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SZ-Kolumne „Auf Station“: Wie mit einer Baustelle vor der Intensivstation umgehen – Ebersberg | ABC-Z

Unsere Intensivstation ist wie ein U aufgebaut: Unser Stationsstützpunkt mit einigen Computerarbeitsplätzen ist direkt am Eingang, von dort führt ein Gang mit den Intensivzimmern rechts entlang und ein zweiter mit den Intermediate-Care-Zimmern links. Von unseren sechs IMC-Betten aus gesehen werden wir bald so etwas wie ein länger währendes Event live mitverfolgen können: Man hat den besten Blick auf einen Teil des alten Ursprungsgebäudes der Klinik, das demnächst abgerissen und an dessen Standort ein neues Gebäude gebaut wird – dort soll unter anderem die neue Notaufnahme einziehen. Da könnte sich manch einer die Frage stellen: Finden unsere IMC-Patienten dann vor lauter Baulärm gar keine Ruhe mehr?

Wesentlich näher an der künftigen Baustelle liegen das Arztzimmer unserer Station, das Büro von meinem Chef, der Aufenthaltsraum für unsere Pausen sowie ein Lager. Die IMC-Zimmer sind also auf der betreffenden Seite des Gangs am weitesten weg. Das ist gut für unsere Patienten. Und auch für uns Pflegekräfte und die Ärzte sind die Bauarbeiten kein Weltuntergang. Es ist ja nicht so, dass wir acht Stunden am Stück in den Büros und Pausenräumen verbringen – wir versorgen schließlich die Patienten und sind daher die meiste Zeit in deren Zimmern oder am Stationsstützpunkt.

In den IMC-Zimmern sind, wie in der gesamten Klinik, gut isolierende Fenster verbaut. Das wird den größten Lärm draußen halten. Nachts wird ohnehin nicht gearbeitet.

Was möglichen Baulärm anbelangt, sind wir also recht entspannt. Unsere Klinik ist kein alleinstehendes Haus irgendwo im Nirgendwo – da wird immer mal wieder in Hörweite etwas gebaut oder saniert. Bisher hat es noch nie jemanden großartig gestört. Im Grunde ist es so wie bei der Patientenversorgung auch: Wir müssen im jeweiligen Moment entscheiden, was für den Patienten am besten ist. Sollte beispielsweise der Lärm an einem Tag wirklich recht laut sein und wir haben einen geräuschsensiblen Patienten, dann werden wir auch da eine Lösung finden. Und Patienten, die frisch nach der Extubation oder während der Sedierung zu Halluzinationen neigen, darin gerne mal Geräusche aus ihrer Umgebung einbauen und das zu ungemütlichen Träumen führen kann, liegen ohnehin auf der anderen Seite unserer Station, der Intensivseite. Die ist so weit weg von der Baustelle, dass davon vermutlich nichts zu hören sein wird.

Intensivfachpflegerin Pola Gülberg von der Ebersberger Kreisklinik. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Man muss die Sache auch mal so sehen: Die Vorteile, die durch den Abriss und den anschließenden Neubau für Patienten entstehen, überwiegen meiner Ansicht nach auf jeden Fall. Nicht nur wird die neue Notaufnahme größer und moderner, sie liegt auch näher an der Intensivstation. Im Fall der Fälle kann ein paar Sekunden Zeitersparnis beim Transport von der einen in die andere Abteilung durchaus von Vorteil sein.

Also: Unsere IMC-Patienten werden auch während der Bauphase sicherlich nicht allzu viel von den Arbeiten mitbekommen. Und selbst wenn ab und an mal ein bisschen Krach zu hören ist: Wer stationär ins Krankenhaus aufgenommen wird, der hat in der Regel andere Sorgen.

Pola Gülberg ist Intensivfachpflegerin. In dieser Kolumne erzählt die 40-Jährige jede Woche von ihrer Arbeit an der Kreisklinik in Ebersberg. Die gesammelten Texte sind online unter sz.de/aufstation zu finden.

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