Feuerwehr-Fahrzeuge in Brandenburg: “Nach 20 Jahren wird es kritisch” | ABC-Z

Feuerwehr-Fahrzeuge in Brandenburg
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“Nach 20 Jahren wird es kritisch”
Wenn es brennt in den Wäldern, dann oft in Brandenburg. Wie die Feuerwehren im Land dafür gewappnet sind, und wie ihnen ein Online-Shop helfen soll, erklärt der Referatsleiter für Brandschutz im Brandenburger Innenministerium.
rbb|24: Wie gut sind Brandenburger Feuerwehren im Moment ausgestattet?
Martin Bertram: Der Bedarf an Feuerwehr-Fahrzeugen in Brandenburg ist tatsächlich sehr unterschiedlich. Wir haben schon eine sehr hohe Anzahl an großen Fahrzeugen, wie große Tanklösch-Fahrzeuge und große Hilfeleistungs-Fahrzeuge. Aber gerade an kleineren Fahrzeugen für unsere ländlichen Feuerwehren besteht schon noch an vielen Orten Bedarf.
Das heißt, da sind noch sehr viele alte Fahrzeuge unterwegs?
Es ist tatsächlich sehr unterschiedlich. Wir haben noch Kommunen, die ältere Fahrzeuge im Dienst haben. Regelhaft hält man die bis zu 20 Jahre vor und tauscht sie dann aus. Aber es gibt auch Feuerwehren, die noch deutlich ältere Fahrzeuge im Einsatz haben.
Dann gibt es auch Kommunen, die einen sehr modernen Fahrzeugpark haben, die auch durch das Land eine Zuwendung bekommen haben. Das sind meist sogenannte Stützpunkt-Feuerwehren. Also große Feuerwehren, die auch die kleinen Feuerwehren unterstützen. Die sind zum Beispiel in Potsdam, Oranienburg und Ludwigsfelde. Die haben einen sehr gut ausgestatteten Fahrzeugpark.
Wird ein Feuerwehrfahrzeug nach 20 Jahren automatisch ausgetauscht?
Grundsätzlich erfüllen die Kommunen den Brandschutz als “Pflichtaufgabe nach Weisung”. Sie sind verpflichtet, im Rahmen einer Risiko- und Gefahrenanalyse einen Bedarfsplan aufzustellen. Und in diesem Gefahrenabwehrplan stehen dann auch die Laufzeiten der Fahrzeuge drin – mit den Daten, an denen die Fahrzeuge ausgetauscht werden sollen. Aber das hängt auch von der finanziellen Ausstattung der Kommune ab.
Regelhaft sagt man, schon nach 20 Jahren wird es kritisch, weil dann die Ersatzteil-Lieferung schwierig wird. Aber wenn wenig Haushaltsmittel zur Verfügung stehen, dann kann ein Fahrzeug auch 25 Jahre fahren. Aber es gibt auch Fahrzeuge, die sehr beansprucht sind und die schon nach zehn oder 15 Jahren ausgetauscht werden müssen.
Was passiert mit den Feuerwehr-Fahrzeugen, die ausrangiert werden?
Das ist unterschiedlich. Ein gutes Beispiel ist die Ukraine-Hilfsbrücke. Da werden Fahrzeuge, die ausrangiert wurden, kostenfrei oder zu einem kleinen Preis in die Ukraine überführt. Oder sie werden auf dem Markt angeboten und von Feuerwehrvereinen gekauft – oder auch schlichtweg verschrottet.
Über welche Neupreise sprechen wir bei Löschfahrzeugen?
Wir haben Rahmenverträge zum Beispiel für die Tanklösch-Fahrzeuge – die kosten dann so rund 550.000 Euro pro Fahrzeug. Der Rahmenvertrag läuft über 40 Fahrzeuge. 21 werden auf jeden Fall abgenommen und die restlichen 19 können durch die Kommunen abgerufen werden.
Wir hatten bei den Drehleiter-Fahrzeugen 2022 den Rahmenvertrag innerhalb von anderthalb Jahren komplett aufgebraucht. Deswegen schreiben wir jetzt nochmal neue Drehleiterfahrzeuge aus.
Dieses Jahr war das Waldbrandgeschehen zumindest im Vergleich zu früheren Jahren überschaubar in Brandenburg. Ist man darauf inzwischen besser vorbereitet, auch technisch?
Grundsätzlich sind die Feuerwehren sehr gut ausgestattet und die Kameradinnen und Kameraden auch sehr gut ausgebildet. Natürlich gibt es immer neue Methoden. Auch bei der Waldbrandbekämpfung muss manches nochmal in die Köpfe der Feuerwehrleute gebracht werden. Deswegen passen wir an der Landesfeuerwehrschule die Schulungen immer individuell dem Bedarf an. Nach den größeren Waldbränden der letzten Jahre sind wir jetzt gerade wieder im Bereich der Schulungen zur Waldbrandbekämpfung unterwegs.
Welche Rückmeldungen bekommen Sie sonst aus den Kommunen und von den Feuerwehren: Wo fehlt es noch?
Es geht immer noch um Löschwasserbrunnen, aber eben auch um mehr Schulungen. Wir bilden Kreisausbilder aus oder bieten Führungslehrgänge an. Natürlich geht es auch um die finanzielle Unterstützung durch das Land und um die Fahrzeugtechnik. Da haben wir in den letzten zwei Jahren einen Schwerpunkt gesetzt. Mit dem Online-Shop sind wir Vorreiter.
Wenn Brandenburger Kommunen bisher neue Schutzanzüge oder ein neues Löschfahrzeug für ihre Feuerwehr bestellen wollten, lief das in der Regel über ein Formular, das per Fax oder Post ins Innenministerium geschickt wurde. Ab sofort können Städte und Gemeinden dafür den neuen Online-Shop des Ministeriums nutzen.
Der Online-Shop bedeutet tatsächlich Bürokratieabbau. Wenn Sie als Kommune festgestellt haben: Ich habe das Geld, das Fahrzeug passt für uns – dann können Sie jetzt direkt online gehen und eines auswählen, das nach DIN ausgestattet ist und auf die Bedürfnisse Ihrer Feuerwehr abgestimmt ist. Sie brauchen kein eigenes Vergabeverfahren durchzuführen – das übernehmen die Expertinnen und Experten im Ministerium. Innerhalb von fünf Minuten haben Sie ein Fahrzeug bestellt.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Amelie Ernst.
Sendung: Antenne Brandenburg, 06.10.2025, 18 Uhr

















