Knieschmerzen: Was steckt dahinter und was hilft? | NDR.de – Ratgeber | ABC-Z

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Knieschmerzen können vorn, seitlich, beim Beugen, nach dem Joggen oder im Ruhezustand auftreten. Es gibt akute und chronische Knieschmerzen. Was was ist die Ursache für die Beschwerden und was hilft?
Knieschmerzen sind ein häufiges Phänomen. Experten unterscheiden akute und chronische Schmerzen im Knie. Der akute Schmerz im Gelenk tritt zum Beispiel nach übertriebener körperlicher Belastung – beispielsweise beim Joggen – oder nach einer Sportverletzung auf. Chronische Knieschmerzen dauern länger an als akute Beschwerden, oft ist eine Knorpelabnutzung durch eine Arthrose die Ursache dafür.
Knieschmerzen äußern sich zunächst bei Bewegung – also beim Auftreten, Beugen oder Strecken. In der Folge kommt es meist zu einer Schwellung, einer Entzündung und einer Reizung. Werden betroffene Menschen nicht behandelt, haben sie irgendwann auch Beschwerden im Ruhezustand oder sogar nachts.
Knieschmerzen: Was sind die Ursachen?
Verschiedene Verletzungen und Erkrankungen können zu Knieschmerzen führen. Häufige Ursachen sind:
Ebenso können Infektionen, Übergewicht, Hüftprobleme oder Rückenprobleme das Knie belasten und Schmerzen verursachen. Seltener kann ein Tumor Ursache der Knieschmerzen sein.
Seitliche Knieschmerzen durch Reizung oder Überbelastung
Seitliche Knieschmerzen sprechen zum Beispiel für ein Läuferknie. Die Sportlerverletzung tritt nach längerem Laufen auf. Die Ursache: Beim Läuferknie ist ein Faszienstreifen an der Außenseite des Oberschenkels in Höhe des Kniegelenkes gereizt.
Bei akuten Knieschmerzen durch sportliche Bewegung werden die unterschiedlichen Strukturen im Knie – wie zum Beispiel die Menisken, die Sehnen und Bänder – gereizt. Akute Beschwerden an der Innenseite des Knies deuten beispielsweise auf eine Abnutzung oder Überlastung der Innenbänder oder des Innenmeniskus hin.
Plötzliche Knieschmerzen: Es kann ein Riss sein
Durch einen Sturz, eine unglückliche Bewegung oder eine Prellung des Knies kann es neben einer Schwellung zu einem Riss kommen: sowohl am Innenband, Außenband, Kreuzband (Kreuzbandriss), dem Meniskus (Meniskusriss) oder dem Knorpel. Da das Innenband und der mediale Meniskus miteinander verwachsen sind, werden durch einen Unfall oft beide Strukturen verletzt.
Knieschmerzen beim Beugen: Symptom der Schleimbeutelentzündung
Im Knie gibt es mehrere Schleimbeutel. Von einer Entzündung sind vor allem die Schleimbeutel direkt vor und unterhalb der Kniescheibe betroffen. Anfangs reibt es im Kniegelenk. Wird das Knie weiter belastet, schwillt das Gelenk an, wird warm und manchmal rot. Es sammelt sich Flüssigkeit im Schleimbeutel und es entsteht ein praller Erguss, erkennbar als Schwellung oder Beule. Betroffene können das Gelenk kaum mehr beugen und strecken, der Erguss blockiert den Bewegungslauf des Knies.
Auch stechende Schmerzen im Knie können auf eine Schleimbeutelentzündung hindeuten. Laufen, Gehen und sogar längeres Stehen werden unmöglich. Häufigste Ursache für die Schleimbeutelentzündung im Knie ist eine Überbelastung des Kniegelenks durch Sportarten wie intensives Joggen oder Ballsport – oder durch langes Knien bei der Gartenarbeit. Wer berufsbedingt viel kniet, hat ein höheres Risiko, an einer chronischen Schleimbeutelentzündung zu erkranken.
Knieschmerzen im Ruhezustand bei unbehandeltem Patellaspitzensyndrom
Treten Schmerzen am unteren Teil der Kniescheibe auf, ist ein Patellaspitzensyndrom wahrscheinlich. Zunächst schmerzt der Bereich nach Belastungen wie dem Joggen, Treppensteigen oder Bergabgehen. Schreitet die Erkrankung unbehandelt fort, leiden Betroffene vielfach auch unter Ruheschmerzen. Die Sehne der Kniescheibe, auch Patella genannt, verbindet die Muskulatur des Oberschenkelknochens über die Kniescheibe mit dem Schienbein.
Die Patella überträgt die Kraft vom Ober- auf den Unterschenkel, sie wird bei jeder Bewegung des Kniegelenks beansprucht. Wird die Patellasehne dauerhaft überlastet, entstehen chronische Knieschmerzen. Das Patellaspitzensyndrom tritt vor allem bei Sportlern auf, die viel springen. Orthopäden bezeichnen es daher auch als “Springerknie”.
Chronische Knieschmerzen
Ein vorderer Knieschmerz kann auf eine chronische Verletzung des Gelenkknorpels hinweisen. Der Knorpelschaden entsteht meist durch eine chronische Überlastung. Ursache der Schmerzen sind die aufeinander reibenden Knochen.
Chronische Knieschmerzen sind meist die Folge von Gelenkverschleiß. Experten sprechen beim Verschleiß der Gelenke von Arthrose. Beim Knie ist es genauer die Kniegelenkarthrose (Gonarthrose). Die Ursache: Über Jahre reibt sich die schützende Knorpelschicht im Gelenk ab, meist lange unbemerkt. Ohne schützende Knorpelschicht reiben die Knochen als Folge aufeinander. Auch abgeriebene Knorpelstückchen können als Fremdkörper im Gelenkinneren stören und zusätzlich schmerzen. Unter dieser Belastung bilden sich an den Gelenkenden knöcherne Zacken, sogenannte Anbauten, welche die Beweglichkeit zusätzlich einschränken.
Im Anfangsstadium gehören Anlaufschmerzen, wenn man also eine Bewegung startet, zu den typischen Symptomen. Irgendwann jedoch macht sich der Schmerz bei jedem Schritt und Tritt bemerkbar. Treten die Schmerzen an der Innenseite des Kniegelenks auf, spricht man von einer medialen Kniearthrose.
Neben einer X- oder O-Beinstellung können auch Fuß-Deformitäten wie ein Knick-, Senk-, Spreiz- oder Plattfuß sowie Hüftprobleme über eine Fehlstatik mit der Zeit zu Knieschmerzen und einer Arthrose führen. Bei älteren Menschen mit einer Kniegelenkarthrose (Gonarthrose) gesellen sich nicht selten als Symptome entzündliche Veränderungen dazu – beispielsweise im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis. Seltener können chronische Knieschmerzen eine Folge von Problemen im Rücken sein – wie zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall oder eine Enge des Wirbelkanals.
Knieschmerzen: Die richtige Diagnose ist wichtig
Weil Knieschmerzen viele verschiedene Ursachen haben können, empfiehlt es sich, anhaltende Schmerzen ärztlich abzuklären. Die genaue Diagnose eines Kreuzband- oder Meniskusrisses, einer Infektion, einer Arthrose oder eines Patellaspitzensyndroms stellt meist ein Orthopäde oder eine Orthopädin. Dafür nutzt der Arzt oder die Ärztin bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen, um mögliche Ursachen für die Beschwerden am Knie zu ermitteln. Erst mit der richtigen Diagnose kann eine abgestimmte Behandlung mit konventioneller Therapie, Medikamenten, Salben, Übungen oder im schlimmsten Fall einer OP helfen.
Bei akuten Knieschmerzen helfen Hausmittel und Schmerzmittel
Betroffene, bei denen Kniestrukturen akut gereizt sind, sollten dem Körper und dem betroffenen Kniegelenk zunächst ein wenig Ruhe gönnen – und zum Ausgleich Übungen und Sportarten wählen, die die schmerzhaften Strukturen weniger belasten. Folgende Hausmittel können zudem helfen:
- Kühlen hilft bei Schmerzen und Schwellungen.
- Wärme kann die Durchblutung und damit den Heilungsprozess fördern.
- Quarkwickel wirken abschwellend und entzündungsemmend.
- Arnikasalbe kann bei Schwellungen und Blutergüssen aufgetragen werden.
Zusätzlich können Schmerzmittel wie Ibuprofen und Diclofenac als Medikament oder als Salbe angewendet werden.
Die sogenannte PECH-Regel ist unmittelbar nach Stürzen oder Sportverletzungen die Wahl der Akuthilfe. Die Anfangsbuchstaben stehen für die einzelnen Maßnahmen:
- P wie Pause: Den betroffenen Bereich ruhigstellen.
- E wie Eis: Das geprellte Körperteil sofort kühlen.
- C wie Kompression: Einen Druckverband oder Bandagen anlegen.
- H wie Hochlagern: Den betroffenen Bereich hochlagern.
Wie werden chronische Knieschmerzen behandelt?
Die Behandlung der chronischen Arthrose erfolgt individuell unterschiedlich. Einige Patienten oder Patientinnen erhalten Spritzen ins verschlissene Knie. Künstliche Gelenkschmiere wie Hyaluronsäure sollen direkt vor Ort Linderung verschaffen. Zudem können Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen helfen.
Eine operative Gelenkspiegelung zögert der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin, wenn möglich, lange hinaus. Sinnvolle gelenkerhaltende Therapien sind unter anderem die Umlagerung der Kniescheibe oder die Korrektur der Beinachse durch eine Umstellungsosteotomie. Wichtig ist auch eine Lebensstiländerung. Betroffene sollten wieder Bewegung in ihren Alltag bringen und durch eine Ernährungsumstellung überschüssiges Gewicht reduzieren.
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