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WM-Qualifikation fast sicher: Kap Verde betritt die Fußball-Weltbühne | ABC-Z

Stand: 10.09.2025 13:55 Uhr

Der kleine ostafrikanische Inselstaat Kap Verde sticht Kamerun aus – und steht mit einem besonderen Kader kurz vor der ersten WM-Teilnahme.

Die kuriose Geschichte, wie Roberto “Pico” Lopes Nationalspieler geworden ist, sagt viel aus über die Fußball-Nationalmannschaft von Kap Verde. 2021 erhielt der gebürtige Ire eine Nachricht über ein soziales Netzwerk. “Ich kann kein Portugiesisch, also habe ich sie ignoriert.” Was er nicht wusste: Die Nachricht stammte von Rui Aguas, dem damaligen Cheftrainer Kap Verdes.

Neun Monate später versuchte es Aguas erneut, dieses Mal auf Englisch. “Da habe ich die alte Nachricht rausgesucht und sie mit Google Translate übersetzt”, verriet Lopes bei CNN. Der 33-Jährige ist in Irland geboren, spielt als Innenverteidiger bei den Shamrock Rovers und hat einen kapverdischen Vater. Heute hat er 40 Länderspiele für Kap Verde auf dem Konto – und steht kurz davor, den kleinen ostafrikanischen Inselstaat zur ersten WM-Teilnahme zu führen.

Kap Verdes Roberto Carlos Lopes betritt das Spielfeld

Traumtor besiegelt Sieg gegen Kamerun

Nach dem 1:0 (0:0) im Topspiel gegen Kamerun am Dienstag (09.09.2025) in der Hauptstadt Praia ist Kap Verde die Qualifikation für die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko kaum noch zu nehmen. Den Siegtreffer erzielte Stürmer Dailon Rocha Livramento (54.) vom portugiesischen Zweitligisten Casa Pia AC mit einem Traumtor. Noch in der eigenen Hälfte eroberte er den Ball und sprintete allen Gegenspielern davon.

Bei noch zwei ausstehenden Spielen hat Kap Verde vier Punkte Vorsprung auf die Kameruner. Der Gruppensieger darf direkt zur WM, der Zweite muss in die Playoffs. Kap Verdes verbliebene Gegner heißen Libyen und Eswatini.

Weltweit auf Spielersuche

Schätzungen zu Folge leben mehr Menschen mit kapverdischen Wurzeln im Ausland als auf der Inselgruppe selbst – dort gibt es nur 427.000 Einwohner. Seit 2012 versucht der Fußballverband, diesen Umstand für sich zu nutzen.

Der damalige Nationaltrainer Lucio Antunes fand vor allem in der ehemaligen Kolonialmacht Portugal Fußballer mit kapverdischen Wurzeln. Sie kickten in der zweiten oder dritten Liga und viele nahmen die Chance, international zu spielen, gerne wahr.

Der “Mourinho von Kap Verde”

Als Kap Verde 2013 in der Afrika-Cup-Qualifikation sensationell Kamerun um Weltstar Samuel Eto’o aus dem Wettbewerb warf, wurde Antunes als “Mourinho von Kap Verde” gefeiert. 2014 kletterte der kleine Staat auf Platz 27 der FIFA-Weltrangliste, bis heute ist das der Bestwert. 2015 folgte ein historischer 2:0-Sieg in Portugal.

Im Anschluss verpasste Kap Verde zweimal in Folge die Afrikameisterschaft, rutschte in der Weltrangliste auf Rang 182 ab. Doch jetzt erlebt das Land die nächste Blütezeit mit einem sensationellen Gruppensieg beim Afrika-Cup 2024. Es gab Siege gegen Ghana und Mosambik sowie ein 2:2 gegen Rekordsieger Ägypten. Das anschließende 1:0 im Achtelfinale gegen Mauretanien war der erste Sieg in einem K.o.-Spiel beim Afrika-Cup überhaupt, das Ausscheiden im Viertelfinale gegen Südafrika im Elfmeterschießen war unglücklich.

Nur ein Topspieler – und der ist verletzt

Die Erfolgswelle hielt in der überragenden WM-Qualifikation an mit sechs Siegen, einem Remis und nur einer Niederlage in acht Spielen. Keiner der 27 Akteure im Kader spielt in der heimischen Liga, gut die Hälfte ist in einem anderen Land geboren. Topspieler Logan Costa, ein 24-jähriger Innenverteidiger des FC Villareal, fällt aktuell mit einem Kreuzbandriss aus. Er ist der einzige Spieler in einer der großen europäischen Ligen unter Vertrag.

Nationaltrainer Bubista hat es geschafft, das aus aller Welt zusammengewürfelte Team ohne Stars zu einer Einheit zu formen. Gelingt die Qualifikation, wäre Kap Verde der mit Abstand kleinste afrikanische Endrundenteilnehmer in der WM-Geschichte.

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