München: So war das erste von zwei SDP-Konzerten in der Olympiahalle – München | ABC-Z

Die Bässe brummen durch die Halle. Ganz casual steht SDP auf der Bühne. Mit weißen Tanktops und kurzen Cargo-Shorts. Ihre schlichten Outfits passen nicht zur Stimmung, die sie verbreiten. Bei jedem Lied springen sie über die Bühne und heizen richtig ein – im wahrsten Sinne des Wortes. Flammenmaschinen, Konfettiregen und Funkensprüher untermalen das Geschehen auf der Bühne.
Die Berliner Freunde Dag-Alexis Kopplin und Vincent Stein haben die Band 1999 gegründet. Durch ihre ironischen und spaßigen Hits wie „Ne Leiche“ und „Die Nacht von Freitag auf Montag“, beides im Feature mit dem bekannten Rapper Sido, erlangten sie gerade bei den damals jungen Fans Kultstatus. SDP ist nicht politisch, ihr parteilich anmutender Name ist eine Abkürzung ihres ehemaligen Bandnamens „Stonedeafproductions“.
Zuletzt feierten sie 25 Jahre SDP mit einer Open-Air-Jubiläumstour. Jetzt füllen die 42-Jährigen die fast ausverkaufte Münchner Olympiahalle. Die „bekannteste unbekannte Band“, wie sie sich selbst nennen, gibt an diesem Abend alles, was sie zu bieten haben.
Im Oktober haben sie das neue Album „Die wollen nur spielen“ veröffentlicht. Ihre gleichnamige Tour bietet also eine Mischung aus alten und neuen Songs. Die Fans sind mit ihnen älter geworden, kennen noch viele ihrer alten Hits, die zum Repertoire deutscher Partynächte gehörten. Dass vor allem diese gut ankommen, wissen die Jungs selbst. Mit dem „Applausometer“, einem riesigen roten Abstimmungsbarometer, das die Applauslautstärke misst, kann das Publikum mitentscheiden, welche ihrer älteren Hits aus unterschiedlichen Schaffensperioden gespielt werden sollen.
Bei den ausgewählten Liedern mit ironischen Texten wie „Deine Freundin, die kann Blasen, an den Füßen nicht ertragen“ und „Gibt das Leben dir Zitronen, frag nach Salz und Tequila“, kocht die Stimmung in der Olympiahalle. „Dafür haben die Leute Geld bezahlt“, kommentiert SDP selbst lachend.
Die Spaßmacher haben ihr Publikum im Griff, kommen ihnen gelegentlich näher, laufen bei Bühnenwechseln durchs Publikum, klatschen mit ihren Fans ein und lassen sie mitsingen. Geflirtet wird auch: „Ihr seid alle wunderschön,“ sagt Vincent Stein mit einem Zwinkern.
Außerdem beweisen sie, dass sie keine Höhenangst haben. Bei den Songs „Unikat“ und „Viva la Dealer“ heben sie mit der B-Stage inmitten der Halle ab, performen direkt unter dem Hallendach. Dag-Alexis Kopplin lässt sich sogar von der einen Bühne zur Mainstage mit einer fliegenden Vorrichtung tragen und spielt dabei ein beeindruckendes Gitarrensolo. Wieder auf der Hauptbühne angekommen, besticht er mit rauchigen Rap-Einlagen und einem Solo auf der „Percussion-Station“, einem schlagzeugartigen Gebilde bestehend aus Pfannen, Töpfen und umgedrehten Mülleimern.
Neben den Scherzen und Partystimmung zeigen sie aber auch, dass sie gefühlvoll können. Bei „Eigentlich wollte er nie ein Liebeslied schreiben“ stehen sie sich auf den Tribünen der Stehplätze gegenüber, nur mit Akustikgitarren in den Händen. Als sich später Dag-Alexis Kopplin mit Zigarette im Mund an ein Klavier setzt und sie „Ich muss immer an dich denken“ performen, verwandelt sich die Olympiahalle in ein Lichtermeer.
Dass die Jungs es nach mehr als 25 Jahren immer noch drauf haben, haben sie mit ihrem Auftritt bewiesen. SDP schaffen es, Ironie und Emotion, Spaß und Können unter einen Hut zu bringen. Vielleicht ist das ihr eigentliches Erfolgsgeheimnis: Sie wollen nur spielen und meinen es dabei ehrlich.





















