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Insolvenz der Olchinger Braumanufaktur: Brauerei Kühbach interessiert sich – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Wird die Brauerei Kühbach, die im vergangenen Jahr die Brauerei Maisach übernommen hat, auch die Olchinger Braumanufaktur (OBM) übernehmen? Ein entsprechendes Interesse der Kühbacher bestätigt der Münchner Insolvenzverwalter Hanns Pöllmann, der schon für die Brauerei Maisach tätig war und nun in gleicher Sache für die Braumanufaktur zuständig ist.

Für die OBM wurde Anfang Juni das Insolvenzverfahren vor dem zuständigen Amtsgericht München eröffnet. Seither befindet sich Pöllmann auf der Suche nach einem Übernehmer. Wie er die Erfolgsaussichten einschätzt, könne er bisher nicht sagen, antwortete er auf Nachfrage. Ein konkretes Angebot aus Kühbach gebe es aber noch nicht.

Vor ziemlich genau einem Jahr ging die mittelständische Familienbrauerei aus Kühbach, einem Ort zwischen Augsburg und Ingolstadt, eine langfristige Kooperation mit der Eigentümerin des Anwesens der Brauerei Maisach ein und übernahm den Geschäftsbetrieb der damals insolvent gemeldeten Brauerei. Maisach blieb damit als Braustandort für die Herstellung der Sorten Maisacher Perle, Maisacher Kellerbier und Räuber Kneißl Dunkel erhalten.

Ein Insolvenzverfahren bedeutet nicht zwingend, dass Schluss ist. Es wird versucht, die werthaltigen Bestandteile eines Unternehmens an andere Besitzer zu verkaufen. Das wäre auch das Ziel im Fall der Olchinger Braumanufaktur, die 2016 von dem promovierten Betriebswirt Guido Amendt und dem Braumeister Julius Langosch gegründet wurde. Im nächsten Jahr hätte die kleine Brauerei ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert. Die Biere der Brauerei wurden zunächst bei zwei Brauereien in Nesselwang und Obertaufkirchen produziert, seit April 2020 hat die Marke OBM eine eigene Brauanlage im pittoresken denkmalgeschützten Gut Graßlfing in Olching.

Das Insolvenzverfahren betrifft die Brauerei, nicht aber die vor vier Jahren gegründete OBM Gastro & Event GmbH, die regelmäßig Konzerte, Firmenevents sowie private Feiern ausrichtet und einen eigenen, 200 Personen fassenden Biergarten auf dem Gutsgelände betreibt. Guido Amendt berichtet davon, dass es sogar schon Anfragen für Hochzeitsfeierlichkeiten im Sommer nächsten Jahres gebe.

2016 präsentieren Guido Amendt und Julius Langosch ihr eigenes Bier. Mittlerweile ist die Produktion eingestellt. (Foto: Johannes Simon)

Ob Brauerei und Zwickelei – so heißt der Gastrobereich – gemeinsam übernommen werden, getrennt oder gar nicht, wird sich zeigen. Amendt zieht den Kreis der Interessenten größer, spricht von insgesamt fünf. Fest steht jedoch, dass sich die beiden Gründer auf jeden Fall zurückziehen werden. „Wir sehen uns nicht als Wirte in Rente gehen“, sagt Amendt. Man würde aber auf jeden Fall bereitstehen, um den Übergang zu gestalten.

Das Flaschenbier der Olchinger Brauerei ist seit zwei Wochen aus. Wer jetzt noch ein OBM-Bier trinken will, kann das in der Zwickelei tun, sich dort eine Zwei-Liter-Frischbierflasche befüllen lassen oder noch ein Fass für die Gartenparty abholen. Die Tanks sind noch gefüllt, weil eigentlich für das Olchinger Volksfest Mitte Juni produziert worden ist, das man dann aber nicht beliefert hat.

Der Craftbier-Hype ist vorüber

Der Craftbier-Hype, der vor gut zehn Jahren einsetzte und in dessen Sog auch die OBM ihre Anfänge hatte, ist weitgehend abgeebbt. So manche kleine Neugründung gibt es nicht mehr, sichtbar auch in den Getränkemärkten, in denen die Auswahl entsprechender Biersorten deutlich zusammengeschrumpft ist.

Der Bierkonsum geht seit Jahren zurück. Der Bierabsatz (ohne alkoholfreies Bier und ohne Malzbier) in Deutschland betrug im Jahr 1994 noch 115 Millionen Hektoliter und im Jahr vor Corona 92 Millionen. 2024 waren es nur noch 82,5 Millionen Hektoliter. Damit sank der Pro-Kopf-Verbrauch seit 2017 von 98 auf 88 Liter pro Jahr. „Wir haben es neun Jahre lang probiert“, sagt Guido Amendt, „aber wir haben gelernt: Es funktioniert derzeit nicht.“

Die Veränderungen auf dem Markt, die Nachwirkungen von Corona, die Preisentwicklung auf dem Energiesektor, der Kostenblock der Abfüllung – all das hat dazu beigetragen, dass das Olchinger Modell nicht durchzuhalten war. Auch der weitere Anstieg des Mindestlohns stört den Unternehmer Amendt, der auch stellvertretender Vorsitzender im IHK-Regionalausschuss Fürstenfeldbruck ist. Das sei schwierig für die Branche, sagt er, denn Betriebe wie die OBM beschäftigten zu einem großen Teil Aushilfen wie Schüler oder Pensionäre.

Die Brauanlagen in Gut Graßlfing warten auf einen neuen Besitzer.
Die Brauanlagen in Gut Graßlfing warten auf einen neuen Besitzer. (Foto: Johannes Simon)

Seit die Meldung von der Insolvenz Anfang des Jahres öffentlich wurde, erfuhren die beiden OBM-Gründer viel Zuspruch aus der Bevölkerung. Viele Menschen hätten erklärt, dass sie es bedauern würden, „wenn wir nicht mehr da sind“, sagt Amendt. „Ein Großteil ist dankbar dafür, was wir geschaffen haben.“ Der Rückhalt und das Verständnis der Menschen „tut gut“. Der Gastro-Bereich stehe derzeit stabil da, auch wenn die Lage in der Gastronomiebranche insgesamt auch keine leichte sei.

Klar, der Schritt sei schwergefallen, betont Amendt, „und hat uns sehr traurig gemacht“. Aber er ist Realist genug, um zu erkennen, dass „es zum Unternehmertum gehört, auf den Markt zu kommen, aber auch, sich zurückzuziehen“. Bisweilen gebe es auch erstaunliche Anfragen von Liebhabern des Olchinger Bieres, die zum Beispiel fragten, ob sie denn ein Schild als Erinnerung abmontieren dürften.

Dreimal hatte die OBM in der jüngeren Vergangenheit über Crowdfunding Geld eingesammelt. Die meisten Einleger seien sich des Risikos bewusst gewesen, sagt Amendt, und hätten deshalb verständnisvoll auf die Nachricht von der Insolvenz reagiert.

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