krankenhaus der Stadt München. Vor 40 Jahren wurde der Grundstein für die MS-Fachklinik gelegt. Es folgten umfangreiche Umbauten, im Laufe der Jahre sind stets weitere medizinische und therapeutische Angebote hinzugekommen. Zuletzt wurde in einem Anbau eine Tagesklinik mit Praxis-, Patienten- und Mitarbeiterräumen in Betrieb genommen.

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