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EHC München bei der Saisonplanung: „Meetings, Meetings, Meetings“ – Sport | ABC-Z

Es herrschte reges Treiben im Inneren des SAP Gardens am Montagmittag, neue Tribünenteile wurden eingebaut, alte Tribünenreihen waren über die ganze Fläche verteilt. Oliver David und Christian Winkler haben das natürlich mitbekommen. Aber als der neue Trainer und der Manager des EHC Red Bull München in Loge Nummer fünf Platz nahmen, bekamen sie davon nichts mehr mit, da sie, beide im gleichen schwarzen Klub-Pullover, mit dem Rücken zum Inneren saßen. Schade, sagte Winkler lächelnd, er schaue ja so gerne rein in das Hallen-Prunkstück.

Für David war der Montag der erste „volle“ Tag in der Arena, er lernt die Mitarbeiter und das neue Umfeld gerade kennen. „Meetings, Meetings, Meetings“ stünden gerade an, in einigen davon geht es auch darum, den Kader zu finalisieren, mit dem er von diesem Sommer an den EHC wieder in die Erfolgsspur führen soll. Denn aus dieser sind die Münchner nach zwei fünften Hauptrunden-Plätzen in den vergangenen zwei Spielzeiten und dem jüngsten Playoff-Viertelfinal-Aus in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) geraten.

David ist ein kommunikativer Typ, einer, der aufmerksam zuhört und ausführlich auf Fragen antwortet. Kurz nach Beginn des Gesprächs nimmt er eine Dekoblume vom Tisch, damit er freien Sichtkontakt zu allen Journalisten hat. „Er ist ein sehr ehrlicher und transparenter Typ, immer freundlich und positiv“, sagt Verteidiger Phillip Sinn über seinen alten und neuen Trainer; Sinn wechselt wie David aus Salzburg nach München.

Im Laufe des mehr als 80-minütigen Gesprächs fällt mehrmals der Name Don Jackson. Winkler erklärte, dass Teil der Gedankenspiele gewesen sei, mit dem DEL-Rekordtrainer, der Ende Januar aus dem Trainer-Ruhestand geholt wurde, auch in die neue Saison zu gehen. „Aber so ehrlich muss man auch zu sich sein: Das wäre sicherlich wieder ein Schritt zurück in die Vergangenheit gewesen“, sagte Winkler. „Wir wollen aber in die Zukunft marschieren.“ Obwohl laut Winkler auch mit Kandidaten gesprochen worden sei, die bislang nur in der NHL gecoacht hätten, fiel die Wahl schlussendlich auf den konzerninternen Kandidaten. David habe den Vorteil, „dass er die Mechanismen kennt, dass er die Leute kennt, und dass er vor allem von unserem Red-Bull-Spielstil überzeugt ist, das ist für mich das Allerwichtigste“, sagte Winkler. „Davon sind wir leider ein bisschen abgekommen.“

„Es gibt Menschen, die nehmen den Aufzug. Bei denen laufen die Dinge einfach, es geht nach oben. Und es gibt Menschen, die nehmen die Treppen. Ich bin so einer, ich nehme sie mehr als andere“, sagt der neue EHC-Trainer Oliver David

Anders als Jackson, der zwei Stanley-Cup-Siege an der Seite von Eishockey-Größe Wayne Gretzky vorweisen kann, war Davids Karriere als Spieler überschaubar, Anfang der 2000er lief er in Deutschlands vierthöchster Spielklasse für den EC Pfaffenhofen auf. „Es gibt Menschen, die nehmen den Aufzug. Bei denen laufen die Dinge einfach, es geht nach oben“, sagte David. „Und es gibt Menschen, die nehmen die Treppen. Ich bin so einer, ich nehme sie mehr als andere.“

Egal ob Treppe oder Aufzug, die Erwartung an den neuen Trainer ist hoch. „Wir müssen wieder zurück zum goldenen Standard, da waren wir die letzten zwei Jahre nicht“, betonte Winkler und erinnerte dabei an Mannheims Trainer Dallas Eakins, der die Adler zum „Goldstandard“ ausgerufen hatte. David kommt jedenfalls mit zwei Erfolgsgeschichten im Gepäck nach München, seine Salzburger wurden unter seiner Führung in zwei Spielzeiten zweimal Meister.

Will in München bleiben: Defensivmann Will Butcher. (Foto: Ulrich Gamel/kolbert-press/Imago)

Was sagt dieser Mann also über Siegeskultur? „Erfolg hat nicht ein Gesicht. Es gibt unterschiedliche Wege, erfolgreich zu sein.“ Für den 46-Jährigen entsteht ein „Sieger-Mindset“ in der Kabine. „Du brauchst Leute in der Kabine, die gewinnen wollen. Jetzt könnte man sagen, jeder will gewinnen. Ich sage: Nein, das stimmt überhaupt nicht. Es gibt viele, die sagen das – handeln aber nicht danach.“ Es brauche „hungrige Leute. Leute, die gezeigt haben, dass sie ihren Worten auch Taten folgen lassen“. Positiv ist für ihn, dass es in der EHC-Kabine einige Spieler gibt, die schon Titel in München gewonnen haben. Jetzt gehe es darum, „das wieder aus ihnen herauszuholen und aufs Eis zu bringen“.

David will auf dem Don-Jackson-System, das den EHC zwischen 2016 und 2018 zu drei Meistertiteln geführt hat, aufbauen. Ein aggressives, auf energisches Forechecking basierendes System, das den Gegner schon in dessen Drittel zu Fehlern zwingen soll. Ein System, in dem das Spiel ohne Puck eine zentrale Rolle einnimmt. „Ähnlich wie das Gegenpressing im Fußball“, erklärte David. Das Hauptziel bestehe darin, die Scheibe so schnell wie möglich zurückzuerobern, wenn sie beim Gegner ist, um daraus dann anzugreifen.

Der Großteil des Kaders, der diese Ideen umsetzen soll, steht bereits – speziell im Angriff, wo schon 14 Posten vergeben sind. Winkler verriet, dass der 20-jährige Münchner Julius Sumpf, der aus der Konzern-Akademie stammt und in der kanadischen Nachwuchsliga spielt, ein Kandidat ist. Allerdings seien da auch NHL-Organisationen dran. Zudem verkündete Winkler, man wolle noch einen „Topstürmer“ holen. Größeren Handlungsspielraum gibt es in der Defensive, wo aktuell erst sechs Spieler unter Vertrag stehen. Ein Kandidat ist weiterhin Will Butcher. Winkler sagte, Butcher wolle unbedingt in München bleiben – und so wie der Manager über ihn sprach, ist es sehr gut vorstellbar, dass er auch kommende Spielzeit im SAP Garden aufläuft. Winkler sieht ein „Transition-Jahr“ vor sich, „das wir keineswegs als Transition-Jahr abheften wollen bei den Erwartungen“. Oliver David weiß also, was von ihm verlangt wird.

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