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Redaktionsbeiräte greifen Chefs von RTL und Stern an • Medieninsider | ABC-Z

Die Journalisten von Stern, Geo und dem Kunstmagazin Art protestieren gegen die Abwicklung des Quality Boards. Die Kritik am Management ist deutlich. Eigentümer RTL verteidigt die bisherige Linie.

An schlechte Nachrichten ist man in den Redaktionen des ehemaligen Verlagshauses Gruner + Jahr gewöhnt. Dennoch trifft die jüngste Nachricht die Redaktion noch einmal hart. Ende Mai informierten Geschäftsführung und Chefredaktion darüber, das sogenannte Quality Board abzuwickeln. In der Abteilung bündelt der Stern Aufgaben wie die Dokumentation oder Schlussredaktion. Die Aufgaben sollen künftig auf die Redaktionen, Dienstleister und das Verifikationsteam von RTL News verteilt werden. Mehr als 30 Mitarbeiter sind davon betroffen. Dabei hatten viele in der Belegschaft gehofft, dass es zumindest zeitnah keinen Stellenabbau mehr geben würde.

Der Stern zählt zu den wenigen Titeln, die nach der Zerschlagung von Gruner + Jahr in der Gruppe mit Geo, Capital und Art fester Bestandteil von RTL Deutschland bleiben sollen. Dafür stellte das Unternehmen, das zum Bertelsmann-Konzern gehört, 2023 noch einmal finanzielle Mittel bereit. Aktuell befindet sich der Stern mitten in der Investitionsphase, für die bis Ende 2026 30 Millionen Euro fließen sollen. Das Ziel: die konsequente Digitalisierung inklusive dem Aufbau eines digitalen Abo-Angebots, um das Geschäft nachhaltig zu stabilisieren. Doch ausgerechnet das Digitale wird jetzt zum Verhängnis.

Die Abwicklung des Quality Boards ist eine Reaktion auf drastische Einbrüche des Affiliate-Geschäfts, mit dem Medien über Produkttests und Empfehlungen Geld verdienen. Rund acht Millionen Euro sollen dem Stern nach Informationen von Medieninsider verloren gegangen sein. Kommentieren will das Unternehmen die Zahlen nicht. Der Grund für den Einbruch: Ebenso eingebrochener Google-Traffic, von dem das Geschäft beim Stern stark abhängig war. Mit digitalen Abos kann der Stern den Verlust längst nicht ausgleichen. Zwar sollen bis Ende des Jahres 50.000 und bis Ende 2026 100.000 Abonnements stehen. Zuletzt zählte Stern Plus jedoch erst rund 30.000 Abos. Darüber hinaus sollten alle Digitalaktivitäten dazu dienen, Verluste aus dem Printgeschäft zu kompensieren.

Dass das Budget nun jedoch ausgerechnet auf Kosten der Dokumentationsabteilung und damit der Redaktion eingespart werden soll, sorgt dort für Proteste. Man sei „fassungslos“ und „zutiefst besorgt“, heißt es zu Beginn eines internen Schreibens der Redaktionsbeiräte von Stern, Geo und Art. Adressiert ist es an RTL-Geschäftsführer Stephan Schmitter (Foto links), Finanzchefin Ingrid Heisserer und Stern-Chefredakteur Gregor Peter Schmitz (Foto rechts). Darin finden die Vertreter der Redaktion noch drastischere Worte. 

„Fake News“, „zynisch“: Redaktionsbeiräte üben deutliche Kritik

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