Trump beim Memorial Day: Hetze und Selbstherrlichkeit | ABC-Z

Washington. Politische Statements sollten am Gedenktag für Kriegsgefallene eigentlich keine Rolle spielen. Der US-Präsident hielt sich daran nicht.
Der Memorial Day am letzten Montag im Mai jeden Jahres wird in den USA traditionell dafür genutzt, um gefallener Soldaten und ihrer zurückgebliebenen Angehörigen zu gedenken. Parteipolitische Beiträge sind an diesem Tag ausdrücklich nicht erwünscht. Mit dieser Regel erwartbar gebrochen, hatte am Montag der 45. und 47. Präsident der Vereinigten Staaten, Donald Trump. Er nutzte seine Ansprache auf dem Nationalfriedhof Arlington westlich von Washington dafür, um über Migranten zu hetzen und die Darstellung seiner selbst.
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Seit der Erbauung des Friedhofs im Jahr 1864 wurden 260.000 Militärangehörige auf dem Arlington National Cemetry beigesetzt. Der Memorial Day ist in den USA ein nationaler Feiertag, den es seit 1971 an einem festen Tag im Jahr gibt. Bis zum Mittag werden die Fahnen vor öffentlichen Gebäuden auf halbmast gehängt. Um 15 Uhr gibt es eine landesweite Schweigeminute. In großen Städten wie Washington oder New York gibt es große Paraden. Menschen schmücken die Gräber der Gefallenen mit Fahnen.
„Allen einen schönen Memorial Day – einschließlich des Abschaums“
Im Marmor-Amphitheater des Nationalfriedhofs, vor der Stadtgrenze Washingtons, findet dabei das offizielle Gedenken statt. Dort richtete Trump das Wort an die Menschen. Noch bevor er seine Ansprache hielt, hatte er sich auf seinem Nachrichtendienst „Truth Social“ erneut Verschwörungstheorien, die in der Vergangenheit nicht nur seinen Vorgänger Joe Biden und seine Krebsdiagnose trafen, gewidmet.

US-Präsident Donald Trump (v.l.), US-Vize J.D. Vance, Verteidigungsminister Pete Hegseth und Major General Trevor J. Bredenkamp bei den Feierlichkeiten am Memorial Day.
© AFP | BRENDAN SMIALOWSKI
Laut der „Washington Post“ schrieb er dort: „Allen einen schönen Memorial Day“. Und weiter: „Einschließlich des Abschaums, der die letzten vier Jahre versucht hat, unser Land mit linksradikalem Gedankengut zu zerstören.“ Ein Vorgeschmack auf seine eigentliche Rede vor Publikum.
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Zwar widmete sich Trump auch den Soldatenfamilien und dem Ansehen, dass das Militär den USA schon gebracht habe. So soll er sich bei der Zeremonie vor allem auf Senior Chief Petty Officer Shannon Kent konzentriert haben. Die 35-jährige Kryptotechnikerin und Linguistin der Marine war während eines Einsatzes in Syrien im Jahr 2019, wo sie an einer Anti-Terror-Mission teilnahm, bei einem Selbstmordattentat getötet. Zurückblieben ihr Mann und ihre beiden kleinen Söhne.
Trump nutzte Ansprache für Würdigung seines Amtes

Mitglieder der Marine am Memorial Day bei Washington.
© AFP | ALEX WROBLEWSKI
Laut „Post“ hetzte Trump aber auch über Migranten, als er zu den Tausenden Gästen sprach, darunter Angehörige von Soldaten: „Die Menschen strömen ungehindert über unsere Grenze; tun Dinge, die unbeschreiblich sind – und über die heute nicht gesprochen werden kann.“ Seit er wieder Präsident sei, gehe es dem Land den „Umständen entsprechend gut“.
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Der US-Präsident nutzte seine öffentliche Rede auch dafür, um alle zukünftigen Höhepunkte seiner Amtszeit zu feiern. So zeigte er sich erfreut darüber, während des 250. Jahrestages der Nation im nächsten Jahr sowie hochkarätiger internationaler Sportereignisse in den Jahren 2026 und 2028 Präsident zu sein.
„Erstaunlich, wie sich alles entwickelt. Gott hat es geschafft“
„In gewisser Weise bin ich froh, dass ich diese zweite Amtszeit verpasst habe, denn dann wäre ich nicht Ihr Präsident, und das ist das Wichtigste von allem“, sagte Trump laut Post. „Außerdem haben wir die Fußballweltmeisterschaft und die Olympischen Spiele“, so Trump. „Können Sie sich das vorstellen? Ich habe das vier Jahre lang verpasst, und jetzt sehen Sie, was ich habe. Ich habe alles. Erstaunlich, wie sich alles entwickelt. Gott hat es geschafft.“

Die Memorial Day in den USA geht mit einer Zeremonie einher.
© Getty Images via AFP | KAYLA BARTKOWSKI
Von den Menschen im Publikum wurde er für seine Worte gefeiert. Viele streckten Smartphones in die Luft, um Trumps Ansprache zu filmen. Andere sogar ihre Kinder, damit diese einen besseren Blick auf den Präsidenten haben würden. Im Internet allerdings gab es auch jede Menge Kritik.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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An Trumps Seite waren am Montag Vizepräsident J.D. Vance und Verteidigungsminister Pete Hegseth. Letztere sagte in seiner Ansprache: „Der amerikanische Soldat kämpft nicht, weil er hasst, was vor ihm liegt, sondern weil er liebt, was hinter ihm liegt“, so Hegseth. „Wir ehren sein selbstloses Opfer, seinen Mut, seine Pflicht und seine Liebe.“