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FC Bayern: Drei Minuten beenden Müllers Champions-League-Karriere | ABC-Z

München – Der Traum vom Finale dahoam – abgesoffen in Mailand. Aus und vorbei in der Champions League, das Viertelfinale durch das 2:2 bei Inter Mailand als Endstation. Die Bayern gingen zwar durch Harry Kane beim italienischen Meister, der das Hinspiel vor acht Tagen in der Allianz Arena mit 2:1 gewonnen hatte, in Führung, kassierten dann aber zwei Treffer. Eric Diers Ausgleich reichte nicht.

Kompany bleibt nur noch Meisterschaft 

Dauerregen und Tränen des doppelten Abschieds: Aus der Königsklasse und von Thomas Müller, der sein letztes Champions-League-Spiel bestritt. Damit bleibt den Münchnern mit Trainer Vincent Kompany in seinem ersten Jahr auf der Bank noch die Meisterschaft. Hier müssen fünf Spieltage vor Saisonende sechs Punkten Vorsprung gegenüber Titelverteidiger Bay Leverkusen ins Ziel gebracht werden. Wenn nicht – das wäre der Super-GAU. Und eine gebrauchte Saison.

Ungemütlicher könnte ein April-Abend nicht sein. Nasskalt, regnerisch. Windig war’s, stürmische Böen pfiffen in die altehrwürdige Oper des Fußballs, die ihre besten Tage schon gesehen hat. Fühlte sich wie November an. Ideales Fußballwetter, sagen viele Profis. Ein Thomas-Müller-Wetter? So unwägbar wie sein unberechenbares Spiel.

Müller vor dem Spiel gegen Mailand: “Eher die Freude, die überwiegt”

Dass der 35-Jährige anstelle von Raphael Guerreiro (die einzige Änderung gegenüber dem Hinspiel) ran durfte, war nach der guten Leistung Müllers beim 2:2 gegen Dortmund zu erwarten. Für ihn nach all den Diskussionen um seinen nahenden Abschied durch die von Vereinsseite abgelehnte Vertragsverlängerung eine Genugtuung, in diesem Alles-oder-Nichts-Spiel auflaufen zu dürfen?

“Es ist eher die Freude, die überwiegt, dass ich ja einfach nochmal von der Leine gelassen werde”, sagte Müller vor Anpfiff bei DAZN. Seine Eltern waren extra mitangereist, ein Bärtchen sprießte in Müllers Gesicht. Fokussierung aufs Wesentliche, den Gegner rasieren. Als Kapitän ging er in sein 163. Champions-League-Match für die Bayern und zog damit mit Lionel Messi (für den FC Barcelona und Paris St.Germain) gleich.

Traf für den FC Bayern zum 1:0: Harry Kane.
Traf für den FC Bayern zum 1:0: Harry Kane.
© IMAGO
Traf für den FC Bayern zum 1:0: Harry Kane.

von IMAGO

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FC Bayern war von Beginn an die dominantere Mannschaft 

Ob er überhaupt mal eine Sekunde darüber nachgedacht habe, dass das sein letztes Champions-League-Spiel sein könnte? Antwort: “Wird es nicht sein!” Wurde es doch. “So emotional fühle ich es grad gar nicht. Wir sind natürlich enttäuscht. Wobei, ich bin gar nicht so enttäuscht. Ich bewerte das Spiel immer für mich selbst. Kann ich in den Spiegel schauen, kann die Mannschaft in den Spiegel schauen”, sagte Müller hinterher tapfer ins DAZN-Mikro.

Sich und seinen Kollegen wollte der Urbayer nach seinem dramatischen Abschied aus der Champions League keinen Vorwurf machen – ganz im gegenteil: “Du kannst überall alles sezieren, aber ich habe Spieler auf dem Platz gesehen, die gekämpft haben.” Die Bayern versuchten von Beginn an, die aktivere Mannschaft zu sein, die dominantere. Sie rissen das Spiel an sich, mussten ja auch die Karten auf den Tisch legen, um mit einem Tor Vorsprung zumindest einmal die Verlängerung zu erreichen.

Inter wirkte bei den schnellen Gegenangriffen stets gefährlich

Müller hatte eine Chance, ein Schuss aus der Drehung mit links (6.). Inter-Keeper Yann Sommer, von Januar bis August 2023 bei Bayern, hielt im Nachfassen. In der 36. Minute wurde ein Müller-Schuss geblockt – von Benjamin Pavard, seit 2023 bei Inter, zuvor vier Jahre in München. “Es ist für mich völlig klar, dass wir bei unseren Torchancen effizienter werden müssen. Und ansonsten einfach Fußball spielen, befreit Fußball spielen ohne Hemmungen”, forderte Müller, der im Hinspiel als Joker das Bayern-Tor erzielt hatte.

Aufgrund des Wetters, vor allem der Windböen, war auch Kommissar Zufall im Spiel, der Ball flipperte einige Male hin und her. Fortuna als zwölfter Mann – aber für wen? Inter wirkte bei den schnellen Gegenangriffen stets gefährlich, eine schwierig zu bespielende Mannschaft, die Simone-Inzaghi-Umschaltfußball spielt. Bayern drückte, noch recht geduldig, aber nicht zwingend genug – im Strafraum zu umständlich. 0:0 – Pause. Müller agierte unglücklich.

Traf für den FC Bayern zum 2:2: Eric Dier.
Traf für den FC Bayern zum 2:2: Eric Dier.
© IMAGO
Traf für den FC Bayern zum 2:2: Eric Dier.

von IMAGO

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Pavard traf zum zwischenzeitlichen 2:1 für Inter

Doch Bayern drängte weiter, unverdrossen. Bis Kane, nach Pass von Goretzka, seinen Geistesblitz hatte und clever ins lange Eck von Sommer donnerte (52.) – das erlösende 1:0 – die Verlängerung in Sicht? Doch erneut konnten die Bayern einen Vorsprung nicht lange halten. Nach einer Ecke flipperte der Ball zu Lautaro Martínez, der wuchtig einschoss (58.).

Und dann gingen die Bayern im strömenden Regen baden. Wieder eine Ecke, Pavard übersprang Kim – das 2:1 (61.). Inters Wucht zerlegte die Bayern. Dier machte es per Kopfball-Bogenlampe ins lange Eck wieder spannend (76.). Ausgerechnet Müller vergab die allerletzte Chance – mit dem Kopf (90.+5.) – ein tragisches, bitteres Ende.

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