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Diese Designklassiker von Gio Ponti sind zurück | ABC-Z

Antiquarisch findet man sie noch. Die Vase Orgue zum Beispiel, die jetzt 7 Tubi heißt. Versteigert wurde das sammelwürdige Objekt im Jahr 2019 für 1560 Euro, geschätzt war es auf 800 bis 1200 Euro. Doch der Name des Designers zieht bis heute, und der des Herstellers auch: Gio Ponti und Christofle. Die beiden fanden vor fast 100 Jahren zusammen, 1926. Die Orfèvrerie Christofle mit Sitz in Paris war damals schon lange für ihre Silberwaren berühmt, sie war Hoflieferantin nicht nur von französischen Kaisern und russischen Zaren, sondern Ausstatter unter anderem auch des Orient-Expresses. Gio Ponti hingegen war ein weithin unbekannter italienischer Architekt, der erst 1927 sein erstes eigenes Büro in Mailand eröffnete.

Cavallo ist geformt wie im Origami.Molteni & C

Christofle war für Ponti ein Glücksfall. Den Ersten Weltkrieg hatte er als Soldat erlebt, sodass er erst 1921 mit fast 30 Jahren sein Architekturstudium am Polytechnikum in Mailand abschließen konnte. Architekt allein wollte er aber durchaus nicht sein, sondern auch Designer. Ein Begriff, den es damals im Grunde noch nicht gab. Ponti war Formgeber, Gestalter, auch von industriell gefertigten Produkten.

Er tat sich mit Meistern seines Fachs zusammen

Zunächst versuchte er sich an Silbergeschirr und -besteck, erst später entstanden auch spielerisch anmutende Arbeiten für Christofle, die in Teilen eher dekorativ scheinen, als dass sie funktional waren. Dabei tat er sich mit Meistern ihres Fachs zusammen, die Pontis Zeichnungen in Werkstätten für ihn umsetzten. Mit dem Silber- und Goldschmied Lino Sabattini entstanden Vasen wie die eingangs erwähnte Orgue, dazu ein Tablett und kleine Tierskulpturen, meist waren sie versilbert. Heute sind sie nur noch selten zu finden.

Für Pontis Erbe ist inzwischen sein Enkel Salvatore Licitra verantwortlich. Zusammen mit der italienischen Möbelmarke Molteni & C hat er vor einigen Jahren begonnen, das Archiv nach Entwürfen zu durchforsten, die nicht (mehr) vergeben oder in Produktion sind. Eine erste Serie von Möbelstücken wurde als La collezione anlässlich des Salone del Mobile im Jahr 2012 in Mailand präsentiert, die künstlerische Leitung hatte da schon das Studio Cerri & Associati von Pierluigi Cerri und Alessandro Colombo. Die Stücke der sogenannten Molteni & C Heritage Collection entstanden zwischen 1935 und den Siebzigerjahren, Gio Ponti selbst starb 1979 im Alter von 87 Jahren.

Aus Edelstahl: Pompei kann Vase oder Kerzenständer sein.
Aus Edelstahl: Pompei kann Vase oder Kerzenständer sein.Molteni & C

In diesen Tagen erscheint nun eine erste Objects Collection, acht Werke Gio Pontis, die nicht aus Silber oder versilbert sind, sondern aus Edelstahl, Holz und Ton bestehen. Zur Neuauflage gehört ein Tablett mit sechs Ecken, das in seiner Form an Pontis berühmtestes Bauwerk erinnert, das Pirelli-Hochhaus in Mailand, das ebenfalls an den Seiten spitz zuläuft. Der Name des Tabletts: Architettura. Die Vase 7 Tubi besteht aus sieben Röhren, die zusammen eine skulpturale Einheit bilden. Und auch Pompei mit seinen drei Füßen wird aus sieben Röhren gebildet, die über eine rechteckige Platte miteinander verbunden sind. Was an Orgelpfeifen erinnert, ist für Blumen oder Kerzen gedacht.

Gio Ponti, Schmuckständer La Mano
Gio Ponti, Schmuckständer La ManoMolteni & C

Die Hand mit den 6 Fingern

Nicht rein dekorativ sind auch die anderen Objekte zu verstehen – für Ponti war die Wohnung nämlich Bühne, die mit Protagonisten bespielt werden sollte. Etwa mit seinen Bottiglie, Statuetten aus massivem Holz in Flaschenform. Auffallend sind auch seine Tierfiguren, gefaltet wie im Origami, aber nicht aus einem Blatt Papier, sondern aus einer dünnen Edelstahlplatte. Es gibt das Pferd Cavallo und die Taube Colombo, jeweils in zwei Größen.

La Mano wiederum, die Hand, hat eine ganz eigene Geschichte. Es gibt sie nur, weil Gio Ponti sie in einem Brief an Lino Sabattini hingekritzelt hatte, als freihändige Skizze. Sabattini formte trotzdem daraus eine Hand, deren Finger in die Höhe gestreckt sind. Nicht fünf, sondern sechs, ganz so, wie Ponti sie gezeichnet hatte. Pontis Enkel Salvatore Licitra nennt sie „eine unmögliche Hand“, die er „als Hommage an die Phantasie“ versteht. Womöglich kannte Ponti ja auch die Eiserne Hand des Götz von Berlichingen. Seine jedenfalls eignet sich auch als Schmuckständer.

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