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Gartentage Fürstenfeldbruck: Aussteller und Besucher loben Vielfalt und Stimmung – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Die Fürstenfelder Gartentage gehören zu den größten Gartenfestivals Deutschlands, und sie genießen einen exzellenten Ruf. Deswegen hat sich auch Karsten Sprick mit seinem Anhänger voll Stauden aus dem fernen Hamburg auf den Weg gemacht. 13 Stunden ist der Gärtner gefahren. Nun steht Sprick, rosa Polohemd, weißer Sonnenhut, auf der Wiese vor der Kunstgalerie Haus 10 im Innenhof der Klosteranlage. Der aus einer 126 Jahre alten Gärtnerdynastie stammende Mann sagt: „Es gibt viele Veranstaltungen, und diese hat einfach einen Superruf.“

Der gute Ruf, die tolle Stimmung – praktisch jeder, mit dem man spricht an diesem Pfingstmontag, lobt beides. Das wunderbare Ambiente rund um das barocke Klosterensemble ist dafür nicht allein verantwortlich. Einen großen Teil trägt die Organisation von Martin und Christina Lohde dazu bei, die bereits zum 22. Mal die Gartentage auf die Beine gestellt haben, heuer unter dem Motto „Grüner geht immer“, und wieder mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit.

„Die Veranstalter geben sich wahnsinnig Mühe, dass sie was Besonderes anbieten können“, sagt Anna Müller, die selbst hergestellte Naturkosmetik anbietet. Und was an der Organisation so besonders ist, erklärt Walter Pfisterer, der mit seinen Keramik-Grills auch schon seit fünf oder sechs Jahren nach Fürstenfeldbruck kommt. „So organisiert wie eine Lohde-Messe ist keine sonst.“ Pfisterer, grünes T-Shirt, schwarze Schürze, kein Hut, lobt die Durchsagen, die kenne er sonst nicht. Vor allem aber das Management zum Abbau: „Klasse, klasse, klasse.“ Denn jeder Stand bekomme eine Nummer und wisse daher genau, wann er geordnet vom Gelände fahren kann.

Das hebt die Stimmung bei den Ausstellern, und die überträgt sich auf die Besucherinnen und Besucher. Die ahnen kaum, was im Hintergrund alles nötig ist, damit das riesige Festival mit bis zu 40 000 Besuchern reibungslos abläuft. Für viele sind die Fürstenfelder Gartentage ein Pflichttermin, so für Ulrike Mutter aus Germering: „Weil ich mich an den Rosen und Pfingstrosen freue.“ Sie kaufe auch immer etwas, allerdings nicht unbedingt Pflanzen – Mutter hat nur einen Balkon. Dieses Jahr sei sie wegen der speziellen Grillsaucen gekommen, sagt sie und zieht eine Flasche aus der Tasche. Voriges Jahr habe sie sich ein Kleid gekauft.

Neue Züchtungen wie dieser Schnittlauch mit besonders leuchtenden Blüten stoßen auf großes Interesse. Manche Kräuter und Stauden sind am Montagmittag schon ausverkauft. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Und sie hat ihre Freundin Simone Holzer aus Eichenau mitgebracht. Zusammen sitzen sie an einem Gartentisch und verzehren orientalisches Gebäck zu marokkanischem Minztee. Holzer ist kein ausgesprochener Gartentage-Fan. Die seien zwar schon schön, wegen der Klosteranlage, sagt sie. „Aber es ist immer das Gleiche, und der Eintritt ist zu teuer für eine Verkaufsveranstaltung.“ Ihre Freundin wiegt dazu den Kopf. Sie habe bei den Gartentagen einfach eine schöne Zeit.

Nicht ganz zufrieden mit dem Kaufverhalten

Viele Besucher schlendern wirklich einfach umher, und einen riesigen Grill, der einen vierstelligen Betrag kostet, nimmt man nicht einfach so mit. Ob sich der Stand trotzdem rentiert? „Wahrscheinlich nur, wenn ich meine Arbeitszeit nicht rechne“, sagt Pfisterer und wiegt den Kopf.

Mit dem Kaufverhalten ist auch der Hamburger Sprick bisher nicht ganz zufrieden, aber am Pfingstmontag mittags setzt der Ansturm gerade erst ein. Eine halbe Stunde später sind an einigen Ständen schon die ersten Kräuter ausverkauft.

Gartendeko aus allen erdenklichen Materialien ist sehr gefragt.
Gartendeko aus allen erdenklichen Materialien ist sehr gefragt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Viel näher als der Hamburger Sprick hat es Christine Huber von der Puchheimer Kräuterei gehabt, knapp zehn Kilometer. In den vergangenen Jahren bot sie Wildkräuterführungen an, in diesem Jahr hat sie wieder einen kleinen Stand mit Kräutern, Marmeladen aus dem Kupferkessel und Wildleberwurst. Huber hebt die große Vielfalt des Angebots hervor, spürt jedoch wie Sprick heuer eine gewisse Kaufzurückhaltung. Ohnehin wolle sie aber in erster Linie ihr neues Angebot bekannt machen – Fastenwanderungen.

Bekannt zu werden – dafür eignet sich eine Messe wie die Gartentage vor allem für die Aussteller aus der näheren Umgebung. „Hier ist ein breit aufgestelltes Publikum“, sagt Christian Bestle aus Berchtesgaden, der riesige Gongs sowie Zungentrommeln anbietet. „Nur Sachen, die man nicht braucht, sondern sich leistet“, sagt er lachend. Und dass er nicht seit vielen Jahren käme, wenn es sich nicht auch lohnen würde. Sein Stand weckt Interesse, die Leute lassen sich beraten, und manche kaufen dann im nächsten Jahr einen Gong oder bestellen per Internet.

Seit dem Bienen-Volksbegehren steigt das Interesse an heimischen Pflanzen

Darauf, dass viele Gartentage-Besucher später den Weg direkt zu ihnen schaffen, hofft Anja Stichternath von der Staudengärtnerei Extragrün in Freising. Auch sie lobt die „wie gewohnt tolle Stimmung, das gibt einem Auftrieb, auch wenn das Wetter schlecht ist. Man merkt einfach, die Leute haben Lust auf den Markt.“

Was die gelernte Landschaftsgärtnerin beobachtet: Seit dem erfolgreichen Volksbegehren „Rettet die Bienen“ steige das Interesse an heimischen Pflanzen steil nach oben. Leider wollten viele Leute aber keine gelben Blumen, obwohl die oft für Insekten sehr wertvoll seien. „Viele wollen lieber rosa und weiße Blüten“, sagt Stichternath und zuckt die Schultern.

Dass Artenschutz im Garten immer mehr Menschen interessiert, bestätigen Karin Dixius und Stephanie Sußbauer vom Naturgartenverein, die sich einen Stand mit der Kreisgruppe des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz teilen. „Es läuft super“, sagt Dixius, der Stand sei sehr gut besucht, die Menschen sehr interessiert, und auch bei ihrem Naturgarten-Vortrag seien etwa 60 Leute gewesen. Angelehnt an das Gartentage-Motto hatte er den Titel: „Grüner geht immer – bunter auch“.

Eine erste Bilanz zieht Christine Lohde am Montagmittag bei einem Rundgang. Sie habe noch gar nicht alles gesehen, sagt sie. Der Auftakt am Freitag sei ausgezeichnet gelaufen, der Samstag aber ziemlich verregnet gewesen. Am Sonntag machte der böige Wind Probleme. „Da sind ein paar Zelte durch die Luft geflogen, aber wir haben alle Erdnägel verteilt, die wir hatten“, sagt sie. „Hoffentlich kriegen wir die wieder.“ Und nun, am Pfingstmontag, kommt der große Ansturm.

Lohde wirkt entspannt, aber das täusche. Die Anspannung falle erst von ihr ab, wenn alles vorbei und alles gut gegangen sei. Und was die Eintrittspreise betreffe: Die Lautsprecheranlage, die Betreuung der Aussteller, die ganze Organisation, das koste einfach. Wenn dann jedoch alles nicht nur in guter Stimmung, sondern vor allem problemlos verläuft, zahlt sich das aus.

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