Technische Hochschule Augsburg: neuer Studiengang Rettungsingenieurwesen – Bayern | ABC-Z

Dass technische Kenntnisse in den Rettungsberufen immer wichtiger werden, hat nicht zuletzt die Flutkatastrophe in Bayern vor einem Jahr gezeigt. Tausende Einsatzkräfte kämpften vor allem in Schwaben und Oberbayern gegen die Wassermassen. Dabei nutzte das Technische Hilfswerk (THW) spezielle Pumpen, die bis zu 5000 Liter Wasser pro Minute förderten. Öl, das aus privaten Öltanks austrat und sich mit dem Grundwasser vermischte, musste mit Öl-Separationsanlagen vom Wasser getrennt werden.
Weil die Technik bei solchen Einsätzen immer wichtiger wird, bietet die Technische Hochschule Augsburg (THA) von diesem Wintersemester an den neuen Bachelorstudiengang „Rettungsingenieurwesen“ an. Dabei handelt es sich nicht um eine Rettungsausbildung, sondern um eine „einführende Ingenieurausbildung“ mit Spezialisierung auf Rettungswesen, wie Stefan Murza, Studiendekan der Fakultät für Maschinenbau und Verfahrenstechnik, erklärt.
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Die Technische Hochschule Augsburg ist die einzige in Süddeutschland, die diesen Studiengang anbietet. Ein vergleichbares Studium gibt es bisher nur an der Technischen Hochschule in Köln. Allerdings sei der Studiengang dort eher auf Management ausgelegt, sagt Murza, während in Augsburg der Fokus mehr auf dem technischen Aspekt liege.
Der Bedarf an Fachpersonal wachse deutlich, sagt Murza. Auch im Hinblick auf den Klimawandel werde der gesamte Bevölkerungs- und Zivilschutz in den nächsten Jahren deutlich aufgestockt. Um für die nächste Katastrophe gewappnet zu sein, brauche es aber nicht nur mehr Menschen, sondern auch bessere Technik. Dafür sei der Studiengang in Kooperation mit Feuerwehren und Rettungsorganisationen entwickelt worden.
Mit dem Studiengang Rettungsingenieurwesen habe man „den Nagel auf den Kopf getroffen“, meint Murza. An der THA sei man mit den ersten Bewerberzahlen „sehr zufrieden“. „Wir sehen jetzt schon mehr Bewerbungen als für andere etablierte Studiengänge, wie zum Beispiel Umweltverfahrenstechnik.“
Angesprochen sind technikinteressierte Menschen
Ansprechen will die THA mit dem neuen Studiengang in erster Linie technikinteressierte Menschen, die sich mit den Rettungsdiensten verbunden fühlen. Von diesen Menschen bekam Murza auch schon erste Reaktionen: Das sei endlich mal ein Studiengang, wo man sich so richtig „reinknien und zu Hause fühlen würde“. Im Idealfall hätten sie im neuen Studiengang „junge Leute und Haudegen in Uniform“, sagt Murza. Die würden sich dann gegenseitig bereichern.
In den ersten vier Semestern sind, wie bei Ingenieurstudiengängen üblich, Mathe, Physik und Chemie Pflicht. Gegen Ende des Studiums können Studierende dann zwischen Fächern wie Sonderfahrzeugbau, Diensthundearbeit oder Medizintechnik wählen. Diese Kurse werden von Dozierenden aus der Praxis unterrichtet, zum Beispiel von der Berufsfeuerwehr Augsburg. Ausgelegt ist der Studiengang auf sieben Semester in Vollzeit und 14 Semester in Teilzeit.
Mathe-Leistungskurs ist nicht notwendig
Eine besonders gute Abi-Note benötigt man nicht, der Studiengang ist zulassungsfrei. Voraussetzung ist aber das (Fach-)Abitur oder – mit entsprechender Berufserfahrung – eine Techniker- oder Meisterausbildung. Dazu solle man ein gewisses Interesse für MINT-Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, mitbringen. Mathe-Leistungskurs in der Schule belegt zu haben, sei aber keine Voraussetzung, sagt Murza.
Beruflich stünden den Absolventen verschiedene Wege offen. „Absolventinnen und Absolventen können eigentlich in jeden Betrieb gehen, der Ingenieurinnen und Ingenieure sucht“, sagt Murza. So könnten Absolventen entweder ihre technische Expertise bei den Rettungs- und Blaulichtorganisationen einbringen oder in Unternehmen eben diese Einsatztechnik weiterentwickeln.
„Selbst ein Suchhund beim THW braucht Schuhe und muss abgeseilt werden“
Studiendekan Murza gibt einige Beispiele bei denen technische Lösungen bei Rettungseinsätzen immer wichtiger werden. Bei der Suche nach Vermissten werde vermehrt Drohnentechnologie eingesetzt. Und selbst ein „Suchhund beim THW braucht Schuhe und muss abgeseilt werden“. Oder: „Wie gehen wir mit einem flächendeckenden Stromausfall wie letztens in Spanien um?“ Da brauche es Einsatzkräfte, die sich mit Technik auskennen.
Derzeit baut auf das Bachelorstudium kein konsekutiver Masterstudiengang auf. Die Absolventen könnten aber einen Master in Maschinenbau oder Umwelt- und Verfahrenstechnik draufsetzen, sagt Murza. Und: „Wenn der Bachelor Rettungsingenieurwesen gut anläuft, werden wir sicherlich überlegen einen konsekutiven Masterstudiengang anzubieten.“
Vom 1. Oktober an werden die ersten angehenden Rettungsingenieure in Augsburg in den Vorlesungen sitzen. Die Bewerbungsfrist an der THA läuft noch bis zum 15. Juli.