Welche Bademode die Pariser Mode-Ikone Inès de la Fressange für Vilebrequin entwirft | ABC-Z

Es war eine lustige Geschichte, wie fast immer, wenn Inès de la Fressange eine Geschichte erzählt. Im Urlaub in San Barthélemy (St. Barth) war sie schon früh am Morgen mit ihrem Mann spazieren. „Wir hörten Lärm, das waren Leute, die frühstückten. Sie grüßten uns und fragten auf Französisch: Wollt ihr mit uns frühstücken?’“ Warum nicht? Es stellte sich heraus, dass die meisten von ihnen früher für Hermès gearbeitet hatten, also auch aus Paris kamen. Und dann kam noch ein Mann dazu, wilde Haare, Shorts, sehr lustig. „Wir haben uns gleich angefreundet.“
Erste Lektion also für Menschen, die mit der Mode-Ikone Inès de la Fressange zusammenarbeiten wollen: Man beraumt kein geschäftliches Meeting in einem kalten Konferenzraum an, sondern man lernt sie per Zufall kennen, redet, lacht, findet sich nett und macht Pläne. Denn der Mann mit den verstrubbelten Haaren und dem ewigen Bart, das war Roland Herlory, früher bei Hermès und seit 2012 CEO bei Vilebrequin, der großen französischen Bademodenmarke. Wichtiger als diese Funktion: Herlory verstand sich auch gleich mit Inès’ Lebensgefährten Denis Olivennes. Beide lieben Karaoke – wenn das nicht verbindet!
Inès de la Fressange und das „Parisian Chic“
Das alles erzählt Inès, wie die Franzosen sie einfach nennen, nicht in einem unterkühlten Büro, sondern bei einem Kaffee in der Bar des Hotels Ritz in Paris. Sie ist einfach so gekommen, ohne PR, grüner Pullover, leicht strubbelige Haare, wirft ihre Tasche auf den Sitz und legt los. Über Mode hat sie viel zu sagen. Denn Inès Marie Lætitia Églantine Isabelle de Seignard de La Fressange, 67 Jahre alt, ist mehr „collaborations“ eingegangen als vielleicht alle Anderen in der Pariser Modeszene: als Muse von Karl Lagerfeld in seinen (und ihren) frühen Jahren bei Chanel, als Model auf allen wichtigen Laufstegen, als selbständige Designerin und Unternehmerin, als Autorin erfolgreicher Stilbibeln („Parisian Chic“), als Influencerin mit fast einer halben Million Followern und nicht zuletzt als Gesicht der Schuhmarke Roger Vivier.
„Bei Badeanzügen denke ich immer, dass sie nur für schöne brasilianische Mädchen gemacht sind“, sagt sie und lacht. „Wenn man sie in einem Geschäft anprobiert, möchte man weinen: Man hat nie den Hintern dafür. Aber flach zu sein bedeutet nicht, dass man weniger sexy ist. Das stimmt einfach nicht! Das ist nicht wahr!“

Dass das wirklich nicht wahr ist, das versucht sie mit einer eigenen Linie für Vilebrequin zu beweisen, die vergangenes Jahr vorgestellt wurde. Die kleine Kollektion soll „ikonische Stücke in einem unverwechselbaren Pariser Stil“ bieten, 14 Teile für Frauen und sieben für Männer, Bademode, T-Shirts, Hemden, Tuniken, Hosen, Jacken, sommerleicht aus Bio-Baumwolle und Leinen. Viele Entwürfe sind unisex: „Denn warum sollten Frauen nur Blassrosa und Lila, Männer nur Marineblau tragen?“ Sie selbst kauft für den Strand auch Männershorts von Männermarken. „Und warum sollte ich das nicht für alle Frauen machen? Auch ein schwarzes Hemd kann süß aussehen.“ Die Minimalistin mag Blumen – aber nicht auf der Kleidung, die sie trägt.
Bademode ist Millimeterarbeit
Als Designerin kennt Inès ihre Grenzen, dafür hat sie genug Erfahrungen gesammelt. „Manche Produkte wie Unterwäsche oder Bademode sollte man nicht ohne sehr professionelle Leute herstellen. Das ist eine ganz andere Arbeit als im Modedesign, ziemlich technisch. Und da ich ja in der Schuhbranche arbeite, weiß ich, was es bedeutet, wenn es auf Millimeter ankommt.“Also lieferte sie ihre Phantasie in Form von Zeichnungen, und die Marke kümmerte sich um die präzisen Schnitte. „Sie haben mir große Freiheiten gelassen.“ Das passt zu ihrer Arbeit und zu ihrem Leben. Aufs Geld komme es ihr nicht so sehr an: „Ich mache meine Arbeit nicht für das Geld.“ Wenn sie arbeitet, ist das alles, aber kein Zwang. Nur so bekommt sie wahrscheinlich diese unerschöpfliche Leichtigkeit des Seins und Designs hin.
Und dennoch wirkt ihr Erfolg, als wäre er von langer Hand geplant. Die Zusammenarbeit mit dem japanischen Filialisten Uniqlo lief mehr als zehn Jahre lang, sogar länger als die legendäre Kollektion +J von Jil Sander. Bei solchen Kooperationen reiche es eben nicht, einfach nur den eigenen Namen herzugeben, sagt sie. Es müsse mehr darin stecken. Dafür nennt sie ein großes Beispiel, das hier um die Ecke spielte. Gleich neben dem Ritz ist die Zentrale der wiederbelebten Marke Schiaparelli.
Als die italienische Modemacherin in den Dreißigern in Paris bekannt wurde, half ihr Salvador Dalí mit seinen schrägen Ideen, zum Beispiel einer Puderdose in Form einer Telefon-Wählscheibe. „Da drüben saß Schiaparelli und trank einen Kaffee, und plötzlich kam Dalí vorbei, wieder mit einer neuen Idee.“ So schnell und so leicht kann das gehen in Paris. Heute noch immer, wenn es denn die minimalistische Surrealistin unserer Tage entwirft.