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Anschlag in München: „Ich konnte sehen, wie das Auto beschleunigt hat“ | ABC-Z

München – Ein schwarzer Kinderwagen liegt demoliert mitten in der Kreuzung, ein Stück entfernt ein einzelner Turnschuh und ein zerfetzter Regenschirm. Blaulichter überall, Dutzende Retter, die Verletzte auf Tragen in Krankenwagen hieven. Hunderte Polizisten, die sich in Gruppen besprechen, Absperrungen organisieren. Ein Hubschrauber kreist.

Für 10.30 Uhr hatte die Gewerkschaft Verdi eine große Streik-Kundgebung am Königsplatz geplant. Rund 1000 Streikende waren bereits versammelt, als die Durchsage kam: Ein Auto ist in die Kolleginnen und Kollegen gerast. Umgehend wurde die Versammlung abgebrochen.
© Hannes Magerstädt
Für 10.30 Uhr hatte die Gewerkschaft Verdi eine große Streik-Kundgebung am Königsplatz geplant. Rund 1000 Streikende waren bereits versammelt, als die Durchsage kam: Ein Auto ist in die Kolleginnen und Kollegen gerast. Umgehend wurde die Versammlung abgebrochen.

von Hannes Magerstädt

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1000 Streikende am Königsplatz warteten auf die Nachzügler

40 Minuten, nachdem am Donnerstagvormittag der Mini an der Seidlstraße in den Demozug der Gewerkschaft Verdi gerast ist, ist der Zug aufgelöst. Genau wie die Streikversammlung drüben am Königsplatz, wo noch kurz zuvor rund 1000 streikende Erzieherinnen, Krankenpfleger, Stadtwerker und andere städtische Mitarbeiter auf ihre sich nähernden Kollegen gewartet hatten.

Die Kreuzung Seidl-/Karlstraße, kurz nachdem der Afghane am Donnerstamorgen mit dem Mini-Cooper in den Streikdemo-Zug der Gewerkschaft Verdi gerast ist. Auch ein demolierter Kinderwagen ist zu sehen.
Die Kreuzung Seidl-/Karlstraße, kurz nachdem der Afghane am Donnerstamorgen mit dem Mini-Cooper in den Streikdemo-Zug der Gewerkschaft Verdi gerast ist. Auch ein demolierter Kinderwagen ist zu sehen.
© Hannes Magerstädt
Die Kreuzung Seidl-/Karlstraße, kurz nachdem der Afghane am Donnerstamorgen mit dem Mini-Cooper in den Streikdemo-Zug der Gewerkschaft Verdi gerast ist. Auch ein demolierter Kinderwagen ist zu sehen.

von Hannes Magerstädt

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„Kann nicht mal auf eine harmlose Streikdemo gehen“

Stumm, sprachlos, bleich, stehen nur noch wenige Anwohner am Straßenrand. „Jetzt kann man nicht mal mehr auf eine harmlose Streikdemo gehen“, murmelt eine Frau, der die Hände zittern. Auch Alexa Gräf, eine Werkstudentin (20), steht noch an der Straße. Sie habe die Katastrophenfahrt des Mini aus dem zweiten Stock genau über der Kreuzung gesehen, sagt sie – nur zufällig, weil sie die Demo beobachtet habe.

"Es sah aus, wie eine geplante Sache." Die Münchner Werkstudentin Alexa Gräf (20) sah aus dem Büro im zweiten Stock das Auto in die Menschenmenge rasen.
„Es sah aus, wie eine geplante Sache.“ Die Münchner Werkstudentin Alexa Gräf (20) sah aus dem Büro im zweiten Stock das Auto in die Menschenmenge rasen.
© privat
„Es sah aus, wie eine geplante Sache.“ Die Münchner Werkstudentin Alexa Gräf (20) sah aus dem Büro im zweiten Stock das Auto in die Menschenmenge rasen.

von privat

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„Das sah aus, wie eine geplante Sache“

„Ich konnte sehen, wie das Auto beschleunigt hat und mit hoher Geschwindigkeit in die Menschen reingefahren ist“, berichtet sie. „Das sah aus, wie eine geplante Sache.“ Sie erzählt das kurz bevor der Ministerpräsident von einem Anschlag spricht. Dann sei ein Schuss gefallen. Sie sei sofort nach unten gerannt. „Ich habe überall Verletzte auf dem Boden liegen sehen“, schildert sie, „auf der Bank hier unten saßen auch Verletzte, einige sind zu uns in die Eingangshalle reingetragen worden und wurden dort erstbehandelt.“

Claudia Weber, die Chefin von Verdi München: Hier steht sie kurz vor der Wahnsinnstat noch in Streiklaune am Königsplatz, im Hintergrund die bereits versammelten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des öffentlichen Dienstes. Minuten später kam die Nachricht, ein Auto sei in den noch fehlenden Demozug gerast. Weber brach umgehend die Versammlung ab.
Claudia Weber, die Chefin von Verdi München: Hier steht sie kurz vor der Wahnsinnstat noch in Streiklaune am Königsplatz, im Hintergrund die bereits versammelten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des öffentlichen Dienstes. Minuten später kam die Nachricht, ein Auto sei in den noch fehlenden Demozug gerast. Weber brach umgehend die Versammlung ab.
© Hannes Magerstädt
Claudia Weber, die Chefin von Verdi München: Hier steht sie kurz vor der Wahnsinnstat noch in Streiklaune am Königsplatz, im Hintergrund die bereits versammelten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des öffentlichen Dienstes. Minuten später kam die Nachricht, ein Auto sei in den noch fehlenden Demozug gerast. Weber brach umgehend die Versammlung ab.

von Hannes Magerstädt

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Blankes Entsetzen bei der Gewerkschaft

Auch OB Dieter Reiter (SPD) ist jetzt vor Ort, bleich sieht er aus, zutiefst schockiert, als er sich den gespenstischen Schauplatz ansieht und mit Polizei und Feuerwehr bespricht.

Bei der Gewerkschaft Verdi herrscht blankes Entsetzen. „Wir stehen unter Schock“, sagt Münchens Verdi-Chefin Claudia Weber, die zum großen Warnstreiktag und dem Demozug aufgerufen hatte, zur AZ. „Dass ausgerechnet in einen Zug mit Menschen aller Nationalitäten, die die Gesellschaft am Laufen halten, die für alle solidarisch einstehen, ein Auto reinfährt, macht sprachlos.“ Unter den Opfern seien Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Bereichen, „von der Straßenreinigung, von den Stadtwerken, wir kennen einige, aber wir wissen auch noch nicht, wie es ihnen geht“.

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