Bundesliga-Relegation: Heidenheim trifft gegen Elversberg in letzter Minute | ABC-Z

Der 1. FC Heidenheim hat im Rückspiel der Relegation die SV Elversberg niedergerungen und damit die Bundesliga-Zugehörigkeit gesichert – in buchstäblich letzter Minute. Dabei war Elversberg eigentlich die bessere Mannschaft.
Mathias Honsak brachte am Montagabend (26.05.2025) die Gäste früh in Führung (9. Minute), Robin Fellhauer traf zum Ausgleich (31.). In der 5. Minute der Nachspielzeit erzielte Léo Scienza schließlich den Siegtreffer für Heidenheim.
Horst Steffen: “Das tut richtig weh”
Elversberg-Trainer Horst Steffen gab anschließend bei Sky zu: “So eine Leistung zu brigen und dann als Verlierer vom Platz zu gehen, das tut richtig weh. Wir haben in der zweiten Halbzeit eigentlich keinen Angriff mehr zugelassen, dann entscheidet am Ende eben die Qualität von Scienza. Wir sind enttäuscht, da ist jetzt auch nichts mehr gutzumachen.”
Sein Kollege Frank Schmidt war ebenfalls ehrlich: “Es fällt ein Riesenbrocken von uns ab. Natürlich habe ich vorher versucht, etwas Lockerheit zu verbreiten, aber die Anspannung war schon enorm. Riesenkompliment an Léo Scienza und Riesenkompliment an die ganze Mannschaft, Léos Tor hat uns in der Bundesliga gehalten. Jetzt brauche ich eine Pause, um den Akku wieder aufzuladen. Ich bin dann mal weg – ab morgen kann mich keiner mehr erreichen.”
Als Motivator an der Seitenlinie: Heidenheims Trainer Frank Schmidt.
Starker Beginn des FCH
Den Fehler aus dem Hinspiel (2:2), total passiv in die Partie zu starten, machten die Heidenheimer diesmal nicht. Schon in der 5. Minute hatte Marvin Pieringer den ersten gefährlichen Abschluss, Elversbergs Keeper Nicolas Kristof klatschte die Kugel wie schon bei den Gegentoren am vergangenen Donnerstag nach vorne ab – diesmal konnte aber kein FCH-Akteur den Abstauber verwerten.
Die Gäste blieben aber am Drücker und profitierten von einem Anfängerfehler der Gastgeber. Als Scienza den Ball durch das offensive Mittelfeld trieb, gingen ihm gleich drei Elversberger entgegen und öffneten damit komplett den Raum für den durchstartenden Honsak – der frei vor Kristof die Nerven behielt.
Sahin und Pieringer verletzt ausgewechselt
Elversberg kam in dieser Phase offensichtlich nicht mit dem Druck klar, als 12.800-Einwohner-Dorf die Bundesliga vor Augen zu haben. Die Mannschaft von Horst Steffen wirkte gehemmt, verkrampft und blockiert. Hinzu kam früh eine verletzungsbedingte Auswechslung von Semih Sahin, der anschließend auf der Bank in Tränen ausbrach und von den Kollegen getröstet werden musste. Heidenheim hatte kurz danach aber ebenfalls Personalprobleme, auch Pieringer musste mit einer Knöchelblessur vom Platz.
Elversbergs Trainer Horst Steffen umarmt seinen Spieler Florian Le Joncour nach dem Abpfiff
Danach machte der FCH den Fehler, sich zurückzuziehen und in den Verwaltungsmodus zu schalten. Elversberg hatte plötzlich viel mehr Raum im Mittelfeld, befreite sich zunehmend vom Druck und kombinierte flüssiger. Ähnlich wie beim ersten Tor des Abends öffnete der Gast nach einer halben Stunde dann plötzlich das Zentrum, Lukas Petkov setzte Fellhauer in Szene, der Kevin Müller keine Chance ließ.
Traoré sieht Gelb und hat Glück
Das Momentum lag nun auf Seiten der Elversberger, und kurz vor der Pause hätte Heidenheim die eigenen Probleme beinahe noch weiter vergrößert. Omar Traoré sah zunächst nach einem rüden Einsteigen gegen Tom Zimmerschied Gelb (43.) und knallte kurz danach wiederum Zimmerschied im Zweikampf den Ellenbogen ins Gesicht. Der Elversberger blutete stark, doch Schiedsrichter Sascha Stegemann wertete die Aktion als unabsichtlich und beließ Traoré auf dem Feld.
Heidenheims Trainer Schmidt ging anschließend ins Risiko, verzichtete in der Pause auf eine Auswechslung von Traoré. 76 Sekunden nach Wiederanpfiff erlebte er aber zunächst mal eine weitere Schrecksekunde.
Asllani jubelt – dann greift der VAR ein
Fisnik Asllani bejubelte bereits das vermeintliche 2:1, ehe sich Stegemann nach einer vierminütigen Unterbrechung samt Videostudium dafür entschied, das Tor wieder abzuerkennen: Bei der Hereingabe von Elias Baum hatte Fellhauer am Fünfmeterraum minimal im Abseits gestanden und mit seinem Versuch, den Ball weiterzuleiten, die Heidenheimer Abwehr irritiert – die Rücknahme des Treffers war korrekt. Asllani war hinterher richtig ergriffen: “Dieses Jahr hier war die beste Zeit meines Lebens, ich kann nur jedem einzelnen danken. Uns haben ein paar Millimeter gefehlt, es ist unendlich traurig, aber jeder hat absolut alles gegeben.”
Das Tor von Fisnik Asllani wurde vom VAR kassiert.
Doch Elversberg blieb auf dem Gaspedal, drängte Heidenheim tief in die eigene Hälfte, hatte aber Probleme, sich weitere Torchancen herauszuspielen. Erstaunlich tatenlos blieb in dieser Phase FCH-Trainer Schmidt, der bis zur 78. Minute brauchte, um mit Paul Wanner und Niklas Dorsch neue Akzente von der Bank zu bringen.
Heidenheim spielt früh auf Verlängerung
Bei Heidenheim wirkte die Spielanlage in der gesamten zweiten Hälfte darauf ausgerichtet, die Verlängerung zu erreichen und dann möglicherweise vom deutlich breiteren, bei Saisonbeginn für Europa aufgestellten Kader zu profitieren. Elversberg suchte die Entscheidung definitiv in der regulären Spielzeit, fand aber einfach keine Lücken mehr.
Als dann alles nach Verlängerung aussah, brachte ein Konter die Entscheidung. In der fünften Minute der Nachspielzeit schloss Scienza nach Traumpass von Wanner eiskalt zum Siegtreffer ab – die mutige Herangehensweise von Elversberg wurde damit knallhart bestraft. Léo Scienza, der auch schon im Hinspiel an beiden Treffern beteiligt war, jubelte natürlich überschwänglich: “Ich habe beim Siegtor gar nicht groß nachgedacht, aber den Ball zu diesem Zeitpunkt reinzumachen, war eine echt gute Entscheidung. Der Trainer hat mich immer sehr hart angefasst, aber ich konnte mich am Ende dann doch belohnen und der Mannschaft helfen, weiter in der Bundesliga zu sein.”