Die Woltemade-Sackgasse: Stuttgarts Stürmer gibt Traum vom FC Bayern nicht auf | ABC-Z

Am Dienstagmittag, als Nick Woltemade seine zweite Trainingseinheit mit dem VfB Stuttgart am Tegernsee beendet, hört es tatsächlich mal für einige Minuten auf zu regnen. Und die Sonne kommt raus. Vom Grill vor dem Vereinsheim des FC Rottach-Egern zieht der Duft von Bratwürsten und Steaks rüber, die ersten Fans stärken sich mit einem Snack zum Mittag. Und die kleinsten Fans haben sich bereits vor der Umkleidekabine positioniert. Ein Autogramm von Woltemade – das wär’s jetzt. Wer weiß schon, wie lange er noch hier ist?
Der 23-jährige Stürmer, Wunschspieler des FC Bayern, kommt wie seine Teamkollegen klitschnass vom Trainingsplatz getrabt. Fast zwei Stunden hat der VfB trainiert, ziemlich intensiv mit vielen Sprints und Spielformen. Doch auch wenn der warme Mannschaftsbus, die Dusche und die Massagebank locken, macht Woltemade noch einmal Halt. Er lässt ein paar Selfies mit sich knipsen, umarmt ein bekanntes Paar und schreibt geduldig Autogramme für die jüngsten Fans. Woltemade lächelt freundlich, dann steigt er in den Bus.
Woltemades Wechselwunsch zum FC Bayern
Es ist ein kompliziertes Trainingslager für Woltemade, der jetzt am liebsten rund 50 Kilometer weiter nördlich seiner Arbeit nachgehen würde. Das lässt sich der Nationalstürmer zwar nicht anmerken, er ist Profi genug. Aber er würde schon gerne nach München. Mit dem FC Bayern ist sich Woltemade seit Wochen einig, die Stuttgart-Bosse sind über seinen Wechselwunsch informiert. Er könnte in München einen Vertrag bis 2030 erhalten und ein Vielfaches im Vergleich zu seinem derzeitigen Gehalt verdienen. Laut Sky bis zu zehn Millionen Euro jährlich inklusive Prämien. Beim VfB liegt Woltemades Salär bei 1,5 Millionen Euro jährlich, sein Vertrag läuft bis 2028.
An Woltemades Haltung hat nach AZ-Informationen auch ein Gespräch am vergangenen Samstag nichts geändert. VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth setzte sich mit Woltemade nach dessen Rückkehr aus dem Urlaub zusammen und traf dabei auf einen aus seiner Sicht “motivierten” Angreifer. Ein “längeres Gespräch” sei das gewesen, berichtete Wohlgemuth in Rottach-Egern, “ein gutes Gespräch. Wir haben über die Teilnahme an den Turnieren und ein paar andere Themen gesprochen.”

© IMAGO/Pressefoto Rudel/Herbert Rudel
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Keine Verhandlungen mit dem FC Bayern
Auch über den FC Bayern? Was genau er mit Woltemade diskutierte, wollte Wohlgemuth nicht verraten. “Wir haben hinter verschlossenen Türen gesprochen und das bleibt hinter verschlossenen Türen”, sagte er: “Nick wird mit einer sehr, sehr großen Wahrscheinlichkeit auch in dieser Saison zu unserem Kader gehören. Das haben wir öffentlich klar und deutlich kommuniziert.”
Die Woltemade-Sackgasse. Trotz eines üppigen Angebots über 50 Millionen Euro plus fünf Millionen an Boni wollen sich die Stuttgart-Bosse nicht mit den Bayern-Verantwortlichen an einen Tisch setzen und verhandeln. Erst ab 65 Millionen Euro, so hört man, sei der VfB gesprächsbereit. Bayern wiederum will kein höheres Angebot abgeben, daher herrscht Stillstand.
FC Bayern hat Woltemade-Verpflichtung noch nicht aufgegeben
“Es liegt in unserer Verantwortung, den Fokus auf das zu lenken, was uns hilft, um in eine gute, neue Saison zu starten”, führte Wohlgemuth aus. “Deshalb befassen wir uns nur mit relevanten Themen. Und ein vorzeitiger Wechsel von Nick unter den bestehenden Voraussetzungen ist einfach nicht relevant.”
Ob das Thema damit erledigt ist? Abwarten. Die Transferperiode endet erst am 1. September – und ganz offensichtlich gilt Woltemade ja nicht als unverkäuflich. Er ist eben – Stand jetzt – sehr teuer. Daher hat Bayern die Verpflichtung nach AZ-Infos auch nicht aufgegeben.
Unklare Situation bei Stuttgart
Bislang allerdings fand während des Trainingslagers kein Treffen der Bosse wegen Woltemade statt. “Ich habe viele Einladungen bekommen, aber nicht von den Kollegen”, sagte Wohlgemuth über Bayerns Sportvorstand Max Eberl und Ehrenpräsident Uli Hoeneß, die beide am Tegernsee leben.
“Ich wüsste auch gar nicht, wo sie wohnen.” Wohlgemuth schmunzelte, während der Regen auf den kleinen Medien-Pavillon prasselte. Auf Nachfrage, ob sich der FC Bayern denn überhaupt wieder bei Stuttgart gemeldet habe wegen Woltemade, meinte er: “Wenn es da Kontakt gegeben hat, dann hat der hinter verschlossenen Türen stattgefunden. Das wird unkommentiert bleiben.”

© IMAGO/Philippe Ruiz
von IMAGO/Philippe Ruiz
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Aber natürlich trägt die unklare Situation nicht gerade dazu bei, dass Ruhe herrscht bei den Stuttgartern. Im Fanlager sind die Meinungen gespalten, ob man Woltemade ziehen lassen sollte oder nicht. Die einen sagen, dass man ihn verkaufen sollte, da er im Sommer 2024 ablösefrei von Werder Bremen verpflichtet wurde und man ihn nun deutlich über seinem Marktwert von 30 Millionen Euro abgeben könnte. Die anderen sind der Meinung, dass der VfB als DFB-Pokalsieger Stärke zeigen und ein Zeichen setzen sollte, dass man zu den Topteams in Deutschland gehört.
Causa Woltemade: Stuttgarts harte Haltung
Diese Sichtweise vertreten auch Vorstandschef Alexander Wehrle und Präsident Dietmar Allgaier, die für den harten Stuttgart-Kurs stehen und Woltemade nicht verkaufen wollen. Der VfB ist finanziell gut aufgestellt, der Einstieg von Porsche im Jahr 2023 soll dem Klub circa 100 Millionen Euro einbringen.
Ob die Bosse bis zum Ende der Wechselperiode bei ihrem Nein bleiben? “Es war ein gutes Gespräch, das ich mit ihm hatte”, sagte Stuttgart-Trainer Sebastian Hoeneß am Dienstag nach dem Training über Woltemade. “Mehr gibt es von meiner Seite nicht zu sagen.” Das letzte Wort in dieser Causa ist aber wohl noch nicht gesprochen.