Sicherungsverfahren in Landshut: Verhängnisvoller Schubser am Flughafen-Bahnsteig – Freising | ABC-Z

Der Beschuldigte habe den Tod seines Opfers bewusst und aus nichtigem Grund in Kauf genommen. So sieht es die Staatsanwaltschaft, die einem 27-Jährigen, der sich seit Freitag am Landgericht Landshut verantworten muss, Körperverletzung und versuchten Mord vorwirft. Er soll im März dieses Jahres in den frühen Morgenstunden am Terminal-Bahnhof des Flughafens München einen 58 Jahre alten Obdachlosen ins Gleisbett gestoßen und dort verletzt zurückgelassen haben. Der 27-Jährige habe gewusst, dass jederzeit Züge ein- und ausfahren können.
Der Beschuldigte, so heißt es in der Anklage, „sprach obdachlosen Menschen als solches die Menschenwürde ab und projizierte seine Abneigung gegen eine ganze soziale Gruppe auf den Geschädigten“. Dessen Tötung „nahm er mindestens billigend in Kauf“. Allerdings leide er an einer paranoiden Schizophrenie und sei „hinreichend verdächtig“, die Tat „im Zustand der Schuldunfähigkeit“ begangen zu haben. Der Beschuldigte war zum Tatzeitpunkt selbst obdachlos.
Laut Anklage soll er gegen 3.50 Uhr am unterirdischen Terminal-Bahnhof auf den Obdachlosen getroffen sein. Nachdem dieser nach einer Zigarette gefragt hatte, soll der Beschuldigte den Geschädigten angegriffen und sich schnellen Schrittes auf diesen zubewegt haben.
Das Opfer habe versucht, nach hinten auszuweichen, doch der Beschuldigte, so der Vorwurf, schubste den Mann „mit einem kräftigen Stoß“. Zu sehen ist das auf Videoaufnahmen vom Bahngleis, die am Freitag in der Verhandlung gezeigt wurden. Der Geschädigte kam ins Straucheln, stürzte gut einen Meter tief ins Gleisbett und zog sich dabei eine Kopfprellung, einen Bruch am Unterarm, am rechten Sprunggelenk und eine Knieprellung zu.
Über eine Erklärung seines Verteidigers räumt der 27-Jährige in der Verhandlung den Schubser ein. Allerdings habe er weder erwartet noch beabsichtigt, dass der 58-Jährige ins Gleisbett falle. Er sei traumatisiert gewesen, deshalb sei er weggegangen und habe dem Mann nicht zurück auf den Bahnsteig geholfen. Das übernahmen später Passanten, die mit einem Zug am Nebengleis angekommen waren.
Einige Minuten lang sitzt das verletzte Opfer unbekleidet und allein im Gleisbett
Zuvor hatte sich der 58-Jährige, der laut einer Polizistin am Vorabend Alkohol und Speed konsumiert haben soll, einige Minuten lang allein im Gleisbett befunden. Zunächst ging er zur Bahnsteigkante, kletterte aber nicht hoch – oder konnte nicht. Anschließend verlor er seine Hose, zog sich sein Oberteil aus und saß nackt im Gleisbett, ehe Passanten ihm halfen. Zu dem Zeitpunkt hatte die Bundespolizei das Gleis bereits sperren lassen. Über die genauen Umstände soll der Mann am nächsten Verhandlungstag Auskunft geben.
Der Beschuldigte, der seit seinem 16. Lebensjahr Drogen nimmt und aktuell vorübergehend im Bezirkskrankenhaus Mainkofen untergebracht ist, wurde nach der Tat am Bahnhof Pasing festgenommen. Dabei habe er gesagt, „dass er es jederzeit wieder tun würde und alle Penner und Obdachlosen abschlachten will“, berichtet eine Polizistin.
Der 27-Jährige sei Anfang 2024 schon einmal im Bezirkskrankenhaus Haar untergebracht und als gefährlich eingestuft worden, sagt Vorsitzender Richter Ralph Reiter. Warum man ihn wieder entlassen habe, sei aus den Protokollen nicht ersichtlich.