Camping in Bayern: Tipps für Anfänger und erfahrene Camper – Bayern | ABC-Z

Camping liegt im Trend, die Übernachtungszahlen auf deutschen Campingplätzen haben sich in den vergangenen 20 Jahren in etwa verdoppelt. 42,9 Millionen Übernachtungen verzeichnete das Statistische Bundesamt für das Jahr 2024. Besonders beliebt bei Campern sind die schleswig-holsteinische Ostsee, der Schwarzwald, die niedersächsische Nordseeküste und das Allgäu, das in Bayern das begehrteste Ziel für Camper ist.
Wer auch einmal mit seinem eigenen Wohnzimmer auf Tour gehen möchte, sollte vor allem als Anfänger ein paar Regeln beachten. Das geht bei der Vorbereitung los: Wie möchte man urlauben, minimalistisch oder doch mit möglichst viel Komfort? Und dann muss man auf den Campingplätzen wissen, was zu beachten ist – von der Hygiene bis zum besten Stellplatz.
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Vor dem Urlaub
Es gibt Luxusliner, die kosten so viel wie eine Wohnung, und tatsächlich verstehen manche Camper ihre Urlaube so, dass sie am liebsten ihren gesamten Hausstand mit auf Reisen nehmen. „Man muss wissen, welcher Typ man ist“, sagt Mareike Busch von der regionalen Tourismusgesellschaft Allgäu GmbH. Busch ist erfahrene Camperin, sie hat ein Buch über die besten Camping- und Stellplätze in ihrer Heimat verfasst – und ist am liebsten mit ihrem VW-Bus unterwegs. Die wenigsten Urlauber sind nur mit Zelten ausgestattet, obwohl es auch da familientaugliche, komfortable Exemplare für ganze Familien gibt. „Wie autark möchte man sein? Wie viel Komfort? Das sind die Fragen, die man sich stellen muss“, sagt Busch. Anfängern rät sie, erst einmal ein Gefährt auszuleihen, für ein Wochenende, um Erfahrungen zu sammeln.
Es gibt Stellplätze in Städten und in abgelegenen Tälern, es gibt sie an Seen und direkt an den Bergen. „Es ist im Grunde wie bei jedem Urlaub“, sagt Busch. Wobei man, reist man in Bayern, zumindest nicht darüber nachdenken muss, ob man mit dem großen Camper durch die kleinen Gassen italienischer Städtchen passt – Platz sollte auf den Straßen des Freistaats zumeist überall genug vorhanden sein. Im abgelegenen Tal haben Urlauber ihre Ruhe, Kontakt zu Einheimischen würden sie dort jedoch eher vermissen.
Im Hochsommer sollte man reservieren, ansonsten gibt es durchaus Campingplätze, die man spontan besuchen kann. Plätze ohne Buchungssystem haben meist eine hohe Fluktuation, sodass man selbst in den Ferien in der Regel einen Stellplatz abbekommt. „Man sollte dann aber nicht erst abends ankommen“, sagt Busch. Wer einen Roadtrip plant mit Übernachtungen an verschiedenen Orten, sollte sich deshalb nicht zu lange Strecken vornehmen. Außerdem, sagt Busch, sei man auch lange beschäftigt, bis man alles gepackt und eingeladen hat – da bleibt gar nicht viel Zeit für die Straße.
Neben Campingplätzen haben sich seit der Corona-Pandemie auch Stellplätze auf Privatgelände etabliert. So manche Bauernhöfe zum Beispiel vergeben zwei oder drei Stellplätze auf ihrem Hof oder einer Wiese. Manche, weiß Busch, lassen die Urlauber ihre Camper dort sogar kostenlos abstellen, wünschen sich aber im Gegenzug, dass die Gäste im Hofladen einkaufen oder frühstücken. Es gibt einige Plattformen, auf denen solche Anbieter inserieren: Alpacacamping etwa, Nomady oder Landvergnügen, letzteres nur mit Mitgliedschaft. Der Vorteil: „Man ist näher an den Einheimischen dran.“
In Bayern ist es nur erlaubt, auf offiziellen Stellplätzen zu halten und zu übernachten. Das Bayerische Naturschutzgesetz verbietet es ausdrücklich, wild zu campen, der Schutz etwa in Nationalparks und Naturschutzgebieten geht vor. Wer dabei erwischt wird, muss teils hohe Bußgelder zahlen.
Selbst auf abgelegenen Campingplätzen ist die Zivilisation noch nah im Freistaat. „Es gibt auch Supermärkte in Urlaubsregionen“, sagt Busch und lacht. Und meist sogar kleine Läden auf den Anlagen. Soll heißen: Salz, Öl, „eine Notnudel“ und den Kaffee fürs erste Frühstück sollte man dabeihaben. Ansonsten sollte man es unterlassen, vor Urlaubsstart gleich den Wassertank bis oben hin zu füllen, das kostet nur unnötig Sprit wegen des höheren Gewichts. „Man sollte sich auch sonst bemühen, nicht zu viel mitzunehmen“, warnt Busch, selbst wenn die Verlockung gerade in geräumigen Campern groß ist. „Wer wenig mitnimmt, muss weniger aufräumen.“

Auf dem Campingplatz
Auf den meisten Campingplätzen gibt es ausgewiesene Parzellen, die einem zugeteilt werden oder die man sich aussuchen darf. Sollte dies nicht so sein, sollte man darauf achten, dass man nicht zu eng zu anderen Urlaubern parkt – und alle problemlos wegfahren können. „Man will ja nicht bei den anderen im Vorgarten hocken“, sagt Busch. Die Expertin rät, auf Schattenwurf zu achten, der im Sommer angenehm sein kann. Früher oder später im Jahr will man vielleicht mehr Sonne haben. Und man sollte in derselben Richtung parken wie alle anderen Wagen, dann wirken die Fahrzeuge wie eine Art Trennwand, die Vorgärten zeigen in dieselbe Richtung. „Dann haben alle mehr Privatsphäre.“
Es ist sinnvoll, Verlängerungskabel mitzubringen. Mancherorts gibt es Strom an jeder Parzelle, manchmal muss man aber auch ein paar Meter zu einer Sammelstelle gehen, um den Strom der Anlage anzuzapfen. Viele Plätze haben mittags und abends Ruhezeiten, zu denen die Ankunft untersagt ist – dann muss man warten, bis man auf einen Stellplatz darf.
- Was ist verboten, was ist erlaubt?
In Bayern ist es meist erlaubt zu grillen, in anderen Bundesländern gibt es in dieser Hinsicht öfter Verbote, etwa wegen der Waldbrandgefahr. Falls es keine zentrale Grillstelle gibt, sollte man natürlich darauf achten, die Nachbarn nicht mit dem Qualm des eigenen Grills zu stören. Auch ansonsten gilt es – ähnlich wie zu Hause – Rücksicht auf Nachbarn und andere Urlauber zu nehmen. Wobei Busch schon das Gefühl hat, dass es auf Campingplätzen inzwischen mehr Regeln gibt als früher.
Das liegt wohl auch daran, dass Campingplätze begonnen haben sich zu spezialisieren. Es gibt inzwischen Anlagen mit Saunen und Infinitypools. „Der Markt ist größer geworden, das zieht andere Zielgruppen an.“ Wobei Jugendgruppen mit lauter Musik nirgendwo gern gesehen sind, die meisten Leute wollen ihre Ruhe haben. Und Hunde sind auch nicht auf jedem Campingplatz zugelassen. „Man sollte sich Anlagen für die eigenen Bedürfnisse suchen“, sagt Busch.
Klar, Mülltrennung ist Standard. Ansonsten gilt es vor allem aufs Wasser zu achten. Manche Camper sagen, es gäbe nichts Schlimmeres, als mit dem Frischwasserschlauch den Abwassertank zu spülen. Um Schwarzwasser aus der Toilette zu entsorgen, gibt es eigene, gekennzeichnete Stationen. Das Gleiche gilt für Grauwasser, also für Spülwasser und das Abwasser aus Duschen. Wer nicht mit einem Riesencamper mit eigener Wasserversorgung anreist, kommt gar nicht in die Verlegenheit: Die meisten Campingplätze haben eine gut ausgebaute Infrastruktur, mit Duschen, mit Waschbecken für den Abwasch und sogar mit Waschmaschinen.
Auf Campingplätzen, betont Busch, sei das Gemeinschaftsgefühl ausgeprägter als in Hotelanlagen. Wer Hilfe benötigt, bekommt Hilfe. Wenn es irgendwo anzupacken gilt, dann hilft man den Urlaubern auf den benachbarten Parzellen. „Für manche Camper ist das ja auch eine Bestätigung“, sagt Busch. Denn das sind die kleinen Freuden auf dem Campingplatz: Wer Werkzeug ausleihen kann, hat offenbar mitgedacht und genau die Utensilien eingepackt, die andere gerne dabeigehabt hätten.