Wirtschaft

Chance und Risiko: Klosterstiftung übernimmt Gastro | ABC-Z

Man wird Julius Wagner als dem früheren Hauptgeschäftsführer des hessischen Hotel- und Gaststättenverbandes zugutehalten müssen, dass er als intimer Kenner der Branche sehr genau weiß, worauf er sich einlässt: Die Übernahme der Klostergastronomie in die unmittelbare Verantwortung der Klosterstiftung bedeutet unbestreitbar ein wirtschaftliches Risiko.

Sie eröffnet für die Stiftung aber auch interessante finanzielle Per­spek­tiven, wenn sich die in das Vorhaben gesetzten Erwartungen und Hoffnungen erfüllen. Das kulinarische Konzept nährt zur Eröffnung die Hoffnung, dass die neu möblierte Klosterschänke bei Gästen wie bei den Rheingauern zu einem beliebten Anlaufpunkt werden könnte.

Zudem hat die Stiftung in der Vergangenheit erfahren müssen, dass unzufriedene Gäste der Gastronomie in erster Linie das Kloster in der Verantwortung sahen und nicht den jeweiligen Pächter in die Pflicht nahmen. Wer sich nach einem Besuch der Klosterschänke für die gebotenen Leistungen beschwerte, der richtete seinen Unmut meist direkt an die Stiftung und ihren Vorstand. Dieser konnte auf Sortiment, Service und Preisgestaltung in der Klosterschänke aber allenfalls eng begrenzt Einfluss nehmen und in einen Dialog mit dem Pächter treten. Mit wechselndem Erfolg.

Stabiler Ertrag für die Stiftung

Allerdings hatte sich die Stiftung mit der Verpachtung an einen gastronomischen Profi des wirtschaftlichen Risikos entledigt. Sie musste sich nicht mit dem grassierenden Fachkräftemangel in Service und Küche sowie der Konsumzurückhaltung der Kunden herumschlagen und konnte einen stabilen Ertrag einstreichen.

Auf diesen wird die Stiftung weiterhin angewiesen sein, um zumindest einen Teil ihres Budgets für den Unterhalt der Klosteranlage bestreiten zu können. Erfreulich ist, dass sich mit der Schänke und ihrem Weinangebot das Kloster auch anderen Weingütern öffnet und diesen eine Plattform bietet. Das wird in der Region auf Anerkennung und Wohlwollen stoßen, weil die Exklusivität der Staatsweingüter im Kloster häufig kritisch beäugt wurde.

Spannend wird das womöglich zweijährige Gastspiel der „Ente“ im Pfortenhaus. Das im Kisselbachtal abgelegene Kloster als neuer Gourmettempel im Rheingau: Das wird eine neue Erfahrung sowohl für den Wiesbadener Sternekoch Michael Kammermeier als auch für die Stiftung unter Wagner. Die Erfahrung lehrt aber, dass viele Provisorien und Übergangslösungen von ungeahnter Dauer sein können.

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