VDP-Jahrgang 2024 ist so klein wie selten | ABC-Z

In einem für die Weinbranche schwierigen Umfeld veranstalten die Prädikatsweingüter (VDP) am Sonntag und Montag die traditionsreiche Mainzer Weinbörse. In der Rheingoldhalle erwarten die deutschen Spitzenweingüter an beiden Messetagen insgesamt mehr als 4000 Fachbesucher aus Handel, Gastronomie und Medien. Ihnen stellen 190 der insgesamt 202 VDP-Winzer den aktuellen Jahrgang und ausgewählte Lagenweine vor. Die Messe gilt nicht nur als Branchentreffen, sondern auch als Gradmesser für die Lage des Weinmarkts.
Die VDP-Weingüter stehen für einen Umsatz von knapp 450 Millionen Euro im Jahr 2024 bei einem Gesamtabsatz von 35,7 Millionen Flaschen. Das sind zehn Prozent weniger als im Vorjahr, in dem es 39,7 Millionen Flaschen waren. Beim Umsatz lag das Minus nur bei drei Prozent. Sie bewirtschaften mit 5800 Hektar rund 5,6 Prozent der deutschen Rebfläche. Der Export hat mit 25 Prozent unverändert einen hohen Stellenwert, wobei die skandinavischen Länder, die Niederlande und die Vereinigten Staaten die wichtigsten Exportmärkte sind.
Wegen der Zoll- und Handelskonflikte, der globalen Überproduktion von Wein, gestiegenen Produktionskosten und veränderten Trinkgewohnheiten sieht sich die Branche unter Druck. Nach Angaben von VDP-Geschäftsführerin Theresa Olkus spüren die Mitglieder des Verbands Absatzrückgänge „auf allen Kanälen“. Auf die Weinbörse in Mainz wirke sich die angespannte Lage aber weder im Hinblick auf die Zahl der teilnehmenden Winzer noch der angemeldeten Fachbesucher aus. „Die Stimmung ist gut“, sagt Olkus.
Spätfröste und Krankheiten
Angesichts der Konsumschwäche können einige VDP-Betriebe es verschmerzen, dass ein mengenmäßig kleiner Weinjahrgang 2024 zu vermarkten ist. Mit 46 Hektolitern je Hektar fiel der Ertrag der VDP-Güter deutlich niedriger aus als in den vier Vorjahren. Zuletzt war im Jahr 2010 mit 41 Hektolitern weniger Wein geerntet worden. Ursache sind die Spätfröste im Frühjahr und Pflanzenkrankheiten durch Pilzbefall im Spätsommer. Frostbedingte Missernten gab es unter anderen an Saale und Unstrut, Saar, Ruwer und Aar. Weil einzelne Winzer nur sechs Prozent ihrer üblichen Durchschnittsmenge geerntet haben, ließ der Verband es ausnahmsweise zu, dass VDP-Winzer von VDP-Kollegen Weine zukaufen und sie mit dem VDP-Adler als Gütesiegel auszeichnen und verkaufen dürfen. Statt Adler trägt der Wein den Zusatz: „Ein Wein der Solidaritätsgemeinschaft VDP“. Weitere Hilfen für gebeutelte Weingüter sind angedacht.
Gute Fortschritte sieht der Verband zum Thema Nachhaltigkeit: Bis zur nächsten VDP-Mitgliederversammlung im Sommer im Rheingau sollen alle VDP-Betriebe nachhaltig zertifiziert sein. Schon jetzt wirtschaften 82 Weingüter ökologisch, 19 davon sogar biodynamisch. Damit werden nur noch knapp 60 Prozent der VDP-Rebfläche nach konventionellen Regeln bewirtschaftet.
Qualitativ erwartet VDP-Präsident Steffen Christmann einen guten Jahrgang, „geprägt von einer kühlen Aromatik, präzisen Struktur und einer lebendigen, gut eingebundenen Säure. Die Weine besitzen Spannung“, sagt Christmann und zieht Parallelen zu den Jahrgängen 2008 und 2016.
Parallel zur Weinbörse zeigen 70 Ökowinzer aus sechs Ländern im Alten Postlager Mainz auf der „Biodynamic Wine Fair“ ihre Kollektionen. Ebenfalls im „Postlager“ findet am Samstag die Vinvin Fachmesse für Herkunftsweine mit 100 Erzeugern aus Rheinhessen und Nahe statt.