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Geheime Tankerflotte: Wie eine Neuseeländische Firma Millionen mit sanktioniertem Öl verdiente | ABC-Z

Ein kleines Versicherungsunternehmen aus Neuseeland soll eine Schlüsselrolle im Handel mit sanktioniertem Öl aus Iran und Russland gespielt haben. Ermittlungen laufen weltweit.

Ein unscheinbares Versicherungsunternehmen aus Neuseeland, Maritime Mutual, steht im Zentrum eines internationalen Skandals. Laut “Reuters” hat die Firma, die von dem 75-jährigen Briten Paul Rankin und seiner Familie geführt wird, eine entscheidende Rolle dabei gespielt, dass sanktioniertes Öl aus Iran und Russland weiterhin auf den Weltmärkten gehandelt werden konnte. Die Firma habe Schiffe der sogenannten „Schattenflotte“ versichert – Tanker, die unter falschen Angaben und mit gefälschten Dokumenten sanktionierte Fracht transportieren.

Ein kleines Unternehmen, große Wirkung

Die Schattenflotte umfasst Schiffe, die gezielt Sanktionen umgehen, indem sie ihre Positionen verschleiern oder falsche Informationen über ihre Ladung angeben. Ohne eine gültige Versicherung könnten diese Schiffe jedoch weder in Häfen einlaufen noch ihre Fracht abladen. „Ohne Versicherung sind diese Schiffe praktisch handlungsunfähig“, erklärte David Tannenbaum, ein Experte für Sanktionen und Direktor von Blackstone Compliance Services, laut “Reuters”.

Milliardenumsätze trotz Sanktionen

Maritime Mutual hat seit 2018 mindestens 231 Schiffe versichert, von denen 130 sanktioniertes iranisches oder russisches Öl transportierten. Der Wert der gehandelten Energieprodukte wird auf insgesamt rund 35 Milliarden Dollar geschätzt. Fast ein Sechstel der Schiffe der Schattenflotte, die von westlichen Regierungen wie den USA oder der EU sanktioniert wurden, waren laut “Reuters” zeitweise bei Maritime Mutual versichert.

Die Einnahmen des Unternehmens stiegen in den letzten Jahren rasant an. Zwischen 2019 und 2024 wuchs der Umsatz um durchschnittlich 41 Prozent pro Jahr und erreichte 2024 einen Höchststand von 108,5 Millionen Dollar. Diese Entwicklung fiel mit der Wiedereinführung von US-Sanktionen gegen den Iran im Jahr 2018 und den Sanktionen gegen Russland nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs zusammen.

Ein Tanker lädt Öl in China ab (Symbolbild). picture alliance / CFOTO

Ermittlungen in Neuseeland und weltweit

Die neuseeländischen Behörden haben mittlerweile Ermittlungen gegen Maritime Mutual eingeleitet. Laut “Reuters” untersuchen sie, ob das Unternehmen gegen Sanktionen verstoße und seine Verpflichtungen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung vernachlässigt hat. Am 16. Oktober 2025 durchsuchte die Polizei Büros des Unternehmens in Auckland und Christchurch sowie eine Privatwohnung. Dabei wurden Dokumente und Aufzeichnungen beschlagnahmt. Bislang wurden keine Anklagen erhoben.

Maritime Mutual selbst bestreitet jegliches Fehlverhalten, so “Reuters”. In einer Stellungnahme erklärte das Unternehmen, es halte sich strikt an alle internationalen Vorschriften und habe eine „Null-Toleranz-Politik“ gegenüber Sanktionsverstößen. Dennoch kündigte es am 21. Oktober 2025 an, keine Schiffe mehr zu versichern, die sanktioniertes russisches Öl oder Produkte der Schattenflotte transportieren. 

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