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Sport in Germering: Spektakuläre Sprünge beim Scooter-Contest – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Die großen und die kleinen Scooter-Fahrer stehen schon mit ihren kleinen Rollern auf den hohen Rampen bereit zur Tat – oder besser:  zu ihrem „Run“. Doch ihre halsbrecherisch wirkenden Tricks müssen erst noch warten. Zunächst musste nach dem Regen die Bahn, der Track, geföhnt werden. Dann kann der erste „Stunt-Scooter-Contest“ in Germering beginnen. 70 Teilnehmer aus ganz Deutschland, aus Österreich, der Schweiz und Tschechien sind zum internationalen Wettkampf erschienen, in den Altersklassen von sechs bis 16 Jahren plus und in der Profi-Klasse. Germering ist ein Hotspot für ihre Sportart geworden; da kann selbst München nicht mithalten.

Leandro Efti ist aus dem Kanton Thurgau in der Schweiz gekommen. Die Schramme im Gesicht des 13-Jährigen stammt von einem Sturz. „Das ist nichts“, sagt er tapfer. In Germering hat er 14 Gegner in seiner Altersklasse (13 bis 15 Jahre). Sieger war er bis dato noch nirgends. „Heute will ich gewinnen“, kündigt Leandro selbstbewusst an, und er hält Wort. Schon im ersten von zwei Läufen, die jeweils eine Minute dauern, setzt er die Bestmarke. Der ein Jahr ältere Jakub Blizniak aus Altötting erwischt keinen so guten Lauf und landet im hinteren Feld.

Eine Vierer-Jury vergibt die Noten für die Tricks und Schwierigkeiten, die die Scooterfahrer möglichst ohne Sturz präsentieren müssen. Alle vier großen und kleineren Rampen müssen sie mit ihren Minirollern befahren. Die älteren Fahrer gehen mit mehr Tempo und spektakuläreren Stunts zu Werke. Älter heißt im Scootersport 16 Jahre plus. Ein Salto von der hohen Rampe mit dem kleinen und leichten Roller, der nur 2,5 bis drei Kilo wiegt, gehört zum Standardrepertoire.

Lennard Jägel, 16, ist aus Cottbus angereist. Seit fünf Jahren betreibt er den Scootersport. „Kleine Verletzungen hatte ich mal, Abschürfungen da und dort, aber nichts Schlimmes“, erzählt er. Lukas Bienmüller, der mit ihm in der Altersklasse konkurriert, hatte es aus Schweinfurt nicht ganz so weit zum Contest. „Ich fahre hier auf Sieg“, frohlockt er vor dem Rennen.

Seine „Rewinds“, die vielen Drehungen mit dem Roller hoch in der Luft, reichen der Jury dann aber offenbar nicht fürs Treppchen. Er wird am Ende siebter von 17 Teilnehmern. Sieger bei den 16-plus-Fahrern wird Remi Stammberger aus Neubiberg. Lennard Jägels bester Lauf reicht lediglich für Platz 13. Die Bahn in Germering findet er aber, genau wie Bienmüller, „cool“ und wettkampfwürdig.

Nachwuchs auf Rollen: Jakub Blizniak, Leandro Efti und Felix Woldert (von links) sind mit ihren Eltern angereist. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Um die Anlage herum haben sich die Eltern der jüngeren Scooter-Fahrer niedergelassen. Olivia und Stephan Woldert sind mit ihrem elfjährigen Sohn Felix aus Radolfzell vom Bodensee angereist. „Die Angst fährt mit“, sagt seine Mutter und erzählt, dass sie Felix schon seit fünf Jahren bei seinem Sport begleitet. „Da ist man abgehärtet“, fügt sie dann aber mit einem Lächeln hinzu.

„Leider gibt es nur eine Handvoll Wettkämpfe in Süddeutschland“, bedauert Vater Stephan Woldert. Und Vereine fürs Scooter-Fahren fehlten ebenfalls. „Diese Randsportart ist ohne die Eltern gar nicht denkbar.“ Da sei man in Frankreich und der Schweiz, in England sowieso, ein großes Stück weiter, finden die beiden. Sohn Felix kommt zweimal ohne Blessuren über den Parcours, und als er den Contest in seiner Altersklasse mit Abstand gewinnt, jubeln die Eltern.

Der zehnjährige Nick Winter aus Gauting, landet weiter hinten. „Er ist schon mal aufs Gesicht gefallen“, erzählt Mutter Natalie Winter, die manchmal nicht hinschauen kann, wenn ihr Sohn über die Rampen springt. Doch er sei immer noch gerne dabei und habe Spaß. Leider seien die Trainingsmöglichkeiten auf der kleinen Anlage in Gauting nicht so gut. Nina Mütze aus Puchheim ist schon einige Jahre mit ihren beiden größeren Söhnen bei Scooter-Wettbewerben unterwegs. Diesmal ist jedoch Fox, ihr erst vier Jahre alter, scheinbar furchtlos fahrender Sohn, die umjubelte Attraktion auf dem Parcours.

Vom Oberbürgermeister gibt es Lob und eine Zuschuss-Zusage

Dass die Bahn in Germering so attraktiv für viele Scooterfahrer aus dem Umkreis von München ist, hat mit dem großen Engagement von Nico Kindermann zu tun. Er hat schon als 15-Jähriger bei der Planung des Skateparks mitgewirkt. Neben dem Scooter-Parcours gibt es in Germering noch einen Pumptrack, eine Rundbahn für BMX-Fahrer und Skateboarder. Nico Kindermann ist jetzt 25 Jahre alt und fährt keine Wettkämpfe mehr.

„Aus zwei mickrigen Rampen hat er eine für Turniere geeignete Anlage entstehen lassen“, lobt ihn Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) bei seiner Begrüßungsansprache und erinnert sich an die ersten Begegnungen mit dem  „kämpferischen“ jungen Mann. Haas verspricht für 2026 trotz angespannter Stadtkasse Geld für Verbesserungen, weil es für Germering durchaus ein Prestige ist, wenn die Scooter-Anlage mit denen in Großstädten mithalten kann.

Spektakuläre Drehungen und Salti machen den Sport auch für Zuschauer interessant.
Spektakuläre Drehungen und Salti machen den Sport auch für Zuschauer interessant. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Kindermann hat mit seinem Team nicht nur die sechsstündige Veranstaltung bestens organisiert. Zusammen mit seinem Freund, dem US-Amerikaner und vierfachen Scooter-Weltmeister Dakota Schuetz, hat er neue Rampen aus Vollholz statt Metall für Germering entworfen, die demnächst alle gebaut werden sollen. Dass Anlage in Germering die in der Landeshauptstadt übertrifft, macht Kindermann sichtlich stolz. Auch der Scooter-Teil in der neuen Halle in München-Pasing überzeugt ihn nicht, wie er sagt.

Maxi Bauer wohnt in München, kommt aber zum Training regelmäßig nach Germering in seinen „Lieblingspark“. Der 21-jährige Scooterfahrer ist einer der fünf Profi-Rider beim Contest. Profi heißt in dieser Sportart, dass Bauer die Ausrüstung gesponsert bekommt, vom Sport leben kann er nicht. Aber immerhin sind das etwa 500 Euro für den Scooter und Zubehör. Bauer, der schon einige schwerere Verletzungen erlitten hat und „jetzt das Risiko einschätzen kann“, wie er sagt, legt einen beeindruckenden zweiten Run hin und nimmt als Zweitplatzierter 150 Euro Preisgeld mit nach Hause.

Die Siegerprämie von 400 Euro geht schließlich an Quirin Albert aus Wolfratshausen. Mehr Motivation als das Preisgeld dürfte den Profis aber das Raunen geben, das bei den spektakulären Drehungen und Salti, die sie mit ihren Rollern in großer Höhe hinlegen, durchs Publikum geht. Und die staunenden Blicke des Scooter-Nachwuchses.

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