Starnberg: Wieso der Kirchplatz regelmäßig zum Brutofen wird – Starnberg | ABC-Z

Es wäre wohl übertrieben, den Kirchplatz in Starnberg als „hottest place in town“ – also den angesagtesten Platz der Stadt – zu bezeichnen. Gleichwohl hat sich das Areal zwischen Kreissparkasse und Stadtpfarrkirche Sankt Maria seit seinem Umbau in den Jahren 2010/11 als multifunktionaler Ort für allerlei Veranstaltungen bewährt. Ob Wochenmarkt, Französische Woche, Christkindlmarkt, Fasching, Nacht der langen Tafel, Marktsonntage oder politische Kundgebungen: Der Kirchplatz ist ein angesagter Treffpunkt.
Vor gut 15 Jahren war der vormals rot gepflasterte Platz dank großzügiger Zuwendung eines Sponsors saniert und umgebaut worden, seither ziert chinesischer Granit die gute Stube der Kreisstadt. Doch abgesehen von der nur selten funktionierenden Brunnentechnik gibt es einen Mangel, der das Prädikat „heißester Platz der Stadt“ rechtfertigt: Insbesondere im Sommer heizt sich der Platz aufgrund fehlender Begrünung unerträglich auf. Dann wird er zum Brutofen. Es fehlen schlicht die Schatten spendenden Bäume. Verwaltung und Stadtrat überlegen nun, wie man das Klima auf dem Kirchplatz verbessern könnte.
Das ist gar nicht so einfach, schließlich hat der Baummangel einen strategischen Grund: Einerseits soll die Fläche den unterschiedlichsten Anforderungen bei Veranstaltungen gerecht und nicht durch Bäume verstellt werden. Andererseits ist der Kirchplatz weitgehend unterkellert durch die Tiefgarage der Kreissparkasse. Zudem verlaufen verschiedene Sparten – Versorgungsleitungen für Wasser, Abwasser, Strom und Kommunikation – im Untergrund, was die Anpflanzung tief wurzelnder Großbäume vereitelt. „Man ist hier sehr limitiert“, stellte Stadtbaumeister Stephan Weinl lakonisch fest.
Weiteres Manko: Die als Allee konzipierte Baumbepflanzung entlang der Wittelsbacherstraße hat sich aufgrund zu geringer Niederschläge in den vergangenen Jahren nicht wie erhofft zu großkronigen, Schatten spendenden Bäumen entwickelt. Mittlerweile sind sie derart geschädigt, dass sie auf beiden Seiten der Straße vollständig ersetzt werden müssen. Schon seit Monaten befassen sich Fachleute mit der Angelegenheit. Beteiligt sind unter anderem Stadtbauamt, das Amt für Standortförderung, Kultur und Öffentlichkeitsarbeit, die Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung, der Betriebshof, Kirchenpfleger und Feuerwehr.
Mittlerweile wurde das Büro LA Kicherer, das schon den Umbau 2011 verantwortet hatte und damit die Urheberrechte innehat, offiziell mit der Überplanung des Kirchplatzes beauftragt. Erste Vorentwürfe liegen bereits vor, doch so richtig glücklich sind die Stadträte bislang nicht damit. In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses ergab sich am Donnerstag eine muntere Debatte darüber, wie man den Platz, der auch Bürgermeister Patrick Janik schlicht „zu nackt“ ist, trotz der vielen technischen Zwänge aufhübschen könnte. Vorgeschlagen wurden Kastanienbäume in mobilen Pflanzkübeln, große Pflanzhochbeete mit Sitzmöglichkeiten, Stauden und Platanen. Die Weide südlich der Kirche soll entfernt, dafür ein neuer Trinkbrunnen aufgestellt werden.

Eine Entscheidung steht noch aus, die Angelegenheit ist vertagt. Zunächst sollen weitere Möglichkeiten recherchiert werden. Immerhin aber gibt es einen Plan, wie das Ganze finanziert werden soll: Im laufenden Haushalt der Stadt sind bereits Mittel in Höhe von 260 000 Euro eingestellt, hinzu kommen könnten noch knapp 162 000 Euro für eine Begrünung der Nordseite der Kirche und Ersatzpflanzungen an der Wittelsbacherstraße. Die Stadtverwaltung rechnet mit einer staatlichen Förderung zwischen 60 und 80 Prozent, was die Angelegenheit bis zu 337 000 Euro günstiger machen würde. Bislang aber gibt es noch keine Zusage. Der Kirchplatz bleibt somit vorerst der heißeste Platz Starnbergs – allerdings nicht für die Französische Woche, die an diesem Samstag startet: Die Wettervorhersage für die kommenden Tage ist wie in den Vorjahren eher durchwachsen.