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Rüstung – Drohnenbauer Helsing kooperiert mit Robo-Panzer-Firma – Wirtschaft | ABC-Z

Das Münchner Software- und Drohnenunternehmen Helsing schließt sich mit dem Hersteller unbemannter Militärroboter Arx Robotics zusammen, um die unterschiedlichen Waffensysteme mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) zu vernetzen. Während Helsing für sogenannte unbemannte Flugvehikel steht, also Drohnen, baut das bayerische Start-up Arx unbemannte Fahrzeuge für den Boden. Die kleinen Roboter-Panzer sollen auf Ketten oder Rädern durch Kampfgebiete rasen, spionieren oder Munition und Verwundete transportieren. Man passe gut zusammen, „weil wir als Unternehmen sehr viel gemeinsam haben“, so Helsing-Gründer Gundbert Scherf im SZ-Gespräch. Die Philosophie sei ähnlich. Man glaube, „dass es in der Welt der Waffensysteme immer mehr autonome oder unbemannte Systeme geben wird, die mit Software oder KI verbunden sind“. Die Partnerschaft soll an diesem Dienstag im Rahmen der Londoner Rüstungsmesse DSEI bekanntgegeben werden.

Mit Helsing und Arx tun sich zwei Firmen zusammen, die in diesem Sommer sehr unterschiedliche Schlagzeilen machten. Das Rüstungs-Start-up Helsing wurde im Juni 2025 bei einer Finanzierungsrunde mit zwölf Milliarden Euro bewertet – es ist seitdem das wertvollste deutsche Start-up überhaupt. Der weniger bekannte KI-Spezialist Arx Robotics, der an selbstfahrenden Panzern arbeitet, hatte im Juli eine Partnerschaft mit dem Augsburger Rüstungszulieferer Renk besiegelt. Renk ist einer der größten Lieferanten für Panzerbauer und zählt unter anderem den Düsseldorfer Konzern Rheinmetall zu seinen Kunden.

Warum also nun Helsing und Arx? „Beide Unternehmen sind unter anderem in Großbritannien und in der Ukraine tätig“, sagt Arx-Chef Marc Wietfeld, dort setze man immer stärker auf autonome Systeme. „Es ist nicht Drohne oder Panzer, sondern Drohne und Panzer“, sagt der Gründer und ehemalige Infanterieoffizier, der von einer „Revolution der Kriegsführung“ spricht. Wie konkret die Systeme der beiden Unternehmen interagieren sollen, bleibt vorerst vage. Die Kooperation starte aber bereits, sagt Scherf. Derzeit säßen die Teams beider Start-ups schon zusammen und würden prüfen, „wie man aus eins plus eins elf“ machen könne. Denkbar ist offenbar auch, dass Helsing-Drohnen von den Arx-Bodengeräten aus starten können. Das Angebot der per KI kombinierten Drohnen-Bodenvehikel-Einheit werde sich dann an Nato-Partner und die Ukraine richten.

Die beiden Unternehmen gehören zu einer Reihe von Start-ups aus dem Großraum München, die gerade in den Rüstungsmarkt der alteingesessenen Waffenkonzerne drängen. Diese haben lange Entwicklungs- und Lieferzyklen. Statt langatmig auf Bestellungen von Armeen zu warten und dann erst mit Planung und Produktion zu beginnen, versuchen die Start-ups, in Vorleistung zu gehen. Sie produzieren Produkte schneller und bieten sie zügiger auf dem Markt an. Das Geld kommt von Risikokapitalgebern, die auf die Waffen-Startups wetten. Dieses Geld schließt Lücken, die im alten System der Staat füllte.

Der Start-up-Ansatz soll den neuen, von Drohnenangriffen geprägten Kriegen Rechnung tragen. Zu den ersten dieser Art gehörte der Krieg im von Aserbaidschan 2022 zurückeroberten Bergkarabach; der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine wird täglich mehr zu einem Krieg der Drohnen. Unbemannte Systeme sind die zentralen Kampfmittel geworden. Der Korridor zwischen Armeen, in denen nur noch autonome Fahr- und Fluggeräte unterwegs sind, wird dadurch immer breiter. Die Soldaten bleiben auf Distanz und lassen erst einmal die Maschinen kämpfen.

Diese Drohnen-Waffen sollen in viel schnelleren Zyklen produziert und konstant mit neuen Erfahrungen und Daten vom Schlachtfeld angepasst werden, so wie es derzeit in der Ukraine passiert.

Die Start-ups bieten unbemannte Kampfsysteme an und versprechen Software, die praktisch alle Waffen zusammenschließt wie in einem digitalen Nervennetz. Wenn die Systeme zwischen den Nato-Ländern dieselbe Software benutzten und die Systeme ineinander greifen könnten, sei das eine Riesenchance, so Helsing-Chef Scherf.

Seit dem Angriff Russland auf die Ukraine werben die Start-ups verstärkt damit, die westliche Demokratie zu verteidigen. Die Waffen von Arx und Helsing auf dem Boden und in der Luft sind in der Ukraine im Einsatz. Seit dem zweiten Amtsantritt von Donald Trump kommt den europäischen Rüstungsfirmen eine weitere strategische Bedeutung zu. Sie sollen dazu dienen, europäische Nato-Staaten zumindest etwas unabhängiger von den USA zu machen. Die Angst, dass die USA bei weiteren Problemen im transatlantischen Verhältnis zum Beispiel Software-Updates für die zunehmend digitalisierten Waffensysteme aus den USA zurückhalten oder gar Systeme per „kill switch“ unbrauchbar machen, sind gewachsen.

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