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Firmenvertreter unterwegs: Wenn Haustürgeschäfte Angst machen | ABC-Z

Firmenvertreter unterwegs

Wenn Haustürgeschäfte Angst machen


Do 23.10.25 | 06:07 Uhr | Von Anna Bordel

Bild: dpa/Kaiser

Was tun, wenn plötzlich angebliche Firmenmitarbeiter vor der Tür stehen und nicht wieder gehen wollen? Eine Berliner Tiktokerin berichtet von einer verstörenden Begegnung und sie ist nicht die einzige. Was hilft in solchen Fällen? Von Anna Bordel

  • in Branchen wie der Telekommunikation oder der Energieversorgung sind Haustürgeschäfte sehr wichtig
  • Ausweis, Kleidung, QR-Code helfen, Firmenvertreter an der Tür zu verfizieren
  • Berliner Polizei ermittelt nicht, wie häufig falsche Firmenvertreter unterwegs sind

Sie wollte gerade die Tür schließen, da schob sich plötzlich ein Fuß in den Türspalt. In einem Tiktok-Video schildert eine junge Frau, wie sie zwei Männern die Tür ihrer Berliner Wohnung öffnete, die sich als Mitarbeiter der Telekom ausgaben. Während des Gesprächs sei ihr zunehmend mulmig geworden.

Die Männer hätten behauptet, sie müssten den WLAN-Router überprüfen und wiederholt gefragt, ob sie wirklich allein zu Hause sei. Als sie die Tür schließen wollte, habe sie im letzten Moment den Fuß eines der Männer im Spalt gesehen. Mit etwas mehr Wumms hat sie es dann geschafft, die Tür zuzudrücken, erzählt sie in dem Video.

Polizei erfasst falsche Firmenvertreter nicht

Auch andere Menschen berichten auf Nachbarschaftsportalen und Social-Media-Plattformen von unangenehmen Besuchen von Firmenvertretern. Einige sind sich sicher, dass diese nur vorgeben, von Firmen wie Gasag oder der Telekom zu sein, eigentlich aber Einbrüche planen oder sogar direkt durchführen wollen. Wie wichtig ist das Haustürengeschäft eigentlich noch für Unternehmen und wie offensiv dürfen die Mitarbeiter dabei sein?

Die Berliner Polizei kann keine Auskünfte darüber erteilen, ob oder wie häufig falsche Haustürvertreter in Berlin unterwegs waren. Das Phänomen werde derzeit nicht statistisch erfasst, so eine Sprecherin. Das kann darauf hinweisen, dass es in den vergangenen Jahren nicht besonders häufig in polizeilichen Ermittlungen aufgetreten ist.

Direktvertrieb in mehreren Branchen elementar

Dass Haustürengeschäfte in Zeiten von Online-Werbung und Social Media passé sind, stimmt offenbar nicht. Eine Studie des Bundesverbands für Direktvertrieb weist daraufhin, dass der Umsatz, den der Haustürvertrieb einbringt, nach wie vor steigt, zuletzt deutschlandweit um 2,8 Prozent von 2022 auf 2023.

In manchen Branchen sei der direkte Kundenkontakt dabei unverzichtbar, erklärt der Verband auf Anfrage. So zum Beispiel beim Glasfaserausbau. Dieser wird laut einer Sprecherin von einer Gemeinde erst dann durchgeführt, wenn mindestens 40 Prozent der Bewohner:innen einer Glasfasernutzung im Vorfeld zugestimmt haben. Diese Quote werde durch Online-Werbung allein nicht erreicht. Auch in der Energieversorger-Branche sei die Direktvermarktung nach wie vor relevant.

Ausweis, Kleidung, QR-Code

Dass nicht alle Menschen den Vertretern an der Haustür vertrauen, ist auch dem Verband und den Firmen, die solche entsenden, bekannt. Laut dem Bundesverband für Direktvertrieb sollte man sich bei einem Vertreterbesuch als erstes den Firmenausweis zeigen lassen. Zusätzlich die sogenannte Reisegewerbekarte, das sei nämlich die eigentliche Erlaubnis für Hausbesuche ohne vorherige Bestellung.

Dem Verband zufolge haben die meisten Vertreter seriöser Firmen Kleidung mit einem gut sichtbaren Firmenlogo. Das bestätigen zum Beispiel der Berliner Gasanbieter Gasag und auch die Telekom auf Anfrage. Neben der Uniform hätten Gasag-Mitarbeiter außerdem ein Tablet mit der Gasag-App. Wer sich unsicher ist, könnte sowohl bei Gasag- als auch bei Telekom-Vertretern einen QR-Code scannen, der zur Mitarbeiter-Verifikation diene, so die Unternehmen.

Alarm schlagen, wenn…

Im Telekommunikationsbereich sollte man laut Verband für Direktvertrieb unbedingt alarmiert sein, wenn die Vertreter den Router checken wollen, so wie es die Tiktokerin in ihrem Video beschrieben hat. Telekommunikationsanbieter würden nämlich nie unangekündigt Wartungen durchführen, so die Verbandssprecherin. Unseriös sei außerdem die Behauptung, dass kupferbasierte Kabel in Zukunft nicht mehr bedient werden.

Wie die Tiktokerin und andere Betroffene berichten, ist es nicht immer leicht, aus einem Gespräch mit Haustürvertretern rauszukommen. Nicht alle würden vermutlich einen Fuß in die Tür stellen, aber so leicht abschütteln lassen sich die gut geschulten Vertreter nicht. Es gibt Berichte darüber, wie sie suggerieren, dass man ja ohnehin etwas beispielsweise am laufenden Internetanbieter verändern müsse, weil sich etwa die technischen Voraussetzungen verändert haben. Für Betroffene ist nicht verständlich, ob dies wirklich der Fall ist.

Ein “Nein” sollte reichen

Wenn man die Unternehmen fragt, wie es möglich ist, das unerwünschte Gespräch zu beenden, heißt es bei der Telekom, man könne einfach das Gespräch “freundlich beenden und die Tür schließen”. Die Gasag verweist auf die Richtlinien des Verbands für Direktvertrieb, an die man sich halte. In den Richtlinien für Direktvermarktung wiederum heißt es: auf Wunsch wird das Gespräch “unverzüglich abgebrochen”. Außerdem wird noch ausgeführt, dass Vertreter das Alter, den sozialen Stand oder mangelnde Sprachkenntnisse nicht zu ihrem Vorteil ausnutzen dürfen.

Was diese Formulierungen konkret im Umgang bedeuten und wie offensiv die Vertreter werden dürfen, wird nicht ganz deutlich. Möglicherweise geben sich manche Kriminelle als Firmenvertreter aus, um Einbrüche zu planen. Möglich ist aber auch, dass manche Firmenvertreter sehr drängend auftreten und ein Nein nicht sofort akzeptieren und deshalb von Menschen als unseriös wahrgenommen werden.

Den ultimativen Tipp gibt schließlich die Verbraucherzentrale Berlin-Brandenburg: Wer es trotz vieler “Neins” nicht schafft, das Gespräch zu beenden und sich unsicher fühlt, sollte die Polizei rufen.


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