Fossile Brennstoffe: Kanadisches Unternehmen entdeckt Öl und Gas vor polnischer Ostseeküste | ABC-Z

Vor der polnischen Ostseeküste hat das
kanadische Unternehmen Central European Petroleum (CEP) nach eigenen
Angaben einen großen Ölfund gemacht. Dem Ergebnis von Probebohrungen
zufolge werde das förderbare Vorkommen von Erdöl und Erdgas auf 200
Millionen Barrel Öläquivalent geschätzt, teilte das Unternehmen mit. CEP hat seit 2017 eine Lizenz
für die Exploration vor der westlichen polnischen Küste, den Großteil der Firmenanteile halten nach eigenen Angaben norwegische Investoren.
Das Offshore-Ölfeld Wolin East liegt nach
CEP-Angaben etwa sechs Kilometer von der polnischen Hafenstadt Świnoujście (Swinemünde) entfernt und ist damit auch vom deutschen Teil
der Ferieninsel Usedom sichtbar.
Sollte sich das Vorkommen bestätigen, wäre es
der größte Fund in Polen mindestens seit dem Zweiten Weltkrieg, sagte
der polnische Chefgeologe Krzysztof Galos der polnischen staatlichen Nachrichtenagentur PAP
zufolge. Eine Förderung könnte in drei bis vier Jahren beginnen. Dann
werde das Feld auf mehrere Jahre vier bis fünf Prozent des jährlichen
polnischen Ölbedarfs decken, sagte Galos.
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung rät von Förderung ab
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) geht davon aus, dass der Fund wohl keine große energiepolitische Bedeutung für Deutschland haben wird. Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt, sagte laut Pressemitteilung, dass Polen das Öl wohl primär für eigene Zwecke nutzen wird.
Gleichzeitig werde das Land dadurch seine Verhandlungsposition im Streit um die Zusammenarbeit mit der deutschen Raffinerie PCK in Schwedt stärken. Polen fordere die Enteignung der Rosneft-Anteile und blockiere teilweise Öllieferungen über Danzig. Derzeit hält der deutsche Ableger des russischen Ölunternehmens Rosneft 54,17 Prozent der Anteile von Schwedt.
Für Deutschland würden laut Kemfert durch die Förderung in der polnischen Ostsee Nachteile entstehen: Die Bohrinsel sei vom deutschen Teil der Urlaubsinsel Usedom zu sehen, bei Umweltschäden seien aufgrund der geografischen Nähe auch deutsche Gewässer betroffen. Außerdem würde die Förderung die Klimaschutzziele konterkarieren. “Daher stehen Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis”, sagte Kemfert laut Mitteilung. “Von der Förderung ist eher abzuraten.”
Das DIW widmet sich nach eigenen Angaben seit einer Neuausrichtung um die Jahrtausendwende verstärkt Fragen der Nachhaltigkeit, der sozial-ökologischen Transformation und den Auswirkungen multipler Krisen.