Hunderttausende Menschen zum Berliner CSD erwartet | ABC-Z

Christopher Street Day
–
Berliner CSD gestartet – Hunderttausende Menschen erwartet
In Berlin ist die bunteste Großdemo des Jahres gestartet: Zum CSD werden bei mildem, trübem Wetter Hunderttausende erwartet. Ein kleiner Gegenprotest ist angemeldet – die Polizei zeigt verstärkt Präsenz.
Der rbb sendet und streamt live vom CSD
Viele Tausende Menschen wollen am Samstag unter dem Motto “Nie wieder still!” den Christopher Street Day (CSD) feiern und bei einer bunten Demonstration durch Berlin ziehen. Mit rund 80 Trucks und mehr als 100 Gruppen soll der Zug vom Leipziger Platz über den Potsdamer Platz bis zum Brandenburger Tor führen.
Zug setzte sich gegen Mittag in Bewegung
Die Veranstaltung wurde um 11:30 Uhr eröffnet, etwa eine Stunde später setzte sich der Zug in Bewegung. Zuvor gab es am Vormittag ein stilles Gedenken am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen – mit dabei war Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU).
Die Veranstalter des Berliner CSD rechnen mit mehreren Hunderttausend Teilnehmenden. Der CSD will ein deutliches Zeichen gegen Diskriminierung und für die Sichtbarkeit queerer Menschen setzen – auch als Antwort auf zunehmende rechtsextreme Anfeindungen und politischen Gegenwind. “Hass ist krass, doch Liebe ist krasser”, lautet eine der zentralen Botschaften.
Neben dem großen CSD-Umzug sind mehrere kleinere Demonstrationen von queeren Aktivistinnen und Aktivisten angemeldet. Beim “Internationalistischen Queer für Befreiung” sind am Nachmittag in Kreuzberg 10.000 Teilnehmende angemeldet. Demonstriert wird für einen “antikolonialen, antirassistischen, antikapitalistischen Freiheitskampf”. Eine weitere Demonstration mit 300 angemeldeten Teilnehmenden ist ebenfalls in Kreuzberg geplant.
Verstärkte Polizeipräsenz und rechter Gegenprotest
Die Polizei ist nach eigenen Angaben mit rund 1.300 Kräften im Einsatz. Hinzu kommen etwa 1.000 private Sicherheitskräfte sowie rund 280 Sanitäterinnen und Sanitäter.
Auch Protest gegen den CSD war angekündigt. Unter dem Motto “Gemeinsam gegen den CSD-Terror und der Identitätsstörung” waren zwei Demonstrationen mit insgesamt 400 Teilnehmern angemeldet. Bei der ersten Demonstration kamen nach Angaben eines rbb-Reporters rund 20 Teilnehmer, die der rechtsextremen “Deutschen Jugend Voran” zuzordnen waren.
Die Anmelderin der Kundgebung ist laut Polizei festgenommen worden. Die Frau und weitere fünf Personen seien in der Messer- und Verbotszone am Alexanderplatz überprüft worden. Gegen sie seien Verfahren wegen Beleidigung, Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisatioen und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz eingeleitet worden. Am Versammlungsplatz der Kundgebung sei ein weiterer Teilnehmer wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz festgenommen worden. Die zweite Gegenkundgebung wurde laut Polizei abgesagt.

Christopher Street Day erinnert an Protest im Jahr 1969
Bereits am Freitag gab es einige Proteste und Aktionen. So zogen am Nachmittag sind laut Polizei rund 4.500 Menschen im Rahmen des “Community Dyke* March” durch Kreuzberg und Neukölln zum Treptower Park. Die Teilnehmenden setzen sich insbesondere für die Sichtbarkeit von Lesben ein.
Aus Protest gegen die die “Zirkuszelt”-Aussage von Bundeskanzler Friedrich Merz und die dieses Jahr nicht stattfindende Regenbogenflaggen-Hissung auf dem Reichstagsgebäude legten Aktivist:innen eine 400 Quadratmeter große Regenbogenflagge auf der Wiese vor dem Reichstagsgebäude aus.
Der Christopher Street Day findet jedes Jahr in vielen Städten in aller Welt statt und erinnert an Ereignisse am 28. Juni 1969 in New York: Polizisten stürmten damals die Bar “Stonewall Inn” in der Christopher Street und lösten dadurch mehrtägige Proteste von Schwulen, Lesben und Transmenschen aus.
Sendung: rbb24, 26.07.2025, 13:10 Uhr