Geretsried: Insolvenz beendet Pläne für Sportgymnasium – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Es sollte ein Vorzeigeprojekt für die Sportelite werden, doch nun sind die Initiatoren zahlungsunfähig. Die München Süd Sportschule Projekt- und Immobilien-Verwaltungs-GmbH mit Sitz in Starnberg hat Insolvenz angemeldet (Amtsgericht Weilheim, AZ IN 14/25, veröffentlicht am 31. März). Mit dem Slogan „We educate the winners of tomorrow“ hatten die Initiatoren seit Mai 2024 ihr Vorhaben eines privaten Sportgymnasiums im Geretsrieder Stadtwald beworben.
Die als „hochmodern“, klimaneutral, barrierefrei und pädagogisch innovativ gepriesene Privatschule sollte 2027 starten. Doch ein Bürgerentscheid verhinderte dies mit Blick auf die Bewahrung des Stadtwalds.
Insolvenzverwalter Thomas Klöckner erklärt auf Nachfrage, das Insolvenzverfahren sei noch nicht abschlussreif. Die Anzahl der Gläubiger bewege sich im einstelligen Bereich. „Angaben zur Höhe der zur Insolvenztabelle angemeldeten Insolvenzforderungen kann ich nicht machen.“ Betroffen sei nur eine Mitarbeiterin gewesen, die aber kurzfristig ein neues Anstellungsverhältnis eingegangen sei.
Eine Sanierung der MS Sportschule Projekt- und Immobilien-Verwaltungs-GmbH sei nicht möglich, „denn das Unternehmen der Schuldnerin ist eingestellt“, erklärt der Insolvenzverwalter. „Für eine Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebes fehlt neben den finanziellen Mitteln insbesondere der für den Bau der Sportschule geeignete Standort.“
Mit dem Verlust des Standorts Geretsried war für die Initiative offenbar die gesamte Planung dahin. Doch es folgte ein zweiter Schlag: Matthias Pohlus, einer der wesentlichen Initiatoren, starb Anfang dieses Jahres plötzlich und völlig unerwartet. „Das hat uns alle sehr getroffen“, sagt die frühere Projektleiterin Ute Hennekes.
Auf Nachfrage der SZ räumten die Initiatoren nach dem Bürgerentscheid im November 2024 ein, einen Plan B, also einen möglichen Alternativstandort in einer anderen Kommune, hätten sie nicht. Vielmehr hätten sie sich ein Jahr lang auf den Standort Geretsried konzentriert, alles andere wäre, wie Pohlus damals sagte, „unfair gegenüber der Stadt“ gewesen. Die Schule sei in jeder Hinsicht nur auf Geretsried und den Standort im Wald zugeschnitten. Pohlus nannte die Frage „hanebüchen“, ob der außergewöhnliche Architekturentwurf des Stararchitekten Daniel Libeskind, den die Planer vorgelegt hatten, nicht auch an einem anderen Ort zu verwirklichen wäre.
Die monatlichen Schulgebühren wurden auf 500 bis 600 Euro geschätzt
Das geplante Privatgymnasium für 700 sportambitionierte Schülerinnen und Schüler sowie „für alle olympischen und paralympischen Talente“ sollte nach ersten Schätzungen der Projektleiterin für die Schüler 500 bis 600 Euro monatlich kosten. Für zehn bis 20 Prozent der Kinder, so hieß es, sollten die Gebühren durch Stipendien aufgefangen werden. Dafür erhielt die Sportschul-GmbH Förderzusagen der Krämmel-Stiftung und der Geretsrieder Tyczka GmbH.
Auch der Geretsrieder Stadtrat befürwortete die Sportschule mehrheitlich. Er beschloss einen Vorhaben- und Erschließungsplan für den Standort am bestehenden Schulzentrum Adalbert-Stifter-Straße. Auf der vorgesehenen Fläche im Stadtwald hätten eine Menge Bäume gefällt werden müssen. In den ersten Entwürfen der Schulplaner war von etwa 10 000 Quadratmetern Waldfläche die Rede; die Zahl wurde nie definitiv bestätigt, vielmehr stand sie unter dem Vorbehalt der weiteren Entwicklung des Bebauungsplans.

Der eigens gegründeten Bürgerinitiative IG Wald gelang es schließlich, einen Bürgerentscheid unter dem Titel „Erhalt des Stadtwaldes zwischen Hallenbad und Ahornweg in Geretsried“ mit 6094 Stimmen zu gewinnen. Für das dagegen zur Abstimmung gestellte Ratsbegehren mit dem Titel „Ja zu Bildung, ja zu Sport“ votierten nur 2938 Personen. In der Stichfrage machten 6312 Geretsriederinnen und Geretsrieder ihr Kreuz bei „Stopp der Planungen für den Neubau eines Sportgymnasiums“.
Die Projektinitiatoren zeigten sich überrascht und entsetzt. „Dass Bürger eine gemeinnützige Schule kippen, damit haben wir nicht gerechnet“, sagte Hennekes, die wie ihre Mitstreiter stets das Wort „Privatschule“ vermied und das Etikett „elitär“ ablehnte. Schließlich fielen gegen die Verhinderer der Schule harsche Worte: „Kampagne“, „Populismus“, „Falschinformationen“ und „Sozialneid“.

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Dennoch betonten Hennekes, Pohlus und Kurrle, dass sie das Abstimmungsergebnis akzeptierten. Pohlus kündigte an, sie würden tun, „was ein guter Sportler macht“: die Niederlage analysieren und daraus lernen. Auf Facebook schrieb Hennekes kurz darauf: „Wir lassen uns nicht entmutigen. Unser Ziel bleibt klar: eine Schule zu schaffen, die neue Maßstäbe setzt. (…) Gemeinsam werden wir Wege finden, um unsere Vision zu verwirklichen.“
Heute sagt Hennekes, sowohl der Bürgerentscheid als auch der Tod ihres Mitstreiters Matthias Pohlus hätten diese Hoffnung erst einmal zunichtegemacht. Die Frage, ob sie eine Sportschule jemals wieder ins Auge fasse, beantwortete sie mit einem „Vielleicht“. Allerdings müsste sich die Initiative dazu „personell und organisatorisch neu strukturieren“.