Volksfest beschert Stadt Dachau wachsendes Defizit – Dachau | ABC-Z

Mit etwa 250 000 Besuchern ist das Dachauer Volksfest inzwischen das drittgrößte in Oberbayern. Es zieht immer mehr Touristen an, ist aber auch bei Einheimischen so beliebt, dass sie Anfang August oft lieber ins Bierzelt gehen, als in den Urlaub zu fahren. Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann, SPD, sprach in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses sogar schon von einem „Mythos“. Doch dieser Mythos hat seinen Preis: Er beschert der Stadt jedes Jahr ein hohes Defizit. Und das wird höher und höher.
689 000 Euro hat die Stadt heuer für ihre traditionsreiche Großveranstaltung auf der Thoma-Wiese ausgegeben, eingenommen hat sie aber nur knapp 423 000 Euro – macht ein Minus von 267 000 Euro. Und diese Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben geht immer weiter auseinander. 2026 soll das Defizit sogar auf mehr als 325 000 Euro steigen. Laut Kulturamtsleiter Tobias Schneider erklärt sich dies teilweise mit einem einmaligen Sondereffekt: Im kommenden Jahr muss das Entwässerungssystem auf der Thoma-Wiese repariert werden. Und das kostet Geld.
Mit rund 375 000 Euro schlagen die Personalkosten am stärksten zu Buche: Der Bauhof ist wochenlang mit den Vorbereitungen für das Volksfest beschäftigt, die Feuerwache der Feuerwehr muss bezahlt werden, und auch in der Ratshausverwaltung bindet die Großveranstaltung Mitarbeiter. Ordentlich ins Geld geht der „Seniorennachmittag“. Die Kosten für die spendierten Brotzeiten und Getränke summieren sich mittlerweile auf 84 000 Euro. Damit liegen die Ausgaben schon heute über dem Ansatz für den künftigen Haushalt 2026. Vorgesehen sind darin 70 000 Euro. Schneider weiß schon jetzt: „Das wird nicht reichen.“
Und dann sind da noch die Sicherheitsauflagen. In die Zufahrt zum Volksfest werden schon seit Jahren Betonhindernisse gestellt, um Amokfahrten zu verhindern. „Quasi aus dem Nichts“ sind die Auflagen laut Schneider aber weiter verschärft worden. Die Stadt musste nun extra zertifizierte Barrieren errichten. Die Mehrkosten von 20 000 Euro führten dazu, dass der Volksfest-Etat erstmals in seiner Geschichte gesprengt wurde. Das fehlende Geld musste sich die Stadt aus anderen Töpfen holen.
Schausteller scheint ein lukrativer Beruf zu sein
Jürgen Seidl, FDP, forderte, die Gebühren für Standbetreiber erhöhen. „Es ist nicht vermittelbar, dass einige Akteure mit vollen Taschen rausgehen, und das Defizit der Stadt steigt und steigt.“ Bündnis-Stadtrat Kai Kühnel sprach von einer „Gelddruckmaschine“ für Schausteller. In die gleiche Kerbe schlug Sarah Jacob von den Grünen. Sie habe verschiedentliche Einblicke in die Bilanzen gehabt. Und gestaunt, wie viel Geld manche Schausteller verdienen. „Ich habe sogar schon überlegt, ob ich nicht umsattle.“ Jacob arbeitet am Finanzamt.
Kulturamtsleiter Schneider warnte davor, zu stark an der Gebührenschraube zu drehen. Dies könne gerade die Schausteller verprellen, die die attraktivsten Geschäfte auf die Thoma-Wiese bringen. Es könne auch dazu führen, dass die Betreiber einfach die Preise erhöhen – und die Besucher dann weniger ausgeben. „Das ist ein ganz kompliziertes Wechselspiel.“ Erhöht wurden die Standgebühren zuletzt im Jahr 2021. Bei den Schaustellern soll das damals nicht gut angekommen sein.
„Den Dauertrinker im Festzelt gibt es nicht mehr“
Die größten Einnahmen kommen aber ohnehin nicht von den Schaustellern. Gut zwei Drittel steuern die Festwirte bei. Sie müssen der Stadt den sogenannten Bierpfennig zahlen. Diese Abgabe bemisst sich nach der Menge Bier, die sie beim Volksfest ausschenken. „Den Dauertrinker, der am Vormittag ins Festzelt kommt und zehn Mass trinkt, gibt es aber nicht mehr“, sagt Volksfestreferent Robert Gasteiger von der Gruppierung Bürger für Dachau.
Schon seit Jahren beobachtet die Stadt einen Rückgang des Alkoholkonsums. Es wird mehr Wasser getrunken und mehr alkoholfreies Bier. Daran verdient zwar der Wirt, aber nicht mehr die Stadt, denn der Bierpfennig wird nur für alkoholische Getränke fällig. CSU-Stadträtin Katja Graßl schlug vor, statt dem Bierpfennig eine allgemeine Umsatzpacht zu erheben. Diese Option will die Stadtverwaltung nun prüfen. Umsetzen lässt sich dieser Systemwechsel aber erst, wenn die alten Verträge auslaufen, und die Stadt neue schließen kann.
Eine Besonderheit in Dachau ist, dass die meisten Besucher nicht am Samstagabend kommen, sondern am Sonntagnachmittag. Das hat eine Zählung der Stadt ergeben. Das Dachauer Volksfest ist ein Familienfest. Oberbürgermeister Hartmann will, dass das auch so bleibt. Dafür müsse man aber die Preise auf einem „familienfreundlichen“ Niveau halten. Zugleich dürften die Kosten nicht immer höher steigen. „Das ist ein wachsender Spagat“, erklärte er. „Und der wird immer schwieriger.“





















