Kommentar zu Inklusion in Café und Berufsschule im Hochtaunuskreis | ABC-Z

Ein Café und eine Berufsschule könnten die Inklusion im Hochtaunuskreis vorantreiben. Bei „Coffee, Brownies & Downies“ in der Oberurseler Innenstadt arbeiten seit August Angestellte mit und ohne geistige Behinderung. Die Neueröffnung setzt darauf, Schwerbehinderte auf dem normalen Arbeitsmarkt zu integrieren – mit einer Bezahlung in Höhe des Mindestlohns. Die Hochtaunusschule des Landkreises besuchen schon seit Jahren Mitarbeiter der Oberurseler Werkstätten, eines Eigenbetriebs des Kreises. Jetzt haben Schule und Werkstätten der guten Zusammenarbeit eine Vertragsform gegeben.
Die beiden Initiativen unterscheiden sich, zielen aber in dieselbe richtige Richtung. Das Café haben zwei Unternehmer gegründet. Sie wollen Gutes tun, aber auch Geld verdienen. Der Plan lautet, in zehn Jahren 100 Franchise-Betriebe unter dem provokanten Namen zu eröffnen. Menschen mit Downsyndrom und Schokogebäck in einem Reim zusammenzubringen, soll Aufmerksamkeit heischen. Das ist in Ordnung und hat die Feuerprobe bei den elf behinderten Mitarbeitern, von denen drei das Downsyndrom haben, und den Gästen offensichtlich bestanden.
Teilhabe ist kein Selbstläufer
Weniger gefällig kommt das Wort Kooperationsvereinbarung daher. Aber im Kern hat der Beschluss der beiden kommunalen Institutionen, Werkstätten-Mitarbeiter auch künftig an der Regelschule auszubilden, dasselbe Ziel wie das inklusive Café in der Fußgängerzone: Menschen mit Behinderungen sollen selbstbestimmt und gleichberechtigt in der Mitte der Gesellschaft leben können – ohne Diskriminierung. Dieser Satz stammt nicht aus Oberursel, sondern von der Internetseite der Bundesregierung. Deutschland ist 2009 der UN-Behindertenrechtskonvention beigetreten. Ein Nationaler Aktionsplan soll seitdem die Lücken zwischen Recht und Praxis schließen. Denn Teilhabe ist kein Selbstläufer.
An der Hochtaunusschule kommen die beeinträchtigten Azubis einmal wöchentlich in eigenen Klassen zusammen. Trotzdem ist es, wie der Betriebsleiter der Werkstätten sagt, für sie etwas Besonderes, eine Regelschule zu besuchen. Was sie dort lernten, stärke das Selbstbewusstsein und helfe, sich in neuen Situationen zurechtzufinden. Von außen ist es schwer zu beurteilen, ob das genug ist oder ob die Teilhabe weitergehen könnte. Nicht zu unterschätzen ist sicher, dass sich auf dem Gelände der Berufsschule ganz unterschiedliche Schüler begegnen. So wie im Café ganz unterschiedliche Servicekräfte und Kaffeeliebhaber.
Übrigens lernen die Werkstätten-Mitarbeiter an der Schule viel über Metall, aber sie lernen auch, Bewerbungen zu schreiben. Das passt zum Ziel des Betriebs, sie für den ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Möglich, dass manche in naher Zukunft ein Vorstellungsgespräch bei Coffee, Brownies & Downies haben. Oder in einer Filiale, die vielleicht in nächster Zeit eröffnet.





















