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Nach 37 Jahren der schwarzen Null: Zorneding muss lernen, wie man Schulden macht – Ebersberg | ABC-Z

Die Ingolt-Schützen aus Ingelsberg haben nochmal Glück gehabt: Der Zornedinger Gemeinderat hat in seiner Sitzung am Donnerstagabend einen Zuschuss über 1000 Euro zur Anschaffung neuer Laptops für den elektronischen Schießstand bewilligt. Diese freiwillige Finanzspritze könnte jedoch vorerst eine der letzten ihrer Art in der Gemeinde gewesen sein, denn auch die Zornedinger Haushaltskasse ist nicht mehr allzu üppig gefüllt. Heuer werden Gemeinderat und Bürgermeister sogar etwas gänzlich Neues lernen müssen: Wie man Schulden macht. Seit 37 Jahren konnte Zorneding seine Ausgaben aus den erwirtschafteten Rücklagen decken, doch das ist 2025 vorbei. Um die anstehenden Projekte bezahlen zu können, muss das Rathaus seit langer Zeit wieder Kredite aufnehmen.

„Damit sind wir in der Gesellschaft von den meisten Gemeinden, die diese Probleme seit Jahren und Jahrzehnten haben“, sagte Bürgermeister Piet Mayr (CSU) am Donnerstag in seiner Haushaltsrede. Zwar werden nach aktueller Planung auch Ende des Jahres noch etwas mehr als eine Million Euro als Rücklagen in der Kasse verbleiben. Zum Ausgleich des Gesamthaushalts müsse man jedoch rund neun Millionen Euro an Krediten aufnehmen, wie die Kämmerei in ihrem Vorbericht zum Haushalt schreibt. Ganz ähnlich wird es in den Folgejahren laufen, so sodass sich die Gemeinde – sollten alle Investitionen wie geplant umgesetzt werden – bis einschließlich 2028 knapp 26 Millionen Euro an Krediten beschaffen muss.

Als Zorneding zuletzt einen Kredit aufnehmen musste, waren manche Gemeinderäte noch gar nicht geboren

Für die Zornedinger Kommunalpolitiker ist das eine völlig neue Erfahrung. Der heutige Dritte Bürgermeister und Grünen-Gemeinderat Moritz Dietz etwa war noch gar nicht geboren, als sich das Rathaus vor 37 Jahren zuletzt Geld borgen musste. Wie man Schulden überhaupt richtig aufnimmt, um davon Projekte zu finanzieren, will sich die Gemeinde nun von ihren Nachbarn abschauen, wie Bürgermeister Mayr sagte: „Das Rad muss nicht immer neu erfunden werden.“ Man wolle deshalb von den anderen Kommunen lernen und wenn möglich „Best practice“-Beispiele übernehmen, so Mayr. Investieren will Zorneding im laufenden Jahr etwa 2,3 Millionen Euro in die Erweiterung des Rathauses, etwas mehr als eine Million Euro in die Sanierung der Grundschule und 2,2 Millionen Euro müssen als Eigenkapital für das interkommunale Geothermie-Versorgungsunternehmen aufgebracht werden.

Bürgermeister Mayr sprach in seiner Rede aber nicht nur über die Folgen, sondern ebenso über die Gründe, warum nun auch Zorneding zunehmend in finanziell schwierige Fahrwasser gerät. „Wenn man die politischen und wirtschaftlichen Ereignisse des letzten halben Jahres betrachtet, war es eine Zeit der absoluten Unsicherheit für eine solide Haushaltsführung.“ Besonders die Höhe von Fördergeldern und die Frage, ob diese überhaupt wie beantragt fließen, mache der Gemeinde zu schaffen. Denn dadurch, so der Bürgermeister, sei das Rathaus dazu gezwungen, bei größeren Projekten finanziell in Vorleistung zu gehen. „Alles wird unkalkulierbarer und deshalb wird ein Ausgleich des Haushalts immer schwieriger“, sagte Mayr.

Der Rathauschef nutzte auch gleich die Gelegenheit, die Zornedinger auf magere Jahre einzuschwören. Man müsse den Bürgern klarmachen, dass künftig nicht mehr alles Wünschenswerte finanzierbar sei, sondern eben nur noch das absolut Notwendigste. „Das Problem ist, dass wir jetzt nicht mehr die Verteilung von Überschüssen, sondern die Verwaltung des Mangels zu bewältigen haben“, sagte Mayr. Geschenke, wie die eingangs erwähnte Unterstützung für den Ingelsberger Schützenverein, wird der Gemeinderat fortan also nicht mehr allzu freigiebig verteilen können. „Das sind genau solche Zuschüsse, die wir uns eigentlich nicht mehr leisten können“, sagte Ramona Baumgartner (Linke) bereits am Donnerstag.

Und auch Bürgermeister Piet Mayr betonte, dass bei freiwilligen Ausgaben künftig genau überlegt werden müsse, wie diese finanziert werden können. „Der Haushalt ist schon dieses Jahr komplett auf Kante genäht“, so der Rathauschef. Dass sich die Lage bald ändern wird, daran glaubt Mayr indes nicht. Es sei damit zu rechnen, dass die Kreisumlage sowie die Kosten für Gebäudeunterhalt und Personal weiter steigen werden. „Es wird nicht besser werden, eher schlechter. Also sind wir gefragt, gegenzusteuern und uns Gedanken zu machen“, sagte Mayr an die Adresse der Gemeinderäte. Ideen, Anregungen und Vorschläge seien jederzeit willkommen.

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