Filmemacherin aus LA trifft auf Berlins Influencer | ABC-Z

Niemand guckt heutzutage mehr Fernseh-Werbung, man guckt Tiktoks und scrollt Bilder auf Instagram. Das heißt aber nicht, dass Menschen immun sind gegen Markenkult oder Kaufsucht. Werbefachleute gehen nur andere Wege als früher. Influencer sind die lebenden Werbespots der Moderne und sie machen keinen Hehl aus ihrem Geschäftsmodell: Schöne Menschen zeigen gut gelauntes Product Placement im durchgestylten Umfeld.
Produkt-Launch für eine junge, hippe Zielgruppe in Berlin-Mitte.
© BM | Iris May
Die Dichte an Influencerinnen und Influencern ist in Berlin-Mitte höher als die Dichte von Döner Kebabs auf der Sonnenallee oder die von Schwaben in Prenzlauer Berg noch vor zehn Jahren. Menschen wie Lea Naumann alias Lele Berlin (27), verdienen heute so gut wie früher ein Werbe-Star im TV und bevölkern Film-Premieren, Book-Launches und Produktvorstellungen. Sie wohnen in den besten Wohnlagen und haben Spaß im Job.

Influencerin „Lele Berlin“ weiß sich in Szene zu setzen. Die 27-jährige heißt eigentlich Lea Naumann und lebt in Mitte.
© BM | Iris May
Gia Coppola in Berlin
Am Mittwochabend fand wieder einer dieser Produkt-Launches statt mit Hunderten von Influencern in Berlin-Mitte statt. Der offizielle Star des Abends: Gia Coppola. Die Enkelin des legendären Filmemachers Francis Ford Coppola wurde am Mittwoch für einen Tag von einem großen Tech-Konzern nach Berlin eingeflogen. Die 38-jährige wuchs im Dunstkreis filmischer Hochkaräter wie Francis Ford Coppola und Sophia Coppola auf. Gerade eben hat sie Ex-„Baywatch“-Star Pamela Anderson in „The Last Showgirl“ ein spektakuläres Comeback verpasst.
Gia Cppola hat einen Kurz-Film mit einem Smartpone gedreht, das ihr vermutlich nebst einer stattlichen Summe vom Hersteller geschenkt wurde. Wer sie denn am meisten inspiriert hat? „Meine Großmutter“, sagt sie. „Sie hat mir beigebracht, dass Kunst nicht im Museum stattfinden muss. Sie ist überall um uns herum.“ Das habe sie auch zu ihrem Kurzfilm „Edie“ inspiriert, einer Charakterstudie, bei der der Walk of Fame eine große Rolle spielt, in dessen Nähe sie aufgewachsen ist.
Es ist das erste Mal, das Gia Coppola in Berlin ist. Was sie von der Stadt gesehen hat? „Ich bin ein bisschen am Fluss spazieren gegangen“, sagt sie, „Und habe mir von einem Guide den Checkpoint Charlie zeigen lassen.“ Sie wirkt unprätentiös, sympathisch und bescheiden.
Iced Drinks, Djane und viele Selfies

Influencer bei der Arbeit in Berlin-Mitte. Spiegel-Selfies und „Duckfaces“- gehören zum Alltag.
© BM | Iris May
Die Party zum Produkt-Launch des neuen Mobilfunkgerätes ist wirklich gelungen. Die Blumen-Gestecke sind bezaubernd. Eine DJane legt mehrheitsfähige Musik auf, während geeiste Cocktails mit und ohne Alkohol serviert werden. Und auch das Mobilfunkgerät ist überzeugend. Nur irgendwie wünsche ich mir manchmal die guten, alte Zeiten zurück. Als eine Party einfach nur eine Party und Werbung klar abzugrenzen war.
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Zeiten, in denen Kinder als Traumberufe noch Krankenschwester oder Baggerfahrer sagten und nicht Influencer. Zeiten, in denen Influencer mit ihren Gurken-Rezepten noch nicht dafür gesorgt haben, dass das Gemüse auf Island ausverkauft ist. Zeiten, in denen Menschen nicht dauernd Selfies von sich produzierten, sondern einfach einen Moment genossen. Aber wahrscheinlich bin ich einfach nur altmodisch.